Female
Cowomen: Der Club für den Wandel von passionierten Gründerinnen
Sie sind Treffpunkte für passionierte Gründerinnen, gut vernetzte Führungskräfte und ambitionierte Studentinnen: Frauenclubs erleben ein Revival. Sie bieten Netzwerken eine feste Basis und zeigen, dass für Frauenkarrieren nichts wichtiger ist als die Verbindung von ambitionierten Frauen: #ConnectedSheCan!
Am Vortag erst hatten sie ihren Gesellschaftervertrag unterschrieben, da warfen Sara-Marie Wiechmann, Hannah Davina Dahl und Katharina Brendel ihr Konzept noch einmal um. Statt mit teuren Mitgliedschaften nur die Elite anzusprechen, beschlossen sie, sich an Kundinnen zu richten, die ihnen selbst ähneln. Sara und Hannah sind Beraterinnen, Katharina entwirft Social-Media- und Marketing-Strategien und hat einen eigenen Podcast. Die drei eint eine Vision: Sie wollen die Arbeitswelt erneuern. Damit Frauen die gleichen Chancen haben wie Männer. Damit sie in Meetings so selbstverständlich das erste und das letzte Wort haben wie ihre Kollegen. Damit sie Erfolg haben können – ohne mehr ranklotzen zu müssen. „Wir verändern im Grunde das tagtägliche Leben von allen. Das ist ein gesellschaftlicher Wandel“, sagt Sara.
“Netzwerken und die Community sind so wichtig für Frauen. Unsere Mitglieder investieren in sich selbst.” Sara-Marie Wiechmann, Cowomen
Ihr Beitrag zum Umbruch liegt in einem ehemaligen Münzprägewerk, hat Holzdielen, große Schreibtische, einen Medienraum, Besprechungszimmer und Sicht auf den Berliner Fernsehturm. Cowomen, der erste deutsche Coworking Space für Frauen, hat im Februar 2019 eröffnet und schon 45 Mitglieder. Freelancerinnen und Gründerinnen arbeiten in den hellen Räumen an ihren Projekten, tauschen sich über Ideen aus und geben sich Tipps, wenn sie mal nicht weiterkommen. Sie treffen sich montags zu einem gemeinsamen Start in die Woche, feiern freitags Erfolge und in der Küche kommt von NFC-Technologie bis Steuerberater alles auf den Tisch. „Das Netzwerken und die Community sind so wichtig. Für diese Werte geben die Frauen am Ende des Tages das Geld aus“, sagt Sara. „Sie investieren in sich selbst. Sie bringen einen starken Drive mit.“
Diesen Frauen wollen Clubs wie Cowomen einen Ort bieten, an dem sie sich willkommen und unterstützt fühlen. Der Gedanke verbreitet sich gerade in Deutschland: Die Cowomen haben schon einen Ableger in Heidelberg eröffnet, in Berlin gibt es einen zweiten Coworking Space für Frauen, genauso in Stuttgart und auch in München steht eine Eröffnung an.
Frauenclubs bieten eigene Messengers, Zugang zu weiblichen Role-Models und verlässliche Kontakte
Clubs für Frauen, im Englischen als „Female Only Clubs“ betitelt, erleben ausgehend von den USA ein weltweites Revival. Schon einmal waren sie im New York des 19. Jahrhunderts als Treffpunkte für die weibliche Elite angesagt. Als Rückzugsorte, um unter sich zu sein. Ohne den Druck, sich gegen Männer zu behaupten. Ohne bewertet oder gar belästigt zu werden. 2016 hat in New York unter viel öffentlicher Aufmerksamkeit die erste Niederlassung von The Wing eröffnet, einem sehr exklusiven Club. Auf den Abendveranstaltungen sprechen Stars wie Jennifer Lopez oder Jill Abramson, die erste Chefredakteurin der New York Times. In London residiert The Allbright in einem schicken Stadthaus, in Toronto gibt es den ebenfalls sehr exklusiven Club The Verity. Einige der Female Only Clubs haben Spas, Schönheitssalons oder bieten Yoga-Kurse. Alle bemühen sich, ihren Mitgliedern das Netzwerken leicht zu machen. Mit eigenen Messengern und mit abendlichen Diskussionen, Lunch-Veranstaltungen oder schon zum Frühstück. Die Forschung gibt ihnen Recht: Einer Studie der Kellogg School of Management zufolge sind die Frauen die erfolgreichsten, die sowohl ein weit verzweigtes Netzwerk haben als auch einen Kreis eng vertrauter Geschlechtsgenossinnen aus anderen Unternehmen und Branchen. Frauenclubs und -netzwerke bieten eine Möglichkeit, solche Mitstreiterinnen kennenzulernen.
Bei Cowomen können Frauen ausprobieren, was hoffentlich bald in allen Büros Normalität wird, z.B. ihre Kinder zu Terminen mitbringen
Die Gründerinnen von Cowomen wollten ihrem Netzwerk ein festes Zuhause geben – den Coworking Space. Die Idee dazu war Hannah gekommen, als sie drei Monate nach der Geburt ihres Sohnes mit der Milchpumpe an der Brust und dem Telefon am Ohr in der Damentoilette bei einem Kunden stand – und sich an einen Ort wünschte, der zu ihren Bedürfnissen als Beratungs-Profi, als Mutter, als Frau passt. Trotzdem haben sich die Gründerinnen schlussendlich gegen eine Kinderbetreuung in ihren Räumen entschieden. Denn es gibt solche Modelle schon und auch aus politischen Gründen: „Weil wir ein Raum für Frauen sind, wollen wir nicht zwingend mit Kinderbetreuung in Verbindung gebracht werden”, sagt Sara. Sonst würden sie die Rollenmuster weitertragen, die sie überwinden wollen. „Wir haben aber eine einhundertprozentige Akzeptanzpolitik, wenn Frauen ihre Kinder mitbringen. Umso besser: Wenn ein Mitglied mit einem Säugling Kunden in unseren Räumen trifft, zeigen wir damit wieder was“, sagt Sara. Eine Normalität nämlich, die irgendwann in allen Büros und Konferenzräumen ankommen soll.
Bilder: Ana Torres