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Let’s talk about Ted: Alles, nur nicht langweilig
Ein Gastbeitrag des emotion-Magazins.
Woran denkt Ihr, wenn Ihr Ted hört? Wahrscheinlich nicht mehr an das Televoting-Verfahren, mit dem man sich als TV-Zuschauer in den 80er Jahren an Sendungen wie „Wetten, dass…“ beteiligen konnte. Dazu sind die Ted-Konferenzen und ihre Talks mittlerweile zu etabliert. Wie aus einer Geheimkonferenz eine weltweite Bewegung wurde – und uns die Ted-Talks digital empowern können.
Vier Tage, drei Themenfelder, ein Ort – so sah die Geburtsstunde von Ted aus. Im kalifornischen Monterey, bis dato vor allem für seine malerische Küstenlage am Highway 1 bekannt, fand 1984 die erste Ted-Konferenz statt und verhandelte in ihren Vorträgen, den Ted-Talks, genau die drei Themenfelder, die hinter der Abkürzung stecken: Technology, Entertainment und Design.
Wie Ted die Welt erobert hat
Vom Architekten Richard Saul Wurman ins Leben gerufen war Ted ursprünglich als eine Art Geheimclub gedacht. Seit 2001 steckt der britische Medienunternehmer Chris Anderson hinter Ted, das als Non-Profit-Organisation fungiert. Seine heutige globale Bekanntheit verdankt Ted vor allem dem T in seinem Namen, der Technologie. Alle Talks werden aufgezeichnet und seit 2005 sorgt die Website www.ted.com dafür, dass viele der Vorträge über das Internet verbreitet werden (und immer mehr auch untertitelt werden, denn die vorherrschende Ted-Sprache ist wenig überraschend Englisch). Und noch etwas hat dafür gesorgt, dass Ted mittlerweile so ein großes Thema ist: ein kleines x. Unter dem Label „TEDx“ finden nämlich weltweit unabhängig organisierte Ted-Events statt – bestimmt auch in Deiner Nähe (auf www.ted.com findest Du die Veranstaltungen gelistet).
Längst wird dabei nicht mehr nur über Technologie, Entertainment und Design geredet. „Ideas worth spreading“ lautet das Ted-Motto, und eine Idee, die es wert ist, verbreitet zu werden, kann eben auch sein, über die Stärken von Introvertierten zu reden, wie die Amerikanerin Susan Cain es in ihrem viel beachteten Talk getan hat („The Power of Introverts“), oder darüber, warum wir Menstruation endlich enttabuisieren sollten, wie es Cordelia Röders-Arnold, selbsternannte „Head of Menstruation” bei dem Start-up „Einhorn”, in ihrem Vortrag „Unf*ck Menstruation“ tut.
Was Ted so besonders macht
Das Themenfeld ist mittlerweile unendlich breit, das Format nach wie vor streng: Maximal 18 Minuten darf ein Vortrag sein (na gut, wenn man Bill Clinton heißt, darf man auch schon mal 24 Minuten zum Wiederaufbau Ruandas reden). Es geht darum, sein Thema kurzweilig an die Leute zu bringen und sich nicht in kleinsten Details zu verlieren, das Publikum bis zum Ende gut zu unterhalten und sie nicht mit eng beschriebenen Powerpoint-Präsentationen im Hintergrund zu langweilen. Bei Ted soll möglichst wenig vom Vortragenden und seinen Ideen ablenken. Ted-Talks wollen inspirieren, mitreißen, zum Nachdenken anregen, aber dabei auch unterhalten. Oft gelingt das den Vortragenden so gut, weil sie ihre Botschaft an persönlichen Geschichten aufhängen.
Was uns die Ted-Talks bringen
Eine große Bühne für die eigene Botschaft zu haben, Menschen im Saal einer Ted-Konferenz zu entzünden, durch die Verbreitung im Netz noch viel mehr Menschen zu erreichen, das hat die Ted-Talks auch zu einem prima Medium für Female Empowerment gemacht. Unter den viel gesehenen Beiträgen finden sich etwa Sheryl Sandberg mit ihrem Vortrag „Why we have too few women leaders“, die nigerianische Schriftstellerin Chimamanda Ngozi Adichie mit “We should all be feminists” oder Brené Brown, die über Verletzlichkeit spricht (“The power of vulnerability”). Alles inspirierende Vorträge, die uns anhalten, gemeinsam etwas zu verändern. Und aus denen man übrigens nicht nur inhaltlich viel mitnehmen, sondern sich auch rhetorisch etwas abgucken kann – für die nächste Bühne, auf der man selbst steht.
Leicht konsumierbar, weil unterhaltsam und zeitlich begrenzt – damit sind die Ted-Talks sicher auch Ausdruck unserer modernen Welt, die sich immer schneller dreht und sich gern unterhalten lässt. Aber wenn dabei Denkanstöße gegeben werden und sich gute Ideen verbreiten, die sonst vielleicht nicht so schnell aus elitären, geschlossenen Räumen dringen würden, ist das doch schon viel wert.
“Leute mit Ideen sind die neuen Rockstars”, sagt der Berliner Medienmacher Stephan Balzer, der die Ted-Talks in Europa groß gemacht hat. In diesem Sinne: Rockt mit. Teilt Eure Ideen, die es wert sind, verbreitet zu werden. Lasst Euch von anderen Frauen inspirieren. Trefft Euch Digital (=TED). Oder auf der nächsten Ted-Konferenz in Eurer Nähe.
Bilder: Marla Aufmuth / TED