Digital Life
Street Art: Dieser Künstler malt animierte GIFs
Sein Alter und seinen bürgerlichen Namen gibt INSA nicht preis. Geboren ist er in Leeds, lebt aber schon seit langer Zeit in Süd-London. Ursprünglich kommt INSA aus der Sprayer-Szene, in der er begann, sich einen Namen zu machen. Mittlerweile ist INSA seit über zehn Jahren international bekannt.
Von der Straße ins Web.
Der Londoner INSA gibt Street Art eine neue Dimension: die der Bewegung. Denn seine Werke sind erst komplett, wenn er seine Wandmalereien in Form animierter GIFs im Internet präsentiert. So macht er aus Graffitis GIFitis. Das Prinzip: INSA malt ein Wandbild, fotografiert es, übermalt es, fotografiert wieder und so weiter. Anschließend montiert er die Bilder am Computer zu einem GIF, das in Endlosschleife eine animierte Sequenz zeigt.
Wie kamst Du auf die GIFitis?
Ich trug den Gedanken schon länger mit mir rum. Und dann kam irgendwann der Punkt, an dem mich die Statik von Street Art langweilte. Klar, zuerst dachte ich, es ist eine Schande, soviel Arbeit in ein Riesenmotiv zu stecken und es dann auf ein kleines GIF zu reduzieren. Aber dann sagte ich mir: Warum soll ich nicht das Internet zum einzigen Mittel zu machen, um meine Arbeit zu betrachten? Man kann natürlich immer noch das reale Wandgemälde betrachten, aber das gesamte Kunstwerk gibt es nur im Internet.
Street Art, die man nur im Internet sehen kann – ist das nicht paradox?
Ich denke, Internet ist der neue öffentliche Raum, so wie die Straße ein öffentlicher Raum ist. Ich mag den Gedanken, dass ich das GIF auch ganz einfach wieder löschen kann. Ich finde, das sagt viel über die Kunst in der heutigen Zeit aus.
Was inspiriert Dich?
Whoa, das ist eine große Frage! Ich bin von so vielem inspiriert. Jeder Aspekt des täglichen Lebens inspiriert mich in gewisser Art und Weise.
Wie planst Du ein GIFiti? Baust Du es erst am Computer vor und überträgst es dann auf die Wand?
Ganz und gar nicht. Ich mache grobe Skizzen und zähle die Bilder, die ich brauche, damit das GIF endlos laufen kann. Ich sehe das alles vor meinem geistigen Auge. Nur manchmal mache ich streckenweise einen Plan am Computer.
Wie ist der Moment für Dich, wenn Du das erste Mal das animierte GIFiti siehst?
Das ist wahrscheinlich der beste Teil daran, wenn Du nach der tagelangen harten Arbeit siehst, dass es funktioniert. Dann weißt Du, dass es das wert war.
Welches Deiner Werke ist Dein persönlicher Favorit?
Wahrscheinlich das Pariser Schädel-GIF „C’est la vie”. Der ganze Hintergrund ist animiert und davor rotieren neun transparente Schädel, durch die der Hintergrund durchscheint.
Welches war Dein verrücktestes GIF-Projekt?
Das war das achtstöckige Hochhaus-Wandbild in Taiwan, das ich gemeinsam mit dem kalifornischen Künstler Madsteez machte. Ich war dort zum zum Street-Art-Festival Pow Wow eingeladen. Als ich die Wand zugeteilt bekam, sagte ich dem Veranstalter, dass ich ein GIFiti machen möchte. Immerhin hieß das, in sechs Tagen eine achtstöckige Wand viermal zu bemalen. Und wir haben es geschafft.
Du designst inzwischen auch Mode, zum Beispiel High Heels, Leggings und Bikinis. Was reizt Dich daran?
Mich interessieren zurzeit zwar eher meine GIFs, aber reizvoll ist das schon auch. Ich sehe die Teile nicht als Mode, sondern als Kunstobjekte. Ich bringe sie deshalb in limitierter Auflage raus. Sie sollen als Sammlerstücke gesehen und mit Respekt behandelt werden wie ein Kunstdruck.
Du warst 2013 für ein Kunstprojekt in Gambia. Sind andere Länder eine Inspirationsquelle für Dich?
Auf jeden Fall. Ich hoffe, dass ich, bevor ich sterbe, jeden Winkel dieser Erde besucht habe. Reisen gibt Dir ein größeres Verständnis für die Menschheit. Dinge, die die Leute in deiner Eckkneipe bewegen, sind nicht mehr so wichtig, wenn Du auf der anderen Seite der Erde unterwegs bist.