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The Future is Exciting: Wie CO2 eine Alternative zu Fleisch liefern könnte
Lösungen zur Bekämpfung des Klimawandels sind gefragter denn je. Ihre Umsetzung wird mit Blick auf die wachsende Weltbevölkerung und den steigenden Bedarf an Lebensmitteln allerdings nicht einfacher. Finnische Wissenschaftler arbeiten jetzt an einer Idee, von der Mensch und Umwelt gleichermaßen profitieren könnten: Sie möchten aus Luft und Ökostrom eine Alternative zu Fleisch herstellen. Wie ihr Proteinpulver das Klima entlasten und Hungerkrisen bekämpfen könnte, zeigen wir Dir in unserer Reihe #TheFutureIsExciting. Ready?
Wer auf eine ausgewogene Ernährung achtet, weiß vermutlich, dass Proteine für den Menschen ebenso wichtig sind wie Kohlenhydrate, Vitamine, gesunde Fette und Mineralstoffe. Pflanzliche Eiweißquellen sind als Alternative zu Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten beliebt. Für die Versorgung der wachsenden Bevölkerung hat diese fleischlose Ernährung allerdings Grenzen, denn der Anbau von Getreide, Hülsenfrüchten und Soja erfordert riesige Landflächen. Wenn es also darum geht, den steigenden Bedarf dieses wichtigen Nährstoffes zu decken, steht die Landwirtschaft vor einer echten Herausforderung.
Eine Lösung naht aus Finnland: Wissenschaftler der Technischen Universität Lappeenranta (LUT) möchten das ökologische Gleichgewicht auf der Erde wieder herzustellen – und zwar mit dem Treibhausgas Nummer 1: Kohlenstoffdioxid (CO2). Wie das funktionieren soll, erklärt Dir LUT-Professor Juha-Pekka Pitkänen im Video.
Eiweiß aus dem Bioreaktor als Alternative zu Fleisch
Die finnischen Forscher haben ein Verfahren entwickelt, bei dem sie CO2 so aufbereiten, dass es als Rohstoff für gefragte Produkte genutzt werden kann – zum Beispiel für eiweißreiche Lebensmittel. Dahinter steckt keine Zauberei, sondern reine Biochemie. Die Forscher mischen Wasser, Kohlenstoffdioxid und bestimmte Mikroben in einem Bioreaktor mit einer Reihe anderer Stoffe. Es entsteht ein Mikroorganismus, der mit Hefe vergleichbar ist. Statt diesen wie üblich mit Zucker zu füttern, setzen die Wissenschaftler den Mikroorganismus unter Ökostrom. In Kombination all dieser Bausteine entsteht eine Zellmasse, die zu etwa 50 Prozent aus Eiweiß besteht und ein ähnliches Nährwertprofil aufweist wie beispielsweise Tofu.
Eine klimafreundliche Fleisch-Alternative
Die gewonnene Eiweißmasse aus CO2 ist ebenso wie das vegetarische Soja-Produkt geschmacksneutral und erinnert optisch an Weizenmehl. Mit seinem Nährwertgehalt würde sich das Proteinpulver zum Beispiel als Tierfutter eignen. Als Nahrungsergänzungsmittel könnte es aber auch dabei helfen, Hungerkrisen in Regionen zu bekämpfen, in denen die klimatischen Bedingungen keine Landwirtschaft zulassen. Laut der Wissenschaftler würde der Herstellungsprozess alle Anforderungen an die moderne Lebensmittelproduktion erfüllen und sei noch dazu sehr klimafreundlich – schließlich sind die notwendigen Ressourcen einfach in der Luft vorhanden.
Lebensmittel aus dem Labor: Gewinn für Mensch und Umwelt
Noch stehen die finnischen Forscher mit ihrem Projekt ganz am Anfang. 15 Tage dauert es derzeit, bis ein Bioreaktor in der Größe einer Kaffeetasse ein Gramm Eiweißmasse produziert. Doch die Idee hat Potenzial und käme keine Sekunde zu früh. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO haben von mittlerweile mehr als 7,5 Milliarden Menschen auf der Erde fast 800 Millionen keinen Zugang zu lebenswichtigen Grundnahrungsmitteln.
Dabei werden schon heute gut 50 Prozent der bewohnbaren Erdoberfläche für die Landwirtschaft genutzt. Hinsichtlich des Bevölkerungswachstums drohen die Kapazitäten zunehmend zu erschöpfen. „Diese 50 Prozent dürfen wir nicht erheblich überschreiten“, so Professor Pitkänen. „Neue Produktionsmethoden müssen die vorhandene Fläche daher äußerst effizient nutzen.“
The Future is Exciting: CO2 als Rohstoff der Zukunft
Dieses Ziel spornt die finnischen Visionäre an. In 12 Monaten sollen die Bioreaktoren bereits mit einem Maßstab von einem Kubikmeter arbeiten. „Schätzungsweise könnten wir dann eine Million Kilogramm Eiweiß pro Jahr herstellen“, prognostiziert Pitkänen. Das übergeordnete Ziel ist jedoch, ein universelles Produkt namens „Neo-Carbon“ zu entwickeln, mit dem die Forscher neben Proteinen auch andere Materialien aus CO2 produzieren können.
Lebensmittel aus der Luft, die das Klima entlasten und Versorgungsprobleme der Menschheit lösen – klingt das nicht nach einer spannenden Innovation? Noch mehr beeindruckende Ideen für eine lebenswerte, grüne Zukunft findest Du in unserer featured-Reihe #TheFutureIsExciting und auf YouTube.
Was hältst Du von der Idee? Siehst Du in der Protein-Mixtur eine Alternative für Die fleischlose Ernährung? Wir sind gespannt auf Deine Meinung!