Digital Life
Wenn die Technik auf uns hört
Stimme und Technik – so ganz hat sich diese Verbindung in unseren Köpfen noch nicht festgesetzt. Zwar lieben wir es, Siri witzige Fragen zu stellen, aber bei den meisten hört es dann auch schon auf mit der Kommunikation. Doch genau das soll sich jetzt ändern. Unsere Stimme wird in Zukunft ein immer wichtigerer Bestandteil in der Welt der Technik.
Sie ist unser liebstes Werkzeug, unser Schlüssel, um Informationen und Emotionen mitzuteilen und ein ganz individuelles Aushängeschild. Nein, die Rede ist nicht von unserem liebsten Technik-Gadget, sondern von unserer Stimme. Zwar haben wir es immer noch nicht geschafft, mit dieser eine Katze zu steuern, in der Technik kann sie dafür immer mehr.
Ähnlich wie beim Fingerabdruck ist auch jede Stimme einzigartig und eignet sich nicht zuletzt deswegen natürlich auch für die Interaktion mit unseren Smartphones und vielem mehr. Noch ersetzt sie unsere Hände in der Technik zwar nicht, aber sie ist auf dem besten Weg dahin.
Google Voice Actions
Google ist als Open-Source-Vorreiter bekannt. Wenig überraschend, aber durchaus interessant, ist deswegen die neueste Funktion, Drittanbieter-Apps jetzt auch in die Google-Sprachsuche integrieren zu können. Dadurch ist es möglich, mit einem simplen „Tap“ auf das Mikrofon externe Apps zu starten und ganz spezifische Aktionen durchzuführen. Mit dem Schlüsselwort „Ok Google“ startet man die Aktion, um dann im nächsten Satz die Aufgabe zu nennen. Hierbei kann es sich zum Beispiel um den Befehl handeln: „Ok Google: Shazam this Song“.
Bis jetzt funktionieren die Befehle nur auf Englisch. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis wir unserem Smartphone unsere Wünsche auch auf Deutsch mitteilen können.
Aktuell testet Google die Funktionen mit ausgewählten Partnern. In Zukunft sollen aber immer mehr Apps mit den Voice Actions funktionieren.
Handy, entsperre dich.
Mit der Funktion „Trusted Voice“ erweitert Google seine Palette des Möglichen in der Welt der Stimmbefehle noch weiter. Dank der mit Android 5.0 Lollipop eingeführten Smart-Lock-Funktion können User jetzt auch mithilfe einer autorisierten Stimme ihr Smartphone entsperren. Anwender können dann über die App ihre Stimme aufzeichnen und so ihr Handy mit dem Befehl „Ok Google“ entsperren. Auch wenn das Entsperren eines Smartphones jetzt nicht wirklich ein unfassbar komplizierter und anstrengender Prozess ist, der unbedingt durch unsere Stimme simplifiziert werden muss, ist es doch irgendwie praktisch. Und vor allem freuen wir uns doch ehrlich gesagt sowieso immer, wenn unser Smartphone etwas Neues lernt. Diese Art der Geräteentriegelung kann im Grunde sämtliche PINs, Muster, Kennwörter oder Abdrücke überflüssig machen. Google warnt allerdings davor, dass die Funktion insgesamt weniger sicher ist als die klassischen Methoden. Auf dem jetzigen Stand könnte eine Person mit sehr ähnlicher Stimme oder mit einer Aufzeichnung der Stimme des Besitzers das Smartphone auch entsperren.
Wer jetzt gerade einen bösen Brief an Apple verfasst und sich echauffiert, warum sein iPhone so etwas Tolles noch nicht kann – Moment. Die Gerüchteküche um das neue iPhone brodelt ja sowieso schon und eine der Spekulationen ist, dass auch das neueste Apple-Smartphone die Möglichkeit bieten soll, per Spracherkennung freigeschaltet zu werden. Auf jeden Fall hat Apple vor Kurzem das „Speech Recognition Wake-Up of a Handheld Portable Device“ beim Patentamt angemeldet. Auf Deutsch: per Stimme entsperren.
Watch it
Ich persönlich dachte immer, der einzige, der mit seiner Uhr redet, ist David Hasselhoff in Knight Rider. Ich habe mich eines Besseren belehren lassen. Denn sowohl die neue Apple Watch als auch Google’s Android Wear lassen sich und die zugehörigen Apps per Stimme steuern. Ähnlich wie beim Smartphone lässt sich auch Android Wear zum Beispiel per Sprachbefehl „OK Google“ aktivieren und dann über alles Mögliche wie Spielergebnisse, Flugzeiten oder unzählige andere Sachen ausfragen. Außerdem können User nur mithilfe ihrer Stimme Nachrichten verschicken, einen Wecker stellen und vieles mehr. Sind Träger der Wearables dann noch im Besitz von Smartphones oder TV-Geräten, die mit ihrer Watch vernetzt sind, können sie diese ebenfallsüber bestimmte Sprachbefehle steuern.
Foto: Android
Kommandozentrale in der Wohnung
Echo ist der neue smarte Lautsprecher des Online-Versandhändlers Amazon. Und der kann viel mehr als nur Musik spielen. Der stimmaktivierte Bluetooth-Speaker arbeitet auch mit anderen Smart-Home-Produkten zusammen. Mit anderen Worten: Du kannst Deinem Echo sagen, er soll doch bitte das Licht anmachen und den Kaffee aufsetzen. Dazu müssen die Gadgets nur über dasselbe WLAN-Netz verbunden sein. Selbst die Programmierung läuft so. Sagen wir mal, Du hast Deinen Echo „Günni“ genannt, dann musst Du einfach nur „Günni, discover my appliances“ gen Speaker rufen und schon macht sich die eifrige Box auf die Suche, mit wem sie so zusammenarbeiten kann. Bislang wurde der Lautsprecher leider nur in den USA als „Invitation Only“-Produkt an ausgewählte Käufer ausgeliefert, aber schon bald soll das Gadget auch der Allgemeinheit zugänglich gemacht werden. Ein großes Plus des Speakers mit Personal Assistant ist, dass er Drittanbietern die Programmierung eigener Anwendungen erlaubt.
Foto: Amazon Echo
Amazon kann aber noch mehr: Mit der Amazon Dash will der Onlinehändler jetzt auch unsere Küchen und Kühlschränke erobern. Denn mit diesem neuen Gadget sollen Kunden in Zukunft ihren Supermarkteinkauf ganz bequem von der Couch aus erledigen können. Dash sieht aus wie eine Fernbedienung, hat aber im Gegensatz zu ihrem Bruder einen Laserscanner, ein Mikrofon und ist über das WLAN mit unserem Amazon-Account verbunden. Mithilfe von Dash lassen sich dann ganz einfach Barcodes scannen oder Bestellungen verbal aufgeben und alles landet direkt in unserem Warenkorb. Nur zum Auschecken muss der User sich dann noch vor den Rechner setzen oder über die App die Bestellung abschicken. Allerdings ist auch dieser praktische Service bis jetzt nur in einem Teil der USA verfügbar, da die magische Fernbedienung speziell für den Einkauf von frischen Lebensmitteln bei AmazonFresh gedacht ist. Ein Bestell- und Lieferservice, der hier noch nicht angekommen ist.
Sprechender Helm
Als Motorradfahrer ist man sowieso schon vielen Risiken im Straßenverkehr ausgesetzt. Bei der Suche nach der richtigen Straße dann auch noch auf das Navi zu schauen, lindert diese Risiken sicher nicht. Umso schöner, wenn die Welt der Biker ein wenig sicherer gemacht wird. Genau das ist die Mission russischer Entwickler, die im Sommer 2015 den sprachgesteuerten Android-Helm LiveMap auf den Markt bringen wollen. Mit diesem Gadget wird Motorradfahrern in Zukunft die Navigation mittels simplen Hinweisen direkt im Helm-Visier angezeigt.
Was das mit der Stimme zu tun hat? Natürlich ist die Technik über Spracherkennung gesteuert. Denn in seinem Visier einen Touchscreen zu bedienen, wäre wohl eher kontraproduktiv. Der Helm soll noch im Mai in den USA vorgestellt werden und im August zum Verkauf stehen.
Es gibt ein paar Sachen, die wir mit unserer Stimme wohl nie werden steuern können. Die Kugeln bei der Lottoziehung zum Beispiel. In der Technikwelt wird sie dafür immer wichtiger und ist auf dem besten Weg, die beliebteste Art der Steuerung zu werden. Die Frage ist nur: Wollen wir das?