Digital Life
Schwungvolle Text-Eingabe: Schaukelnde Smartphone-Tastatur SWiM
Wer sich bei Messaging-Diensten gerne um die Buchstaben-Tipperei herumdrückt, weicht vorzugsweise auf Sprachnachrichten oder Emojis aus. Eine gestengesteuerte Eingabe-Technik könnte der Smartphone-Tastatur nun aber eine neue Zukunft geben. Mit SWiM schüttelst Du die Worte quasi aus dem Handgelenk und sollst die Texteingabe auch einhändig meistern.
Einst schrumpfte mit den Mobiltelefonen auch die Handy-Tastatur, so dass manch einer seinem Frust über die Fehl-Drückerei kaum Ausdruck verleihen konnte. Zum Glück geht der Trend mit der Ära der Smartphones nun wieder zu größeren Geräten, die fast nur noch aus Display bestehen. Manchmal erweist sich auf den großen Touchscreens die einhändige Bedienung der digitalen Tastatur ebenfalls als knifflig. Dieses Dilemma möchte ein schottisches Forschungsteam der University of St. Andrews mit einer gestenbasierten Eingabe-Methode lösen.
Video: Youtube / TcBoY Yeo
SWiM: Texten mit Gamification-Gimmick
Die schwungvolle Schreibtechnik namens SWiM (Shape Writing in Motion) reagiert auf Kippen und Neigen Deines Smartphones. Ähnlich wie bei der Schreib-App Swype ziehst Du Muster über die Smartphone-Tastatur – allerdings nicht mit den Fingern, sondern indem Du Dein Mobilgerät hin und her schunkelst. Mit Hilfe der integrierten Gyroskop- und Beschleunigungssensoren interpretiert SWiM aus der Bewegung eine Buchstabenkombination. Das Ganze hat ein bisschen was von dem Labyrinth-Spiel aus Kindheitstagen, bei dem Du eine kleine Kugel durch Kippen ans Ziel balancieren musstest. Bei SWiM rollt dafür ein digitaler Punkt je nach Neigung des Geräts von Taste zu Taste. Um ein Wort zu bestätigen oder Leerzeichen einzufügen, tippst Du auf einen Bubbel-ähnlichen Button. Hast Du Dich „verwackelt“, schaukelst Du die virtuelle Kugel einfach nach links und rechts, um Worte wieder zu löschen.
SWiM - Shape Writing in Motion: an evolution in one-handed texting https://t.co/vSFRk9PRgS #BSW17 pic.twitter.com/dzkWuN76C0
— Univ of St Andrews (@univofstandrews) 17. März 2017
Locker aus dem Handgelenk: Geschicklichkeits-Training fürs Messaging
Was kompliziert klingt, sieht im Video der Forscher erstmal erstaunlich flott und einfach aus. Tatsächlich braucht es für die Bedienung von SWiM aber doch einiges an Geschick und Training. Nach 90 Minuten Übungszeit sollst Du etwa 32 Wörter pro Minute schreiben können – das wäre alles anderes als zügig. Laut einer durchgeführten Studie der Entwickler potenziert sich der Lerneffekt aber mit der Zeit. Hast Du den richtigen Schwung einmal raus, sei die Technik im Vergleich zu bisherigen einhändigen Eingabe-Methoden leicht zu erlernen und schnell. So könnte der Begriff „Fließtext“ mit SWiM eine ganz neue Bedeutung bekommen.
Von der digitalen Tastatur in die virtuelle Welt
Lohnen könnte sich die schunkelnde Schreibtechnik aber nicht nur für die Smartphone-Tastatur, sondern auch im Virtual Reality-Einsatz. Wer schon mal mit einem VR-Headset und Controller versucht hat, Buchstaben auf einer virtuellen Tastatur zu treffen, kennt die Problematik. In diesem Fall könnte die Eingabe durch das Kippen des Controllers um einiges leichter fallen. Erstmal wollen die Forscher aber eine App-Version für Smartphones entwickeln. Wenn die irgendwann im Umlauf ist, brauchst Du Dich also nicht wundern, wenn Deine Mitmenschen öfter mal ihr Smartphone swingen.
Ganz neu ist die gestenbasierte Eingabe-Idee übrigens nicht: das Tilt-Feature bei SwiftKey blieb allerdings nur ein April-Scherz. Zudem basiert SWiM erstmals auf einem wissenschaftlichen Ansatz und könnte sich so tatsächlich im Praxiseinsatz bewähren – wenn vorher nicht wieder jemand „April, April“ ruft.