Mutter führt ihre Tochter langsam in die Generation digital ein
Women in Tech
Frau zeigt Stop-Zeichen

Generation Digital: Weg mit dem schlechten Gewissen!

Ein Gast­beitrag des emotion-Magazins.

Es ist ein ewiges The­ma: Wie viel Bild­schir­mzeit ist gut fürs Kind? Wom­it sollte sie gefüllt sein? Und wie find­et man die Bal­ance zwis­chen dem Erwerb von dig­i­taler Kom­pe­tenz und dem men­schlichen Bedürf­nis nach Sauer­stoff und Bewe­gung? Drei Exper­tin­nen über die Gen­er­a­tion Dig­i­tal und deren Eltern.

Es gibt sie immer noch, die Leute, die sagen, am besten sollte ein Kind unter zwölf Jahren gar nicht mit dig­i­tal­en Medi­en kon­fron­tiert wer­den. Ver­e­na Paus­der, zweifache Mut­ter und Grün­derin des Start-ups „Fox & Sheep“, das Apps für Kinder entwick­elt, ist da ganz ander­er Mei­n­ung. Eltern soll­ten kein schlecht­es Gewis­sen haben, wenn sie Kindern ein dig­i­tales Gerät in die Hand geben. Ganz im Gegen­teil. Ver­e­na Paus­der hält es eher für ver­ant­wor­tungs­los, Kindern den Umgang mit dig­i­tal­en Medi­en zu ver­weigern: „Fakt ist doch: Das Dig­i­tale ist da und wird nicht mehr wegge­hen. Deshalb dür­fen wir es wed­er als Teufel­szeug ver­dammen noch ein­fach ignori­eren oder uns weg­duck­en. Wir müssen es aktiv und kreativ in unser Leben und das unser­er Kinder inte­gri­eren. Erst dann kön­nen sie zu Gestal­tern dieser Welt und unser­er Zukun­ft werden.“

Verena Pausder über Generation digital

Ver­e­na Paus­der Grün­derin des Start-ups „Fox & Sheep“- Foto: Kim Keibel

Kinder begegnen der digitalen Welt unverkrampft und ohne Vorurteile

Ver­e­na sieht eine große Chance darin, dass Eltern Tablet, Smart­phone & Co. gemein­sam mit ihren Kindern erobern. Diese haben näm­lich keine Berührungsäng­ste und unter­schei­den gar nicht groß, ob ana­log oder dig­i­tal. Wahre „dig­i­tal natives“ eben: „Eine eigene App mit ‚Hop­scotch’ erstellen, mit ‚Scratch’ das Pro­gram­mieren ler­nen oder mit ‚Makey Makey’ den eige­nen Lap­top zum Klavier umfunk­tion­ieren: Dabei liegt die Beto­nung auf ‚gemein­sam’, genau. Wir machen ja auch Aus­flüge mit unseren Kindern oder spie­len Brettspiele.“

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Bildschirmzeit ist ungesund? Alles eine Frage des Timings

Kat­ja Sei­de vom Blog „Gewün­scht­estes Wun­schkind“ und Mut­ter dreier Kinder hat sich lange mit den wis­senschaftlichen Auswer­tun­gen des Medi­enkon­sums von Kindern beschäftigt. Und kann auch Ent­war­nung geben. Denn bis­lang gibt es keine Studie, die ein­deutig neg­a­tive Auswirkun­gen unter­mauert: „Man find­et dazu viele wider­sprüch­liche Aus­sagen von Wis­senschaftlern. Nach meinen Recherchen hat aber noch nie­mand wirk­lich beweisen kön­nen, dass Bild­schir­mzeit per se schlecht fürs Gehin ist.“ Sie hält vor allem den Aus­gle­ich zwis­chen „Draußen-Erleb­nis­sen“ und Bild­schir­mzeit für wichtig. Denn auch in der dig­i­tal­en Welt ler­nen Kinder viel: „Sie ler­nen online andere Men­schen ken­nen, schließen Fre­und­schaften, helfen anderen, sie ler­nen lesen und schreiben, verbessern ihre Auge-Hand-Koor­di­na­tion und ihre Pla­nungskom­pe­tenz und so weit­er. Zu ego­is­tis­chen Zom­bies wer­den sie also nicht.“

Katja Seide vom Blog „Gewünschtestes Wunschkind“

Kat­ja Sei­de (rechts) vom Blog „Gewün­scht­estes Wun­schkind“ -Foto: Kim Keibel

Keep calm – and team up! 

Am Com­put­er oder Tablet haben Eltern die große Chance, gemein­sam mit ihren Kindern etwas ler­nen zu kön­nen. Mut­ter und Müt­ter-Blog­gerin Patri­cia Cam­mara­ta vom Blog „Das Nuf“ schreibt ger­ade ein Buch für Eltern zum Umgang mit dig­i­tal­en Medi­en. Ihr Rat: Entspan­nt Euch! „Eltern soll­ten sich von dem Anspruch ver­ab­schieden, grund­sät­zlich einen Wis­sensvor­sprung haben zu müssen in Sachen dig­i­tale Medi­en.“ Stattdessen kön­nten Eltern ihre Kinder auch begleit­en bei deren Eroberungszü­gen durch Inter­net- und Spielewel­ten. Und Lern­spiele bieten da großes Poten­zial. Aber genau­so, wie Kinder auch mal ohne großen Lern­ef­fekt Steine stapeln, Fan­tasiesongs sin­gen oder Matschep­ampe anrühren dür­fen soll­ten, muss auch die Bild­schir­mzeit ja nicht immer einen Zweck erfüllen: „Eltern ver­wech­seln gele­gentlich ihren eige­nen per­sön­lichen Geschmack mit ein­er päd­a­gogis­chen Wer­tung. Wieso reicht es manch­mal nicht, ein­fach Spaß zu haben?“

Mütter-Bloggerin Patricia Cammarata vom Blog „Das Nuf"

Müt­ter-Blog­gerin Patri­cia Cam­mara­ta vom Blog „Das Nuf”- Foto: Kim Keibel

Digitale Medien sind nicht die Zukunft, sie sind Alltag

Smart­phones und Tablets sind fes­ter Bestandteil unser­er Welt gewor­den. Sei es, um ein­fach mal nur zu „dad­deln“ oder um sie als Werkzeug zu benutzen: Wir müssen sie in das Leben unser­er Kinder inte­gri­eren und ihnen helfen, ver­ant­wor­tungsvoll damit umzuge­hen. Und was die Regelung der Zeit­en ange­ht, sind sich alle drei Exper­tin­nen einig: Da muss jede Fam­i­lie ihren eige­nen Weg find­en. Einzig sture Ver­bote sind nicht nur sinn­los, son­dern gehen vor allem zulas­ten der Kinder – die dann Gefahr laufen, in unser­er ver­net­zten Gesellschaft den Anschluss zu verlieren.

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