Female
Die Marke, das bin ich: So funktioniert Personal Branding
Wir leben in Zeiten, in denen Aufmerksamkeit als wichtigste Währung gilt. Das kann man ablehnen – oder für sich selbst nutzen. Für alle, die lieber Letzteres wollen, gibt Experte Stephan Raif Tipps in Sachen Personal Branding.
Herr Raif, Sie sind Experte für Personal Branding. Was genau versteckt sich hinter dem Begriff?
Personal Branding ist eine werteorientierte Methode der Selbstvermarktung. Aus meiner Sicht ist es immens wichtig, sich selbst als Marke zu erkennen. Ich erarbeite das mit meinen Klienten durch meine Markenmethodik, die eine Persönlichkeit als Marke beschreibt. Diese Markenbeschreibung ist ähnlich wie die von Markenprodukten, Dienstleistungen und Unternehmen. Wer also etwas über seine Persönlichkeit verkaufen oder andere überzeugen möchte, ist mit Personal Branding gut beraten.
Warum kann es helfen, aus einer Persönlichkeit eine Marke zu machen?
Marken sind kontinuierlich, verlässlich, haben ein Qualitätsversprechen und sind einschätzbar. Das sind auch gute Werte für Persönlichkeiten, die langfristige Geschäftsbeziehungen anstreben. Wer sich selbst als Marke begreift, kann seine Kommunikation konsequent auf seine Persönlichkeit ausrichten. Das schafft Vertrauen bei den Kontakten, egal ob online oder offline. Gerade das Vertrauen wird in unserer mehr und mehr digital funktionierenden Welt immer wichtiger. Mit der Zeit sorgt das für einen lukrativen Effekt, der sich durch Anfragen und Aufträge zeigt. Idealerweise gibt es dabei keinen Bruch zwischen der Onlinedarstellung und der Person im richtigen Leben.
Welche konkreten Fragen erörtern Sie mit Ihren Klienten?
Für die Erarbeitung der Marke beginnen wir mit den Charaktereigenschaften, hinter denen Werte stecken. Daraus ermitteln wir die sogenannten Markenkernwerte. Anschließend erarbeiten wir eine Positionierung. Dabei ist es wichtig, dass die Positionierung spitz formuliert wird und keinen Bauchladen beschreibt. Ist das geschafft, blicken wir in die Zukunft und finden ein visionäres Ziel als kommunikativen Leuchtturm. Last but not least erarbeiten wir eine Markenstory, die sofort online und offline eingesetzt werden kann, um sich in weniger als einer Minute interessant vorzustellen.
Wie lautet beispielsweise Ihre Markenstory?
Mein Name ist Stephan Raif, und ich bin Personal-Branding-Experte. Ich unterstütze Führungskräfte, Selbstständige und Intrapreneure in ihrer werteorientierten, authentischen Selbstvermarktung. So können nachhaltige, vertrauensvolle Geschäftsbeziehungen angebahnt und gepflegt werden. Mehr Informationen finden Sie im Web unter personal-brands.com.
Diese Story kann ich ohne Hast in einer halben Minute erzählen und erhalte anschließend oft interessierte Rückfragen. Die Markenstory ist ein klein wenig werblich, soll beschreiben, was man macht und was es dem Kunden nutzt. Außerdem sollte man angeben, wo es weitere Informationen gibt oder wie man schnell in Kontakt treten kann.
Sollte man eine bestimmte Persönlichkeitsstruktur für Personal Branding mitbringen – beispielsweise eher extrovertiert sein?
Nein, im Grunde nicht. Allerdings darf die Person Lust auf Personal Branding haben und braucht den Mut, sich in der Öffentlichkeit darzustellen. Das fällt introvertierten Menschen nicht ganz so leicht, doch es gibt auch dafür wunderbare Kommunikationsmittel, die sie ideal nutzen können. Im Übrigen halte ich Introvertierte für sehr wertvoll, da sie anders unterwegs sind als die Hansdampf-in-allen-Gassen-Typen. Genau das ist vertrauenerweckend, und es gibt eine Menge Menschen, die das schätzen.
Selbstdarstellung ist in unserer Gesellschaft oft negativ besetzt – nicht zuletzt durch soziale Medien wie Instagram, in denen sich Menschen gern inszenieren. Inwieweit unterscheidet sich Personal Branding davon?
Stimmt, „Selbstdarsteller“ wird manchmal wie „Angeber“ verstanden. Natürlich gibt es genug Menschen, die sich in ihrer Kommunikation völlig überhöhen. Das kann gefährlich sein für diejenigen, die das nicht einschätzen können. Doch es gibt sehr viele angenehme, hilfsbereite und aufgeschlossene Persönlichkeiten, die ihre Expertise vertreten. Auch auf Instagram. Die sind nicht so „laut“ unterwegs wie ihre unseriösen Kollegen, doch wesentlich erfolgreicher.
Welche einfachen Schritte kann jeder selbst tun, um eine Marke aufzubauen?
Da gibt es eine ganze Menge. Das beginnt mit dem aktuellen Profilbild in den Social-Media-Portalen und geht über eine kurze und unmissverständliche Beschreibung des Angebots bis hin zu einem individuellen Kommunikationskonzept, das konsequent umgesetzt wird.
Wie genau sollte in den sozialen Medien kommuniziert werden?
Offen, ehrlich und wertschöpfend. Das im eigenen, der Markenpersönlichkeit entsprechenden Stil, egal ob online oder persönlich. Außerdem ist es wichtig, kontinuierlich präsent zu sein, denn gerade in Social Media ist ein Post nur für kurze Zeit sichtbar.
Welche Tipps lassen sich noch leicht umsetzen?
Der wichtigste und entscheidende Tipp ist es, durchzuhalten. Die beste Marke und kreativste Kampagne verpufft schnell, wenn einem die Puste ausgeht. Also lieber nur wenige Medienkanäle bespielen und sich die Zeit gut einteilen, damit man seine Themen langfristig kommunizieren kann. Personal Branding ist kein Sprint, es ist ein Marathon.