Karriere
Frauen zurück in den Beruf: So gelingt der Wiedereinstieg nach der Karrierepause
Sie sind talentiert, engagiert und top-qualifiziert. Trotzdem verharren viele Frauen auf der Karriereleiter im Stand-by-Modus. Nach einer familienbedingten Auszeit ist der Weg zurück in den Beruf oft steinig. Doch immer mehr Unternehmen erkennen das ungenutzte Potenzial und fördern Wiedereinsteigerinnen durch gezielte Programme – so auch Vodafone.
Qualifizierte Fachkräfte sind in vielen Branchen rar. Für einen Großteil dieser offenen Stellen gibt es aber hervorragend geeignete Kandidaten: Frauen, die aus familiären Gründen eine Karrierepause einlegen. Gut die Hälfte von ihnen möchte Angaben des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend nach der Auszeit an ihren Arbeitsplatz oder vorherigen Beruf zurück. Aber: „Viele Unternehmen haben sich mit der Frage, ob berufliche Wiedereinsteigerinnen eine Zielgruppe für ihre Personalakquise sein könnten, noch gar nicht beschäftigt“, so die Münchener Personalberaterin Carmen Kraushaar. Das sollte sich ändern.
Die Karriere wartet nicht – oder doch?
Neben den notwendigen Abschlüssen und Qualifizierungen bringen die meisten Wiedereinsteigerinnen hohe Einsatzbereitschaft, Motivation und soziale Kompetenzen mit. Doch vor allem in den sogenannten MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) erweist sich die Lücke im Lebenslauf oft als Hindernis. Nach einer Studie der international agierenden Organisation AnitaB.org ist eine Berufspause für Frauen in mittleren Positionen eines Technik-Unternehmens besonders kritisch. Auf dieser Stufe der Karriereleiter würden 56 Prozent aller Mitarbeiterinnen ein Hightech-Unternehmen verlassen. Das erklärt, warum talentierte Frauen in der Technologiebranche mit gerade mal 5 Prozent auf Führungsebene vertreten sind.
Brach liegende Potenziale erkennen und nutzen
Doch allmählich tut sich was. „Vor allem die großen Unternehmen haben inzwischen den Wert der vielen gut ausgebildeten Wiedereinsteigerinnen erkannt“, so Carmen Kraushaar, die seit Jahren Frauen bei der Rückkehr in MINT-Berufe unterstützt. Damit das gelingt, sei es wichtig, fachliches Wissen und Fähigkeiten durch passende Programme zu aktualisieren – und genau dafür ergreifen immer mehr Non-Profit-Organisationen und Unternehmen die Initiative. AntiaB.org setzt sich zum Beispiel nicht nur für die Förderung von Frauen in technischen Bereichen ein, sondern unterstützt auch Tech-Firmen, die weibliche Mitarbeiterinnen nach einer Karrierepause beschäftigen wollen.
Weitermachen statt neu beginnen
Gezielte Rekrutierungsprogramme sollen die Frauen wieder fit für die Arbeitswelt machen. Neben der fachlichen Auffrischung steht dabei ein praxisnahes Training der Soft-Skills im Fokus. Statt wieder ganz von vorne anzufangen, sollen bereits erworbene Fähigkeiten ausgebaut werden, damit Frauen genau an der Stelle weitermachen können, wo sie vor der beruflichen Auszeit aufgehört haben. Mehr als 160 Unternehmen weltweit nehmen laut dem Karriere-Netzwerk The Muse bereits an solchen Programmen teil. Und auch Vodafone hat ein globales Rekrutierungsprogramm ins Leben gerufen.
ReConnect: So bringt Vodafone Frauen zurück in den Beruf
Bettina Karsch, Personalgeschäftsführerin bei Vodafone Deutschland, hat sich ein Ziel gesetzt: „Bis 2020 wollen wir 30 Prozent Frauenanteil bei Führungspositionen haben und der attraktivste Arbeitgeber Deutschlands für Frauen sein.“ Als Grundlage für einen konkreten Maßnahmenplan diente eine eigens beauftragte KPMG-Studie, die beachtliche Erkenntnisse hervorbrachte. Weltweit nehmen fast 96 Millionen gut ausgebildete Frauen zwischen 30 und 54 Jahren eine berufliche Auszeit. Rund 55 Millionen von ihnen haben Führungserfahrung, die es nur zu nutzen gilt. 2017 startete Vodafone in 26 Ländern das Programm ReConnect, um talentierte Frauen mit Führungspotenzial nach einer Job-Auszeit von mindestens einem Jahr zurück in den Arbeitsalltag zu holen. Sechs Monate lang werden die Bewerberinnen umfassend eingearbeitet und sollen im Idealfall direkt einen Platz in der Chef-Etage besetzen.
Familienfreundlichkeit als Markenzeichen
Um das Potenzial talentierter Frauen ausschöpfen zu können, müssen Arbeitgeber aber auch im Firmenalltag entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Moderne Beschäftigungsmodelle mit flexiblen Arbeitszeiten ermöglichen einen gut organisierten Einstieg und fördern die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Rahmen des Unternehmensprogramms Erfolgsfaktor Familie setzt sich das Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) mit Spitzenverbänden der deutschen Wirtschaft dafür ein, dass Arbeitgeber den Wert von Familienfreundlichkeit erkennen und es als Markenzeichen in die Unternehmenskultur integrieren. Für Vodafone ist dieser Ansatz längst selbstverständlich. Der Konzern bietet entsprechende Betreuungsangebote für den Mitarbeiternachwuchs und hat allein in Düsseldorf drei Kitas eröffnet.
Auch mit dem Aktionsprogramm Perspektive Wiedereinstieg unterstützt das Bundesfamilienministerium Frauen nach einer familienbedingten Auszeit. Für eine moderne Gleichstellungspolitik und reale Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt stellen solche Initiativen die richtigen Weichen. Für Unternehmen lohnt es sich nicht nur im Hintergrund des Fachkräftemangels, eine Lücke im Lebenslauf talentierter Bewerberinnen nicht mehr als Makel zu sehen, sondern als Chance.
Was meinst Du? Welche Maßnahmen braucht es, um Frauen nach einer Karrierepause den beruflichen Wiedereinstieg zu erleichtern? Wir freuen uns auf Deine Ideen!