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Wie Natur und Technik miteinander verschmelzen
„Natur und Kunst, sie scheinen sich zu fliehen. Und haben sich, eh man es denkt, gefunden.“ Das stellte Goethe schon zu seiner Zeit fest. Jahrhunderte sind seitdem vergangen. Technik ist nun die Kunst unserer Zeit und schafft mit der Natur wahre Wunderwerke.
Grundstein der Symbiose
Der Mensch schuf die Technik und nahm sich dabei ein Beispiel an allem, was er in seiner Umgebung sah. Die Natur diente nur allzu gern als Vorbild und so entstanden schon früh technische Erfindungen, die durch sie beeinflusst wurden. Die ersten Fluggeräte baute man nach dem Abbild der Vögel. Und noch heute resultiert die Aerodynamik der Flugzeuge aus dem Körperbau der Tiere. Die Delphinschnauze dient als Vorbild für ein Schiffsbug und die Klette ist die Mutter des Klettverschlusses.
Verschmelzung bis heute
Seit den ersten Erfindungen, die durch die Natur beeinflusst wurden, sind Jahrhunderte vergangen. Doch noch heute beeinflussen sich beide Gebiete gleichermaßen. Die Natur ist noch immer das Vorbild vieler technischer Erfindungen und hat in der heutigen Zeit ein ganzes Forschungsfeld für sich beansprucht – die Bionik. Auch die Technik muss der Natur mittlerweile immer wieder auf die Sprünge helfen, um unseren Lebensraum zu schützen.
Anfänge der Bionik
Bei der Bionik werden Phänomene der Natur auf die Technik übertragen und führen zu neuen Entwicklungen. Der Begriff der Bionik hört sich vielleicht futuristisch an, ist aber älter als man glauben mag. Leonardo Da Vinci gilt mit seinen Studien als erster Bioniker überhaupt und viele Forscher sollten ihm folgen. Heute erstreckt sich die Bionik über ein weites Feld und treibt die Forschung in Medizin und Technik gleichermaßen voran.
Bionik heute
Mittlerweile findet sich die Bionik in allen Bereichen des Lebens wieder. Besonders neue, technische Entwicklungen gehen auf dieses Forschungsgebiet zurück. Abstandsmesser an Autos orientieren sich an dem Sonar-Prinzip der Fledermäuse. Wasserabweisende Kleidung mit dem sogenannten Lotus-Effekt ist schon lang nicht mehr wegzudenken und begleitet uns besonders in den kalten Jahreszeiten. Fernseher funktionieren mittlerweile wie die Augen einer Motte, die so kleine Zäpfchen besitzen, dass sie kaum Licht reflektieren.
Die Notwendigkeit der Verschmelzung
Nicht nur die Natur hilft der Technik auf die Sprünge. Auch umgekehrt wird ein Eingreifen der Technik in die Natur immer notwendiger. Forscher wollen vor der Küste Monacos ein fast verschwundenes Korallenriff wieder zu neuem Leben verhelfen und das Ökosystem vor der Küste retten. Zum Einsatz kommt hier ein 3D-Drucker, der die Strukturen des Riffs mit speziellem Sand nachbaut. Die Gebilde sollen im Frühjahr 2016 zu Wasser gelassen werden. Dann wird sich zeigen, ob sich die Hoffnungen der Forscher erfüllen und sich die Korallen wieder ansiedeln.
Natur neu erleben
Technik macht es uns auch möglich, die Natur zu erleben, ohne dabei nach Draußen zu müssen. Das japanische Künstlerkollektiv teamLab begleitet in seiner Videoinstallation den Lebenszyklus der Blumen von der Blüte bis zum Verwelken. Spezielle Algorithmen reagieren zusätzlich auf die Personen im Raum. Deren Bewegungen lassen die Blumen erst ihre Verwandlung vollziehen. Dabei entsteht ein einzigartiges Farbenspiel, das eine ganz neue Verbindung zur Natur schafft.
Punkt für die Technik
Nach vielen Hundert Jahren der Forschung ist es der Technik langsam gelungen, die Natur zu überholen. Sie ist mittlerweile belastbarer und wandelbarer als die Natur. Flugzeuge werden immer schneller und Materialien immer besser konzipiert. Forscher haben beispielsweise erst vor einiger Zeit künstliche Seide entwickelt, die doppelt so belastbar ist, wie ihr natürliches Pendant.
Zukunftsmusik
Die Verbindung von Technik und Natur ist nicht nur atemberaubend, sondern wird auch immer notwendiger. Das Beispiel der Korallen zeigt ganz deutlich, was unsere Art zu leben bereits angerichtet hat. Denn ohne solch funktionierende Organismen wird die Erde nicht lang bestehen können. Doch auch außerhalb der Natur wird uns die Technik sicher immer wieder überraschen und uns vielleicht das ein oder andere Mal an unsere Umwelt erinnern.