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Frau zeigt Stop-Zeichen

Gefühlssache: Wie viel Emotionen verträgt der Job?

Natür­lich sind Gefüh­le wichtige Sig­nale, aber ger­ade im Job kön­nen sie uns auch im Weg ste­hen: als Unsicher­heit zum Beispiel. Wie viel Emo­tio­nen soll­ten wir im Job zulassen? Und welche Strate­gien gibt es, um Gefüh­le bess­er in den Griff zu bekom­men? Die Psy­cholo­gin und Kar­ri­ere­ber­a­terin Dr. Johan­na Dis­sel­hoff hat sich auf solche Fra­gen spezial­isiert und gibt Tipps

Du machst mich schwach, Du Kloß im Hals

Gefüh­le im Job sind für viele Men­schen ein schwieriges The­ma. Aber warum eigentlich? Es ist doch schließlich nur men­schlich, auch mal schlecht drauf zu sein oder vor etwas Angst zu haben. Das sieht auch Johan­na Dis­sel­hoff so. Aus der Arbeit mit ihren Kli­entin­nen weiß sie aber auch: „Wenn wir im Job mit bes­timmten Gefühlen kon­fron­tiert sind, wie beispiel­sweise Wut oder Angst, dann haben wir schnell den Ein­druck, dass diese Gefüh­le uns im Weg ste­hen. Wir wollen ja ser­iös und belast­bar wirken und keine Schwäche zeigen. Wenn uns vor Vorge­set­zten die Trä­nen laufen, fühlen wir uns pein­lich berührt und schä­men uns dafür.“

Gefühle sind ein Wegweiser

Aber wir alle sind ja auch mal über­fordert, und dafür sind Gefüh­le ein guter Weg­weis­er. Die „Botschaft“ hin­ter einem Gefühl zu ver­ste­hen und entsprechende Kon­se­quen­zen zu ziehen kann laut Johan­na Dis­sel­hoff extrem hil­fre­ich sein. Es gibt allerd­ings auch ein paar Tricks, um nicht völ­lig über­wältigt zu wer­den von seinen eige­nen Gefühlen: „Ein­er­seits kann man üben, sich auf bes­timmte Dinge zu fokussieren, um gar nicht erst in einen Gefühlsaus­bruch hineinzuger­at­en. Ander­er­seits kann man daran arbeit­en, Sit­u­a­tio­nen anders zu bew­erten, um gar nicht erst wütend oder ängstlich zu reagieren.“ Ein wichtiges Handw­erk­szeug ist außer­dem, an seinem Auftreten und der Kom­mu­nika­tion zu arbeit­en, um sicher­er zu werden.

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Tränen lügen nicht 

Aber manch­mal passiert es eben doch: Wir fühlen uns unter Druck geset­zt, oder ein Kom­men­tar macht uns so wütend, dass uns die Trä­nen in die Augen schießen. Für viele der zwis­chen­men­schliche Super-GAU. Aber selb­st dann gibt es noch Ret­tung, so Johan­na Dis­sel­hoff: „Ein­fach die Sit­u­a­tion kurz ver­lassen: Wenn ich merke, dass ich zu aufgeregt werde und mir die Trä­nen kom­men, gehe ich unter einem Vor­wand kurz aus dem Raum und atme ein paar­mal tief durch. Falls das nicht geht, gibt es noch einen Trick: Ich lenke mich ab. Zum Beispiel, indem ich mich ganz stark auf die eige­nen Füße fokussiere und darauf, wie sie den Boden berühren. Dadurch flacht die Emo­tion meis­tens schnell ab, und man kann sich wieder voll konzentrieren.“

Klischee hin oder her: Boys don’t cry

Natür­lich gibt es Aus­nah­men, aber meis­tens passiert es eher Frauen, dass sie im Job die Kon­trolle über ihre Gefüh­le ver­lieren. Män­ner sind es gewohnt, ein Pok­er­face aufzuset­zen, erk­lärt Johan­na: „Män­ner wer­den dann eher wütend. Und während ein Wutaus­bruch als durch­set­zungsstark gew­ertet wird, wird der Trä­ne­naus­bruch schnell als Zeichen für man­gel­nde Belast­barkeit gese­hen.“ Ob das gut oder schlecht oder gerecht ist, ste­ht auf einem ganz anderen Blatt. Aber weil es der Kar­riere meis­tens nicht beson­ders förder­lich ist, trainiert Johan­na mit ihren Kli­entin­nen, sou­verän­er aufzutreten und ger­ade die Trä­ne­naus­brüche im Job zu vermeiden.

Gefühle haben Schweigepflicht?

Es geht natür­lich nicht generell darum, seine Gefüh­le zu unter­drück­en, son­dern vielmehr darum, sie zu ver­ste­hen. Um das langfristig in den Griff zu bekom­men, emp­fiehlt Johan­na Dis­sel­hoff, sich eher mehr mit ihnen zu beschäfti­gen als weniger. Eine Art „Gefühlstage­buch“ kann dabei helfen, sich mehrmals am Tag zu fra­gen, wie man sich ger­ade fühlt und warum. Und vor allem: Sobald die Laune sinkt, schreibt man auf, was genau dazu geführt hat – um zu ver­ste­hen, welche Sit­u­a­tio­nen einen beson­ders her­aus­fordern, und konkrete Strate­gien dafür zu erar­beit­en. Das Ziel dabei ist aber nicht, wie eine Mas­chine „zu funk­tion­ieren“, son­dern eher die großen Gefühlsaus­brüche zu ver­mei­den. Zumin­d­est, wenn sie einem wirk­lich unan­genehm sind.

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