Female
Scheitern als Chance: Warum niemand Angst vor dem Scheitern haben sollte
Hinfallen, aufstehen, besser machen: Maggie Herker, Fotografin und Bloggerin, spricht in ihrem Podcast „Scheitern für Anfänger“ mit Menschen, die ganz offen erzählen, was sie aus ihren Niederlagen gelernt haben – darunter auch Prominente, die man eigentlich als Galionsfiguren des Erfolgs einordnen würde, wie Schauspielerin und Autorin Sarah Kuttner, Rapper Megaloh oder Unternehmer Frank Thelen.
Scheitern ist die Grundlage des Erfolgs
Maggie Herker ist sich sicher, dass wir alle viel mehr über das Scheitern sprechen sollten: „So mancher Fehler hat eine völlig neue Idee und Erfolgsgeschichte hervorgebracht. Man sollte sich also die Frage stellen: Wie kann ich aus dieser Situation noch etwas Gutes und Unerwartetes schaffen? Wissenschaft lebt quasi von diesem Konzept, so lange etwas zu probieren, bis man zum Ergebnis kommt. Und auch die Lieblingsfußballmannschaft steht eine Woche nach der Niederlage wieder auf dem Platz und spielt weiter.“
Wer viel macht, macht auch viel falsch
Was erfolgreiche Menschen, seien es Sportprofis oder Bestsellerautoren, von anderen unterscheidet, ist vor allem, dass sie nie aufgegeben haben. Der etwas altbackene Spruch „Übung macht den Meister“ bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn man Fehler und Niederlagen einfach als Trainingslager betrachtet. Diese Erkenntnis kann Maggie nach den vielen Gesprächen in ihrem Podcast nur bestätigen: „Jeder, der viel macht und probiert, fällt statistisch auch öfter auf die Nase. Menschen, die nichts tun, scheitern auch nicht. Aber alle haben es am Ende überlebt und es vorgezogen, einfach zu machen, statt ewig auf den perfekten Moment zu warten. Gerade in Zeiten von Social Media sollte man sich von Perfektionismus und Optimierungswahn verabschieden und einfach die Reise mit allen Hürden und Schwierigkeiten genießen. Umwege erhöhen schließlich die Ortskenntnis.“
„I f*cked up. So what?“
Die Start-up-Szene hat das bereits verstanden: Die sogenannten „F*ck up nights“ haben inzwischen bundesweit Kultcharakter. Gründende verschiedener Branchen stellen sich an diesen Abenden auf die Bühne und berichten von ihren größten Misserfolgen. So haben nicht nur alle etwas zu lachen, sondern lernen aus den Fehlern der Vortragenden gleich mit.
Eine ganze Vielzahl von Blogs und Podcasts widmet sich mittlerweile dem Thema der Niederlage. Die britische Journalistin Elizabeth Day etwa ist mit ihrem Podcast „How to fail“ – auf Deutsch: „Wie man versagt“ – international erfolgreich. Die Idee hatte sie nach einer gescheiterten Ehe, mehreren Fehlgeburten und einer Jobkrise. Auch sie spricht wöchentlich mit wechselnden Interviewgästen und versucht zu ergründen, was diese aus ihren Missgeschicken oder grandiosen Niederlagen gelernt haben. Schauspielerin Natalie Dormer (die Margaery Tyrell aus „Game of Thrones“) hat das im Gespräch mit Elizabeth Day wundervoll motivierend formuliert: „Ich bin jetzt stark, weil ich mal schwach war. Ich bin weise, weil ich mal dumm war.“
Aber weh tut es trotzdem, oder?
So sehr wir das Scheitern auch feiern, am Ende muss auch Podcasterin Maggie Herker zugeben, dass es kein schönes Gefühl ist, zu versagen. Aber sie hält sich lieber an dem fest, was man aus Tiefpunkten lernt und anschließend neugestalten kann. Ihre größte persönliche Niederlage? „Von außen betrachtet wahrscheinlich, dass ich mit 30 Jahren noch mal zu meiner Mutter gezogen bin. Aber ich finde es schlimmer, Ideen und Träume nicht umgesetzt zu haben, als einen Rückschlag einzustecken. Und ganz ehrlich: Es gab richtig gutes Essen bei meiner Mutter!“
Mit schlechtem Beispiel voran: Auch mit diesen Podcasts macht Scheitern Spaß
Der ehemalige amerikanische Wrestler Jim Harshaw Jr. erzählt in seinem Podcast „Success through Failure“ (Erfolg durch Scheitern), was er selbst aus seinen Fehlern gelernt hat und lässt viele Experten ihre Tipps und psychologischen Tricks verraten, wie wir nach einer Niederlage wieder groß rauskommen.
Die Radiojournalistin Lauren Ober konzentriert sich mit ihrem Podcast „Spectacular Failures“ auf große Geschichten des Scheiterns aus der Businesswelt – darunter so absurde Geschichten wie die zweier Prediger, die einen christlichen Vergnügungspark eröffnen wollten.
Der Stand-up-Comedian Jason Salmon hat aus der Not eine Tugend gemacht: Jede seiner zahlreichen Podcast-Ideen scheiterte, bis er seine Misserfolge selbst mit „Jason’s Failed Podcasts“ zum Thema gemacht hat. Sein Motto: „Scheitern ist meine größte Begabung!“