Digital Life
Wie kochen wir in der Zukunft? Eine wissenschaftliche und technische Entdeckungsreise
Dieser Gast-Artikel ist ein Teil unserer Reihe “Future of Food”, in der wir uns gemeinsam die Frage stellen, wie das Essen von morgen aussieht. Wie gelangen unsere Lebensmittel in der Zukunft von der Farm bis auf unseren Tisch? In Zusammenarbeit mit Vodafone werfen wir einen futuristischen Blick durch die Linsen der neuen NREAL Light AR-Brille und wagen uns in die unbekannte Zukunft des Kochens. Schnalle dich an, denn es ist Zeit für eine virtuelle, kulinarische Zeitreise. Wir erkunden die Zukunft – von heute.
Und auf einmal ist sie da: Die allererste Mikrowelle kam 1967 auf den Markt und plötzlich war das Abendessen innerhalb von wenigen Minuten fertig. Die Erfindung eines solchen Geräts? Revolutionär! Denn für den größten Teil der Menschheitsgeschichte brauchte man für das Zubereiten warmer Speisen Rohstoffe und Wärme – gekocht wurde mit, in oder über dem Feuer.
Ein kurzer 20-Grad-Winkel-Blick (ich wohne in Berlin und meine Küche ist klein aber fein) reicht mir, um zu erkennen, dass auch meine Küche der stetigen Digitalisierung und Automatisierung nicht standgehalten hat: Ein Pürierstab, meine Kitchen Stories App auf meinem Smartphone, Geschirrspüler – alles Dinge, die ich nicht mehr missen will. Knapp über 50 Jahre nach der Erfindung der Mikrowelle werden auch heute weiterhin Prozesse optimiert, vereinfacht, beschleunigt und vereinheitlicht.
So stellte sich mir, beim gestrigen Schneiden und Anbraten von Zwiebeln, die Frage: Werden wir zukünftig überhaupt noch selbst kochen? Wie sieht das Kochen in 50 Jahren aus? Und – werde ich weiterhin in der Zukunft primitiv tränen müssen, wenn ich Zwiebeln schneide? (Spoiler: Mit Taucherbrille sehe ich leider nicht so gut. Mit einer AR-Brille allerdings… Dazu gleich mehr!) Was wir auch ganz spannend finden: Augmented Reality kann Hobbyköch*innen dabei helfen, ihre Kochkünste zu verbessern. Wir entdecken, was das genau ist und welche anderen Küchengadgets uns helfen werden.
Erst die Analyse, dann das Vergnügen
Um diesen Fragen nachzugehen, fange ich, typisch für einen Schreiberling aus dem 21. Jahrhundert, zunächst im Internet an.
Während meiner Recherche springt mir fast schon aggressiv-blinkende Werbung entgegen, die personalisierte Speisepläne verspricht: Angepasst an meine Nahrungspräferenzen und daran, wieviel Zeit ich in der Woche habe. Ich lese über Start-Ups, die DNA-maßgeschneiderte Lebensmittellisten anbieten, um den für meinen Stoffwechsel perfekten Ernährungsplan zu erstellen. Oder über Wissenschaftler*innen und Chefköch*innen, die gemeinsam Apps entwickeln, um Datenbanken mit Zutaten und Rezeptideen zu kreieren, die wiederum Krankheiten wie Diabetes oder hohen Cholesterinspiegel entgegenwirken sollen.
Wir können also mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass personalisierte Ernährung weiterhin eine große Rolle spielen wird. Zu dieser Personalisierung sollen zukünftig auch maßgeschneiderte Lebensmittel aus dem 3D-Drucker gehören.
Abendessen auf Knopfdruck – der 3D-Lebensmitteldrucker
Die Geburt des 3D-Lebensmittel-Druckens findet sich, ganz im Rahmen des Futurismus, im Weltall wieder. 2013 gelang es der NASA erstmals eine Pizza im Weltall zu drucken, welche lediglich nur noch in den Ofen geschoben werden musste (klicke hier für leckere, irdische Pizzarezepte). Ziel des Projektes war es, die Lebensmitteloptionen für längere Missionen im Weltall attraktiver zu gestalten.
Zurück auf der Erde ist das, was vor acht Jahren für den Durchschnittsverbraucher kaum vorstellbar war, mittlerweile bereits auf dem Markt: Das Drucken von Lebensmitteln funktioniert hierbei im Prinzip wie bei “normalen” Druckern. Während ich also noch wie ein Vorfahre meiner Spezies mit meinem eigenen Tintendrucker hapere, druckt der 3D-Food-Drucker mithilfe einer Kartusche Schicht für Schicht, bis eine dreidimensionale Form entsteht. Diese Kartusche kann man prinzipiell mit jeder pürierten Zutat füllen und somit Struktur, Farbe und Form des Gedruckten manipulieren.
Der 3D-Drucker verspricht – du hast es erahnt – eine noch mehr personalisierbare, mikronährstoff-genaue Ernährungsweise. So kann man den Zutaten beispielsweise bei Mangel zusätzlich Vitamine oder Mineralien hinzufügen.
Wer besonders Lust und Neugierde hat, ein 3D-gedrucktes Gericht zu probieren, findet in verschiedenen Restaurants wie dem Food Ink oder dem Restaurant Smink bereits atemberaubende Speisen auf Sterne-Niveau. Frisch gedruckt natürlich.
Kochen mit Stickstoff
Doch nicht nur Wissenschaftler*innen, Ingenieure*innen und Visionär*innen lockt die Innovation als Leitmotiv – mitten im Wandel der Zeit beflügelt die Wissenschaft auch die Kreativität von Chefköch*innen weltweit. Das Wissen über biochemische und physikalische Prozesse bei der Zubereitung, bis hin zu substantiellen Eigenschaften von Lebensmitteln, bilden die Bausteine für die sogenannte Molekularküche, die oftmals auch experimentelle, moderne oder avantgardistische Küche genannt wird. Ziel ist es, anhand von Kenntnissen der Lebensmittelwissenschaft stetig neue Kochtechniken und Geschmackserlebnisse zu erschaffen. Gespielt wird mit neuen Konsistenzen, Texturen und Aromen. Fragen wie “Wie könnte dieses Gelee im Mund sprudeln?” werden mit wissenschaftlichem Hintergrundwissen beantwortet und in neuen kulinarischen Kreationen spielerisch implementiert.
Bekannte Namen in der Kochszene sind hier beispielsweise Ferran Adrià Acosta, welcher als Chefkoch des nun geschlossenen 3-Sterne-Restaurants “El Bulli” als einer der Mitbegründer der Molekularküche und einflussreichsten Köche der Gegenwart gilt, sowie Heston Blumenthal, Koch im englischen 3-Sterne-Restaurant “The Fat Duck”, der für das Kochen mit Stickstoff oder experimentelle Gerichte wie “The Meat Fruit” (die Fleisch-Frucht) bekannt geworden ist. Die “Fleisch-Frucht” sieht aus wie eine Mandarine – setzt sich jedoch mit Komponenten aus Hühnchen-Leber, Foie Gras und Mandarinengelee zusammen.
Erweiterte Realität
Weiter geht es mit AR: Mit Augmented Reality (deutsch: erweiterte Realität) sieht man die reale Umgebung, in der Bild und Text mithilfe einer App und AR-Brille eingefügt werden können. Sitzt die Brille erstmal auf der Nase, sieht man also sein normales Umfeld samt virtueller Objekte und mit diesen kann dann räumlich interagiert werden. Diese Erweiterung der Realitätswahrnehmung kann in allen möglichen Lebensbereichen angewendet werden, sei es bei der Katastrophenhilfe, bei der man zum Beispiel bestimmte Gefahrenzonen anzeigen kann, oder für Designer*innen, die mit virtuell anwesenden Partner*innen an dreidimensionalen Projekten arbeiten können.
Und dann wird es (noch) spannend(er) für uns – und dich: Auch für den kulinarischen Lernbereich öffnet AR Türen. Kochen lernen wird mit erweiterter Realität vereinfacht – dabei spielt deine Erfahrung keine Rolle, egal ob als Kochanfänger*innen oder Hobbykoch. In Deutschland bringt Vodafone mit der nigelnagelneuen “Vodafone Giga AR-App” und der neuen Nreal Light AR-Brille die erste AR-Koch-App auf den Markt. Aber wie genau soll das funktionieren?
Die App führt Schritt für Schritt durch das Rezept. Die Giga AR-App bedient man hierbei durch die Blicksteuerung, die Hände bleiben dabei (besonders praktisch) frei für das Kochen. Neben den Text-,Foto- und Videoeinblendungen ist in der App auch ein Timer integriert. Besonderes Highlight und sehr amüsant: ein dreidimensionaler Mentor, aka TV-Koch Steffen Henssler, guckt dir dabei als virtueller Avatar über die Schulter und gibt hilfreiche Tipps für ein gutes Gelingen. Und, ein großer Pluspunkt, der mich jetzt schon überzeugt: Du wirst nie mehr tränende Augen während des Zwiebelschneidens haben. Hoch lebe die Technologie!
Es sind auch Kitchen Stories Rezepte in der App integriert und wir haben sie natürlich vorher getestet. Bleibe gespannt, um zu sehen, wie meine Kollegin und unsere Kitchen Stories Chefköchin Hanna mit der AR-Brille kochen! Wir haben sie zufällig bei der Zubereitung eines Salates aus der Zukunft gefilmt und man munkelt, sie habe sich danach zurück in die Zukunft gebeamt…
Ein Roboter in meiner Küche
An anderen Orten der Welt geht es um Roboter. Ein Roboter-Koch für Zuhause – bald gesellt er sich zu dem Staubsaugerroboter.
In London zumindest tüftelt man seit einiger Zeit an einer Roboterküche. Komplett ausgestattet im futuristisch anmutenden Design erinnert sie an die Innenarchitektur eines Raumschiffes. Unter anderem glänzt ein riesiger Touchscreen und das Herzstück: Die zwei Roboterhände. Diese können dank Sensoren am Ende eines jeden Roboterarms auch den Rührbesen schwingen. Der Roboter lernt das Kochen durch das Nachahmen von Bewegungen. Zugriff hat man auf Rezepte von Sterneköchen mit all ihren Handbewegungen, exakten Temperatursteuerungen und dem richtigen Timing, nach dem man Zutaten verwenden und zugeben soll.
Das Kochen mit dem Endgegner der Küchenmaschine soll Zeit sparen, den Tag vom routinemäßigen Kochen befreien, den Speiseplan an unterschiedliche Diäten und Lebensstile anpassen und Kalorien kontrollieren. Der Roboter kocht nicht nur komplette Mahlzeiten, sondern sagt dir auch Bescheid, sobald Zutaten aus der Speisekammer ausgetauscht werden müssen oder schlägt Gerichte basierend auf den Zutaten vor, die du auf Lager hast. Hierbei soll er dich nicht als Köch*in ersetzen, sondern vielmehr nur dann kochen, wenn du gerade keine Zeit hast oder dich nicht danach fühlst. Und das Beste: Er kümmert sich anschließend natürlich auch um den Abwasch.
Roboter werden bereits in verschiedenen Bereichen des Lebensmittelsektors eingesetzt. So nehmen sie in Singapur bereits Bestellungen für die Pizzakette Pizza Hut auf, in Los Angeles wendet ein Roboter Burger und in Österreich serviert ein Roboter Wiener Gästen die Speisen. Der Einsatz von Robotern ist kaum verwunderlich: Laut einer McKinsey Institut Studie können 73 Prozent aller Arbeiten von Menschen in der Food-Industrie technisch automatisiert werden. Und im Anbetracht der heutigen, modernen, vernetzten Küche samt Smart-Kühlschrank, Küchenmaschine und Sous-Vide-Garer, welche vor 50 Jahren noch als surreal erschienen, sieht die Küche von morgen samt Roboter gar nicht mehr so abwegig aus.
Wie sieht das Kochen von morgen aus?
Köch*innen werden auf jeden Fall auch weiterhin die Nummer Eins der Geschmackszauberer sein. Für Innovation, neue Aromen, Formen und Kochtechniken hilft und formt die Wissenschaft jedoch sicherlich mit. Und mit ihr entwickelt sich auch die Gastronomie. Wer weiß, vielleicht übertrifft die Küche von morgen unsere Vorstellungen. Im Kultfilm “Zurück in die Zukunft 2” aus dem Jahr 1989 steht in der Küche der Zukunft ein Hydrator – vielleicht finden wir den irgendwann mal auch in unserer Zukunftsküche. Einen Dehydrator (deutsch: Dörrer) gibt es nämlich bereits zu kaufen. Die passenden futuristischen Brillen dazu ebenfalls.