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Einfach besser schlafen: Wie Mindfulness die Schlafbilanz verbessern kann
Wie viel Schlaf Gründerinnen und Digital-Unternehmerinnen eigentlich brauchen und tatsächlich bekommen. Und wie Mindfulness die Schlafbilanz verbessern hilft.
Das Geheimnis zum Erfolg ist laut Arianna Huffington nicht unendliche Arbeitswut, sondern Schlaf. Die Autorin und Gründerin der „Huffington Post“ und von „Thrive Global“ rät Frauen dazu, mehr zu schlafen. Aus eigener schmerzhafter Erfahrung weiß sie, dass Schlafmangel zu Erschöpfung und Burn-out führen kann. Die Unternehmerin möchte ein Umdenken anregen: Das Kennzeichen für Erfolg sollte nicht wenig, sondern guter Schlaf sein.
Ausgeschlafene entscheiden besser
Studien aus Medizin und Psychologie stützen ihre These: Schlafentzug schwächt das Immunsystem und kann zu verzögerten Reaktionen und Beeinträchtigung der kognitiven Leistungsfähigkeit führen. Keine guten Voraussetzungen für Effizienz und Ausdauer.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie fanden Wissenschaftler der University of South Florida heraus, dass Arbeitnehmer schlechtere Entscheidungen trafen und kognitive Schwierigkeiten hatten, wenn sie in der Nacht zuvor schlecht geschlafen hatten. Schon 16 Minuten weniger Schlaf hatten einen Einfluss auf die kognitive Leistungsfähigkeit am nächsten Tag.
Gründen ohne Schlaf?
Gründerinnen und Unternehmerinnen haben aber oft keine Wahl und müssen in intensiven Phasen beim Schlaf Abstriche machen, um ihre nächsten Meilensteine zu erreichen. Julia Römer, Gründerin des Kühlschrank-Start-ups „Coolar“ und Mutter, kennt das Problem: „Ich bekomme zwischen fünf und sieben Stunden Schlaf pro Nacht, bräuchte aber mindestens acht Stunden Schlaf.“
Damit ist sie nicht allein. Miriam Wohlfarth, Geschäftsführerin des Fintech-Unternehmens „Rate Pay“, hat sich an sechs Stunden Schlaf gewöhnt. Ebenso Fränzi Kühne, Geschäftsführerin der Digitalagentur „Torben, Lucie und die gelbe Gefahr“. „Optimal wären aber eher zehn bis zwölf Stunden“, sagt die Gründerin.
Achtsamkeit reduziert Schlafmangelsymptome
Das Phänomen ist nicht unbekannt. Lange galt es sogar als Zeichen von Zielstrebigkeit, müde zu sein. Denn wer schläft, ist ja offenbar nicht motiviert genug, die ganze Nacht lang durchzuarbeiten. Spätestens seit Arianna Huffington und anderen erfolgreichen Unternehmern wie Amazon-Chef Jeff Bezos ist der Schlaf als Voraussetzung für Erfolg in den Fokus gerückt. Huffingtons Plattform „Thrive Global“ ist gänzlich dem Thema Well-being gewidmet, und auf ihrer Website bietet sie Tipps und Meditationsanleitungen zum Download an.
Eine weitere Studie gibt den Schlafverfechtern recht. Wissenschaftler der Oregon State University haben untersucht, wie viel Unternehmer schlafen – und ob dies Einfluss auf ihre Leistungsfähigkeit hat. Dabei kam heraus, dass Unternehmer, die weniger schlafen, tatsächlich erschöpfter sind. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Die Erschöpfung kann durch Achtsamkeitsübungen ausgeglichen werden.
Achtsamkeit ist eine geistige Haltung, die ihre Wurzeln im Buddhismus hat. Sie ermöglicht es, gelassener auf innere und äußere Reize zu reagieren. Mittlerweile haben auch erfolgreiche Unternehmer Achtsamkeitsübungen für sich entdeckt, weil sie fokussierter und leistungsfähiger machen können. Dass sie anscheinend auch negative Auswirkungen von Schlafdefiziten mindern, ist ein weiterer Pluspunkt.
Von Lerchen und Eulen
Um wirklich erholt zu sein, brauchen die meisten Erwachsenen sieben bis acht Stunden Schlaf. Zu welcher Uhrzeit diese Stunden geschlafen werden, ist dabei tatsächlich weniger entscheidend. Der Schlaf-Wach-Rhythmus ist genetisch bedingt und unterscheidet sich von Mensch zu Mensch.
Sich gegen den eigenen Schlafrhythmus zu stellen hat eher schlechte Auswirkungen auf die Gesundheit. Sogenannte Eulen, also Menschen, die eher später aus dem Bett kommen und dafür am Ende des Tages richtig produktiv werden, sollten sich also gar nicht dazu zwingen, schon morgens um sechs erste Termine wahrzunehmen.
Gründen kann daher für Eulen vorteilhaft sein: Als eigener Boss kann ich dann arbeiten, wenn ich am produktivsten bin. Die Gründerinnen Fränzi Kühne und Julia Römer bestätigen das. Auch Miriam Wohlfarth sagt: „Je später der Tag, desto produktiver werde ich.“
Einschlaftipps von den Profis
Aber wie komme ich auf meinen Schlaf? Eine Möglichkeit ist Meditation. Nannett Wiedemann, Gründerin von „biobrush“, einem Start-up, das Zahnbürsten aus Biokunststoffen herstellt, hat damit gute Erfahrungen gemacht: „Ich mache Atemübungen, bei denen ich komplett ins Hier und Jetzt komme. Danach ist meine Festplatte so weit runtergefahren, dass ich schon fast Sekunden später eingeschlafen bin.“
Sinja Stadelmaier, Co-Gründerin des Tampon-Start-ups „The Female Company“, bemüht sich als Frühaufsteherin eher um Morgenrituale. Für leichteres Einschlafen rät sie: „Genug Zeit einplanen, um abends zur Ruhe zu kommen – an Tagen, an denen ich nach der Arbeit direkt ins Bett falle, arbeite ich quasi gedanklich die Nacht durch weiter!“
Miriam Wohlfarth kommt ohne Einschlafrituale aus: „Ich bin abends so müde, dass ich auch ohne Ritual gut einschlafe.“ Daher lautet ihr Tipp für einen guten Schlaf: „Raus in die Welt und viel erleben! Ist der Tag vollgepackt und ereignisreich, fällt man abends von ganz allein erschöpft ins Bett.“