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Selbstfahrende Busse: Diese Elektro-Shuttles fahren selbstständig durch die Schweiz
Das Gigabit-Zeitalter ist in vollem Gange: In der schweizerischen Stadt Sion befördern jetzt E-Busse die Fahrgäste. E-Mobilität ist zwar spannend, aber in diesem Fall nur zweitrangig. Das Besondere ist hier vielmehr: Die Fahrzeuge kommen komplett ohne Fahrer aus.
Stell Dir vor, Du stehst am Bussteig und wartest auf den Shuttle. Kaum ist dieser eingefahren, betrittst Du den Bus und wirfst aus Gewohnheit einen lockeren Gruß in Richtung Fahrersitz. Doch Moment – der Bus besitzt weder Sitz noch Fahrer. Stattdessen navigiert Dich modernste Technik durch den Stadtverkehr. So geschieht es derzeit zumindest in der Schweizer Stadt Sion im Rahmen eines Pilotprojekts.
Nach monatelangen Tests der Einsatz im Straßenverkehr
Doch bevor die „echte“ Reise losgehen konnte, wurde die moderne Technik natürlich ausgiebig auf einem Privatgelände getestet. Seit 2015 kurvten die rundlichen Mini-Shuttles über das Testgelände, doch damit ist Schluss – denn das Abenteuer geht im richtigen Straßenverkehr weiter. Mit vielen Ausnahmegenehmigungen im Gepäck dürfen die zwei Elektro-Busse nun den Linienverkehr der Stadt Sion verstärken.
Mit acht bis neun Sonnenstunden pro Tag bieten die Sommermonate in Sion ideale Voraussetzungen für den Testbetrieb im öffentlichen Linienverkehr. Denn bei schönem Wetter funktionieren Sensoren und Verkehrserkennungs-Technologien am besten. Die E-Busse sind mit der so genannten Lidar-Technik ausgestattet. Die modernen Laser nehmen ihre Umwelt in 3D wahr und können Abstände und Geschwindigkeiten genauestens einschätzen.
Beide Shuttles sind jeweils vorne und hinten mit genau diesen Sensoren ausgestattet. Zusätzliche Videokameras erkennen Hindernisse, analysieren den Verkehr in Echtzeit und sorgen dadurch für verbesserte Sicherheit. Ein GPS-Chip darf natürlich auch nicht fehlen. Aus den Positionsdaten und den Messwerten der übrigen Technik kann der kleine, fahrerlose Verkehrsteilnehmer seinen Standort auf bis zu fünf Zentimeter genau bestimmen.
Selbstfahrend, aber unter Aufsicht
Trotz aller technischen Finessen und modernen Sicherheitsmechanismen fahren die Shuttles nicht komplett frei herum, sondern werden permanent von einer Software im Kontrollzentrum überwacht. Dort ist jederzeit ein Sicherheitsfahrer einsatzbereit und kann eingreifen. Von kleinen Lenkkorrekturen per Joystick bis zur Gefahrenbremsung ist alles aus der Ferne möglich, sodass alle Fahrgäste mit größtmöglicher Sicherheit und „doppeltem Boden“ in Form des menschlichen Ersatz-Piloten befördert werden.
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So geht es weiter
Zum Start der Testphase kannst Du wahrscheinlich noch auf Deinem Fahrrad mithalten. Denn die zugelassene Höchstgeschwindigkeit liegt erst einmal bei 20 km/h und ist auf eine kleine Zone des Sioner Liniennetzes beschränkt. Klar, längere Strecken machen damit ja auch noch keinen Sinn. Wenn alles gut läuft, soll es auch zügiger vorangehen und das Fahrgebiet ausgeweitet werden. Der Test ist zunächst bis Herbst 2017 genehmigt – ausreichend Zeit für die Entwickler, um wertvolle Daten zu sammeln, das Selbstfahr-System der Shuttles zu perfektionieren und die Reaktionen der Fahrgäste zu erleben.