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Women in Tech
Frau zeigt Stop-Zeichen

Gute Tage: The Female Company

Ann-Sophie Claus und Sin­ja Stadel­maier haben sich mit The Female Com­pa­ny auf Bio­tam­pons frei von Chemikalien, Par­fü­men und Poly­ester spezial­isiert und vertreiben diese dig­i­tal sowie auch als Abo. Mit der Peri­ode kann man eine Menge Gutes tun, sagen die bei­den und spenden einen Teil ihrer Erlöse: Pro verkaufter Pack­ung wird eine Frau in Indi­en mit ein­er waschbaren Stoff­binde versorgt.

Manch­mal muss man weit reisen, um zu erken­nen, was einem zu Hause fehlt. In Ann-Sophie Claus’ und Sin­ja Stadelmeiers Fall: knapp 7.000 Kilo­me­ter. Nach dem Studi­um reis­ten die bei­den Fre­undin­nen durch Indi­en. Und sahen, wie sehr die Men­stru­a­tion dort tabuisiert wird. Frauen und Mäd­chen wer­den während ihrer Peri­ode isoliert, gel­ten als unrein, dür­fen nicht in die Schule gehen, keine heili­gen Stät­ten auf­suchen. Und damit nicht genug: Nur 12 Prozent der Frauen in Indi­en haben Zugang zu Hygieneprodukten.

Viele Frauen schämen sich für ihre Menstruation

„Als wir zurück in Deutsch­land waren, ist uns auch hier aufge­fall­en, dass der Umgang mit der Peri­ode keines­falls nor­mal ist: Wir ver­steck­en unseren Tam­pon in der Faust, und viele junge Mäd­chen kön­nen kaum über ihre Peri­ode sprechen oder ken­nen sich nicht wirk­lich aus“, beklagt Ann-Sophie. „Damit muss Schluss sein, fan­den wir. Uns geht es darum, dieses und viele weit­ere Tabus rund um den weib­lichen Kör­p­er zu brechen. Und endlich Trans­parenz über die Inhaltsstoffe von Peri­o­den­pro­duk­ten zu bieten.“ Denn während die bei­den Fre­undin­nen sich inten­siv­er mit dem The­ma Men­stru­a­tion beschäftigten, fiel ihnen auf, dass der Men­stru­a­tion­s­markt in Deutsch­land kaum reg­uliert ist. So hät­ten Tam­pon­her­steller keine Dekla­ra­tionspflicht und müssten auf der Ver­pack­ung fol­glich keine Inhaltsstoffe angeben. Und: Viele Tam­pons beste­hen aus kon­ven­tioneller Baum­wolle, für deren Anbau Pflanzen­schutzmit­tel einge­set­zt wer­den. „All das hat uns gezeigt, dass eine trans­par­ente Alter­na­tive auf dem Markt nötig ist. Wir tra­gen diese Pro­duk­te schließlich jeden Monat in unserem Kör­p­er“, so Ann-Sophie. Die Idee: coole Pro­duk­te für starke Frauen entwer­fen, um das Tabu zu brechen und die Peri­ode sexy zu machen.

Biobaumwolle und Papierverpackung 

Bis zur Umset­zung dauerte es fast ein Jahr. Ein Pro­duk­tion­spart­ner musste gefun­den, Pro­to­typen getestet wer­den. Im Feb­ru­ar 2018 war es dann soweit: The Female Com­pa­ny wurde gegrün­det. Die zer­ti­fizierte Biobaum­wolle der Tam­pons, Binden und Slipein­la­gen wird kon­trol­liert ange­baut – ohne Chemikalien und Pes­tizide. Pro­duziert wird in Spanien unter fairen sozialen Bedin­gun­gen, der Her­steller ist mit dem GOTS-Zer­ti­fikat aus­geze­ich­net. GOTS, das ste­ht für „Glob­al Organ­ic Tex­tile Stan­dard“ und ist ein wichtiges Siegel für die Ver­ar­beitung von Tex­tilien aus biol­o­gisch erzeugten Natur­fasern. Somit wird jed­er Abschnitt der Liefer­kette von unab­hängi­gen Insti­tuten überwacht. Auch ist The Female Com­pa­ny die erste Marke weltweit, die ihre Tam­pons in Papi­er ver­packt statt in Plas­tik­folie. „Durch den Umstieg auf die Papierver­pack­ung kön­nten somit allein in Deutsch­land über 212 Ton­nen Plas­tik pro Jahr einges­part wer­den“, schätzt Ann-Sophie.

Tam­pons, Slipein­la­gen, Binden und Men­stru­a­tion­scups von The Female Com­pa­ny sind in den Drogeriemärk­ten dm und Bud­ni erhältlich. Online kön­nen die Kundin­nen ab 2 Euro pro Monat ein Abo abschließen und sich die Tam­pon­größen indi­vidu­ell zusam­men­stellen. Zusät­zlich gibt es bunt designte Tam­pon­box­en, mit denen die Peri­ode selb­st­be­wusst ins Bad einziehen soll.

Mit jeder Periode Gutes tun 

Getreu dem Mot­to von The Female Com­pa­ny, jed­er Frau zu jed­er Zeit an jedem Ort Hygien­e­pro­duk­te zur Ver­fü­gung zu stellen, set­zen die Grün­derin­nen auf Char­i­ty-Aktio­nen. Durch jedes verkaufte Pro­dukt bekommt eine Frau in Indi­en mit ein­er waschbaren Stoff­binde, die min­destens ein Jahr hal­ten soll. Dafür arbeit­et The Female Com­pa­ny mit dem Stuttgarter Mod­e­la­bel [eyd] cloth­ing zusam­men, das gemein­sam mit der Chai­im Foun­da­tion faire Klei­dung pro­duziert. Aus den übrig gebliebe­nen Stof­fresten entste­hen die Binden. „Die Chai­im Foun­da­tion in Mum­bai, Indi­en, unter­stützt Frauen, die aus Pros­ti­tu­tion und Gewalt befre­it wur­den. Sie erhal­ten eine Aus­bil­dung zur Näherin sowie faire Bezahlung, Schu­lun­ter­richt und Unter­stützung, um sich ein unab­hängiges Leben aufzubauen“, erzählt Ann-Sophie.

Die The-Female-Company-Gründerinnen Ann-Sophie Claus und Sinja Stadelmaier in Indien

Die The-Female-Com­pa­ny-Grün­derin­nen Ann-Sophie Claus und Sin­ja Stadel­maier in Indi­en — Bild: The Female Company

Einfach machen!

Da sich auch viele Frauen in Deutsch­land keine durchgängige Hygien­ev­er­sorgung leis­ten kön­nen, haben sich Ann-Sophie Claus und Sin­ja Stadel­maier der Peti­tion angeschlossen, die Mehrw­ert­s­teuer für Tam­pons von 19 auf 7 Prozent zu senken. Mit Erfolg! Seit Jan­u­ar sind Tam­pons in Deutsch­land 12 Prozent gün­stiger – auch wenn einige Her­steller inzwis­chen wieder ihre Preise erhöht haben.

Trube­lige zwei Jahre liegen hin­ter The Female Com­pa­ny. Und was rät Ann-Sophie anderen Frauen, die ein Start-up grün­den wollen?

„Ein­fach machen! Zu uns hat damals nie­mand gesagt: ‚Genau die Idee ist es!’ Im Gegen­teil: Ihr kön­nt euch vorstellen, was unsere Fre­unde und Eltern gesagt haben, als wir ihnen beim Aben­dessen erzählten, dass wir jet­zt Bio-Peri­o­den­pro­duk­te machen wollen. Let­z­tendlich geht es ein­fach darum, ins kalte Wass­er zu sprin­gen und loszule­gen. Aber: Ein Start-up bedeutet viel Aus­dauer! Dessen muss man sich bewusst sein.“

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