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Diskriminierung beim Gaming: Wie ein Hashtag gegen Hass zu Hate-Speech wurde
Wer zu gute Noten schreibt, ist ein Streber. Wer schlecht in der Schule ist, ein Idiot. Wer nichts auf den Rippen hat, ist ein Lauch. Wer ein paar Pfunde mehr hat, wird zum dicken Außenseiter. Kinder können hart sein. Vor allem zueinander. Umso wichtiger, dass wir mit ihnen offen über Hassattacken sprechen. Schließlich können wir sie nicht in einen permanenten Watteball als Schutz vor allem Bösen packen. Aber wir können ihnen durch ein Bewusstsein für Hassattacken und deren Gründen etwas Halt und Vertrauen geben. Denn solche Situationen kommen nicht nur in der Schule, beim Sport und auf dem Spielplatz vor. Auch die Gaming-Szene kämpft mit hasserfüllten „Trollen“, also Personen, die im Internet Diskussionen und Hass anzetteln, die einem das Leben schwer machen. Ein aktuelles Beispiel für Diskriminierung beim Gaming: das Hashtag #GamerLeaksDE.
Vor Kurzem kam den Gamerinnen und Gamern vom Twitter-Account eine Idee, um gegen Hate Speech, Sexismus und Diskriminierung beim Gaming vorzugehen. Sie riefen das Hashtag #GamerLeaksDE ins Leben, um negative Erfahrungen aus der Gaming-Szene zu sammeln. Sie wollen offen darüber sprechen – keiner soll sich alleine mit der Diskriminierung beim Gaming fühlen. Um den Status quo vielleicht endlich ändern zu können.
#GamerLeaksDE pic.twitter.com/hMuJhZXwj9
— GamerLeaksDE (@De2Gamer) November 13, 2018
Thomas-Gabriel Rüdiger, ein bekannter Spezialist für Cyberkriminologie, erklärte gegenüber dem Online-Magazin Vice
Der Sündenbock ist aber nicht das Medium Videospiel. Online-Spiele sind ein riesiges soziales Medium, das im Vergleich zu anderen sozialen Netzwerken kaum reguliert wird. Wenn Erwachsene auf einem Fußballplatz mit Kindern zusammenspielen, dann passen sie ihr Spielverhalten den Kindern an. In Online-Spielen passiert das alles fast gar nicht.
Ein 12-Jähriger fliegt von einem der größten Minecraft-Server und wird gesperrt, weil er einem rechtsextremen Admin widerspricht. Niemand hilft. #GamerLeaksDE
— Thekla Kraußeneck (@wintermohn) November 13, 2018
Vorerst erreichte #GamerLeaksDE sein Ziel. Dann erlangte das Schlagwort durch Moderator Jan Böhmermann eine ordentliche Portion Aufmerksamkeit. Das Hashtag landete in den Trending Topics auf Twitter und reichte plötzlich weit über die Gaming-Szene hinaus. Daraufhin mischten sich unzählige außenstehende Personen in das eigentlich friedliche Hashtag ein und spielten die Erfahrungen der Betroffenen zu Diskriminierung beim Gaming herunter.
Und das häufig weniger objektiv, sondern beleidigend und verachtend. Wohl noch gefördert durch die Anonymität des Internets feuerten einige Trolle mit Hate Speech weit unter die Gürtellinie. Ihre Kernaussage: Alle Gamerinnen und Gamer, die hier ihre negativen Erfahrungen zu Diskriminierung beim Gaming berichten, übertreiben maßlos.
Weniger trollen. Mehr zuhören und den negativen Eindruck mit guten Taten widerlegen. Stattdessen zeigt der Hashtag aktuell primär eines: Dass die Gamerlandschaft leider einige Armleuchter birgt.
Und „einige” sind zu viele.
#GamerleaksDE— Guddy Thrace (@GuddyThrace) November 13, 2018
Schlussendlich können wir Hasskommentare wie bei #GamerLeaksDE leider nicht einfach vermeiden, verbannen und vergessen. Und mit einem Verbot von Videospielen für unsere Kinder wegen Hate Speech erreichen wir häufig nur das Gegenteil. Wichtig ist, die Kids nicht vor allem Bösen abzukapseln. Sondern zu erklären, warum andere solchen Hass ausdrücken und wie sie damit umgehen können. Sei es in der Gaming-Szene oder im realen Leben.