Polizist schaut auf Bildschirm
Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Wie Künstliche Intelligenz die Polizei unterstützen kann – und wie nicht

Richter:innen besichti­gen virtuelle Tatorte, Chat­bots helfen bei der Bewe­is­führung, Algo­rith­men sortieren beschlagnahmtes Bild­ma­te­r­i­al: Kün­stliche Intel­li­genz (KI) ist mit­tler­weile auch bei der Polizei im Dienst. Wir wer­fen einen Blick auf mögliche Anwen­dun­gen und die rechtlichen Gren­zen für den Ein­satz von KI bei Polizeiarbeiten.

Cyberkrim­i­nal­ität, Fake News und Unmen­gen an Dat­en: Das dig­i­tale Zeital­ter stellt die Polizei vor neue Her­aus­forderun­gen, aber auch vor neue Möglichkeit­en. Denn mod­erne Tech­nolo­gien wie KI kön­nen eine große Hil­fe sein – vor allem bei der Strafver­fol­gung im Inter­net. Wir zeigen Dir die Chan­cen und Gren­zen von KI bei der Polizei.

Algorithmen gegen Hatespeech

In den ver­gan­genen Jahren hat die Polizei mit immer mehr Straftat­en in der dig­i­tal­en Welt zu kämpfen. Dazu gehören Has­skom­mentare, Belei­di­gun­gen, Bedro­hun­gen oder diskred­i­tierende Falschmel­dun­gen. Beim Auf­spüren kri­tis­ch­er Inhalte kann KI die Polizei unter­stützen. Ein Team der Hochschule Darm­stadt arbeit­et an einem Sys­tem, das dig­i­tale Medi­en wie Blogs, Foren und soziale Net­zw­erke auf verdächtige Post­ings unter­sucht. Das Forschung­spro­jekt DeTox („Detek­tion von Tox­iz­ität und Aggres­sio­nen in Post­ings und Kom­mentaren im Netz“) soll ein KI-Mod­ell her­vor­brin­gen, das Hate Speech und Fake News automa­tisch erken­nt, klas­si­fiziert und gegebe­nen­falls löscht. Von einem solchen Mod­ell kön­nte kün­ftig auch die Polizei profitieren.

Bis­lang kannst Du Hate­speech online an zen­trale Meldestellen über­mit­teln. Wenn die schiere Anzahl dieser Mel­dun­gen die Kapaz­itäten der Sachbearbeiter:innen über­steigt, kön­nte ein KI-Sys­tem die automa­tisierte Erst­prü­fung der gemelde­ten Fälle übernehmen, diese kat­e­gorisieren und an die zuständi­ge Fach­stelle weit­er­leit­en. Die schlussendliche Ein­schätzung würde weit­er­hin beim Polizeiper­son­al liegen.

Virtuelle Assistenten in den Leitstellen und bei der digitalen Beweisführung

Der IT-Dien­stleis­ters CGI hat weit­ere Ideen, wie KI die Polizei unter­stützen kann. Christof Kramey­er, Vice Pres­i­dent Con­sult­ing Experte, sieht zum Beispiel bei Polizeileit­stellen ein Ein­satzszenario. Wenn in Aus­nahme­si­t­u­a­tio­nen wie Umweltkatas­tro­phen inner­halb kürzester Zeit über­mäßig viele Notrufe einge­hen, kön­nten nicht immer alle Anrufe sofort bear­beit­et wer­den. Damit Hil­fe­suchende keine wertvolle Zeit in Warteschleifen ver­lieren, kön­nten Sprach­bots Erstin­for­ma­tio­nen aufnehmen und Sachver­halte einord­nen. Durch eine Speech-to-Text-Kom­po­nente ließen sich die wichtig­sten Infor­ma­tio­nen in einem Ein­satz­for­mu­lar erfassen und struk­turi­ert an eine:n Disponent:in weiterleiten.

Poten­zial von virtuellen Assis­ten­ten sieht Kramey­er auch in der Bewe­is­führung bei Cyberkrim­i­nal­ität. Chat­bots kön­nten Beamt:innen Schritt für Schritt anleit­en, wie sie zum Beispiel Hate­speech-Inhalte auf der jew­eili­gen Plat­tform für eine gerichts­feste Doku­men­ta­tion sich­ern. Zu ähn­lichen Zweck­en nutzt die Polizei in Nieder­sach­sen bere­its den dig­i­tal­en Assis­ten­ten Mr. Know.

Tatort Internet: Mit KI auf den Spuren von Cyberkriminalität

Per­sonal­man­gel ist an vie­len Stellen der Polizeiar­beit ein Prob­lem – etwa, wenn es darum geht, große Men­gen sichergestell­ter Dat­en zu sicht­en und auszuw­erten. Sehr viel Engage­ment brin­gen Ermittler:innen unter anderem dafür auf, die Ver­bre­itung von Kinder­pornografie zu bekämpfen. Das LKA in Nieder­sach­sen hat speziell für diesen Bere­ich ein Bilderken­nung­spro­gramm entwick­elt: KI-Algo­rith­men scan­nen beschlagnahmte Fotos und sortieren verdächtiges Bild­ma­te­r­i­al aus, um Beamt:innen ein biss­chen Arbeit abzunehmen.

Cyber­crime hat noch viele andere Gesichter: Neben Has­skom­mentaren, Iden­titäts- und Datendieb­stahl oder Betrug nehmen auch Hack­eran­griffe zu. Um diesen Bedro­hun­gen Herr zu wer­den, hat die Polizei Nor­drhein-West­falen die Inter­ven­tion­steams Dig­i­tale Tatorte aufge­baut. Diese ermit­teln gemein­sam mit KI-Expert:innen bei Angrif­f­en auf IT-Sys­teme von Kranken­häusern, Behör­den und großen Unternehmen.

Polizeiwagen und Datenmengen

Tatorte ver­schieben sich immer mehr auf dig­i­tale Landschaften.

Mit Virtual Reality vom Gerichtssaal an den Tatort

Auch bei der Strafver­fol­gung außer­halb des Inter­nets pro­biert die Polizei neue Wege aus. KI-gestützte Analy­se­tools kön­nen zum Beispiel bei der Rekon­struk­tion von Tatorten behil­flich sein. Bei einem Prozess am Landgericht Kaiser­slautern im ver­gan­genen Jahr nutzte der vor­sitzende Richter erst­mals eine VR-Brille im Gerichtssaal, mit der er den Tatort virtuell bege­hen kon­nte. Zwar ist nicht neu, dass Tatorte am Com­put­er in 3D nachgestellt wer­den, um Abläufe und Dis­tanzen nachvol­lziehbar zu machen. Sehr viel detail­liert­er und bess­er war das Ergeb­nis jedoch, weil Fotos, Video­ma­te­r­i­al und Drohne­nauf­nah­men von einem KI-Pro­gramm ver­ar­beit­et und zusam­menge­fügt wurden.

KI bei der Polizei: Ein Spagat zwischen Strafverfolgung und Datenschutz

In vie­len Fällen hin­ter­lassen Men­schen auch bei Dro­gen­de­lik­ten, Raubüber­fällen oder Gewalt­tat­en dig­i­tale Spuren. Chat­nachricht­en, Fotos und Videos von sichergestell­ten Fest­plat­ten, Lap­tops und Handys kön­nen wertvolle Beweise liefern. Auch bei diesen Ermit­tlun­gen kön­nen große Daten­men­gen anfall­en, die mit KI schneller analysiert wer­den kön­nen. Um wichtige und wom­öglich ver­steck­te Hin­weise her­auszu­fil­tern, arbeit­et die Polizei in Rhein­land-Pfalz seit 2020 mit dem Deutschen Forschungszen­trum für Kün­stliche Intel­li­genz (DFKI) zusam­men. Achim Füs­sel, Vizepräsi­dent des LKA Rhein­land-Pfalz, räumt in einem Bericht des SWR ein, dass KI den Arbeit­sall­t­ag von Kriminalist:innen erle­ichtern könne. Ihr Ein­satz sei aber auch „ein Spa­gat zwis­chen per­sön­lichem Daten­schutz und Aufk­lärung von Straftaten“.

Schutz von Grundrechten: Automatische Datenanalyse hat rechtliche Grenzen

Der Ein­satz von Kün­stlich­er Intel­li­genz zur Fah­n­dung und Abwehr von Gefahren wird von Datenschützer:innen schon länger kri­tisiert, ins­beson­dere wenn es um die Erken­nung per­so­n­en­be­zo­gen­er Merk­male und die automa­tis­che Auswer­tung von Polizei­dat­en geht. Für dieses Vorge­hen hat das Bun­desver­fas­sungs­gericht jedoch Mitte Feb­ru­ar 2023 strenge Kri­te­rien for­muliert. Denn wenn Ermit­tel­nde mith­il­fe lern­fähiger Sys­teme Krim­inelle ver­fol­gen, könne das tat­säch­lich Grun­drechte ver­let­zen und sei damit ver­fas­sungswidrig, so die Karl­sruher Richter. Das Urteil sei kein Veto gegen die Tech­nolo­gie an sich. Der Ein­satz müsse aber rechtsstaatlich geprüft sein, fasst die Süd­deutsche Zeitung zusammen.

Auch in anderen Behör­den wird Kün­stliche Intel­li­genz bere­its einge­set­zt. Wie KI in der öffentlichen Ver­wal­tung bürokratis­che Angele­gen­heit­en vere­in­fachen kann, liest Du in diesem Artikel.

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