Queen of Codes Grace Hopper
Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

„Queen of Codes“ Grace Hopper: Wie die digitale Pionierin den Computer erzog

In ein­er Zeit, als Com­put­er noch ganze Räume füll­ten, dachte eine Frau darüber nach, wie man leichter mit den neuar­ti­gen Maschi­nen kom­mu­nizieren kön­nte. Die Math­e­matik­erin Grace Hop­per war nicht nur eine hochqual­i­fizierte Mari­ne­of­fizierin, son­dern schrieb als erste mod­erne Infor­matik­erin Com­put­ergeschichte. Wie es der dig­i­tal­en Pio­nierin gelang, den Com­put­er zu erziehen,  erzählen wir Dir im Porträt der „Queen of Codes”.

Wer an der Har­vard Uni­ver­si­ty studiert, kommt im Foy­er des Sci­ence Cen­ters kaum an dem Mark I vor­bei: ein ton­nen­schw­eres Ungetüm aus den Anfän­gen des Com­put­erzeital­ters. In den 1940er Jahren war diese dig­i­tale Rechen­mas­chine eines der mod­ern­sten Werkzeuge der U.S. Navy. Doch wer mit ihr arbeit­en wollte, brauchte einen lan­gen Atem: Für jede Auf­gabe musste die mon­ströse Mas­chine über Lochstreifen neu pro­gram­miert wer­den. „Der Com­put­er muss erzo­gen wer­den“ wurde später eine Frau zitiert, die den Mark I bändigte: Marine-Leut­nant Grace Hop­per schrieb die erste nutzer­fre­undliche Programmiersprache.

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Eine kleine Frau mit großen Ambitionen 

Aber der Rei­he nach: 1906 in New York als Grace Brew­ster Mur­ray geboren, studierte Hop­per in den 1930er Jahren Math­e­matik und Physik an der Yale Uni­ver­si­ty, been­dete ihr Studi­um mit Ausze­ich­nung und pro­movierte 1934 in Math­e­matik. Dass ihr das Unter­richt­en auf Dauer zu ein­tönig wurde, zeigte sich 1941 nach Krieg­sein­tritt der USA in den Zweit­en Weltkrieg: Grace meldete sich frei­willig zum Mil­itär­di­enst. Da sie aber zu klein und mit 34 Jahren auch schon zu alt war, wurde sie abgelehnt. Zwei Jahre vor Kriegsende schaffte sie es schließlich als Reserve-Offizierin zur U.S. Navy und lan­dete im Forschungszen­trum der Har­vard Uni­ver­si­ty. Hier begann nicht nur eine erstaunliche Marine-Lauf­bahn, son­dern auch eine beein­druck­ende IT-Karriere.

„If in doubt – do it!“ 

In Har­vard traf Grace auf Howard Aiken, den dama­li­gen Direk­tor des Com­put­er-Lab­o­ra­to­ri­ums und Erfind­er des Relais-Rech­n­ers Mark I (auch als Auto­mat­ic Sequence Con­trolled Cal­cu­la­tor, kurz ASCC bekan­nt). Die Mas­chine berech­nete unter anderem Flug­bah­nen, kon­nte drei Addi­tio­nen pro Sekunde ver­ar­beit­en und wurde – wie damals üblich – in Binär­codes pro­gram­miert, also ein­er Zahlen­folge aus Ein­sen und Nullen. Grace sah in der kom­plizierten Kom­mu­nika­tion mit dem Gerät ein Hin­der­nis, das es zu lösen galt. Um Men­sch und Mas­chine einan­der näher zu brin­gen, dachte sie über eine Art dig­i­tal­en Dol­metsch­er nach, der men­schliche Worte in Maschi­nen­codes über­set­zt. In der Fach­welt wurde sie für diese Idee belächelt: „Com­put­er ver­ste­hen kein Englisch“, hieß es. Doch Grace fol­gte ihrem viel zitierten Mot­to „If in doubt – do it!“ und bewies ihnen das Gegenteil.

Digitale Pionierarbeit für die Verständigung zwischen Mensch und Maschine 

In ein­er Präsen­ta­tion mit dem Titel The Edu­ca­tion of a Com­put­er stellte Grace 1952 den ersten Com­pil­er vor, eine Art „Über­set­zung­spro­gramm“, das einen Quell­text in englis­ch­er Pro­gram­mier­sprache in eine für den Com­put­er ver­ständliche Maschi­nen­sprache kon­vertierte. Mit dem Com­pil­er A-0 galt der stör­rische Mark I schon bald als der leicht pro­gram­mier­barste Com­put­er der Welt. Hop­pers Com­pil­er machte die Pro­gramme zudem unab­hängig von dem Rech­n­er, auf dem sie laufen soll­ten – ein entschei­den­der Schritt auf dem Weg ins men­schen­fre­undliche Com­put­erzeital­ter und der Anstoß für eine Gen­er­a­tion ganz neuer Programmiersprachen.

Vom ersten Compiler zu modernen Programmiersprachen

Hop­pers Idee zu mehr Bedi­enungs­fre­undlichkeit war mit dem Gedanken verknüpft, dass Com­put­er nicht nur für tech­nis­che und mil­itärische Berech­nun­gen genutzt wer­den kön­nten, son­dern auch für kom­merzielle, kaufmän­nis­che und sta­tis­tis­che Zwecke. So arbeit­ete die visionäre Tüft­lerin weit­er daran, den Com­put­er zu „erziehen“. Für den ersten kom­merziellen Com­put­er UNIVAC I, an dessen Entwick­lung sie eben­falls mitwirk­te, entwick­elte sie 1955 die Com­put­er­sprache FLOW-MATIC (Com­pil­er B-0). Diese ver­stand nicht nur gut 30 Befehle aus englis­chen Worten wie „Com­pare“, „Replace“ und „Price“, son­dern sog­ar erste Anweisun­gen auf Franzö­sisch und Deutsch. Weltweite Bekan­ntheit und den Ruf als erste mod­erne Infor­matik­erin brachte ihr Ende der 1950er Jahre die Pro­gram­mier­sprache COBOL ein: Diese Common Busi­ness Orient­ed Language ist bis heute in der betrieb­swirtschaftlichen Daten­ver­ar­beitung im Einsatz.

Zwischen Binärcodes, Bits und (echten) Bugs: Alltag einer digitalen Pionierin

Schon bevor „Grand­ma Cobol“ inter­na­tion­al bekan­nt wurde, schrieb die dig­i­tale Pio­nierin Com­put­ergeschichte. Unter Hop­pers Leitung werkel­ten die Har­vard-Forsch­er bis 1947 am Auf­bau des Nach­fol­gerech­n­ers Mark II. Dabei sorgte „Amaz­ing Grace“ – wie sie von ihren Kol­le­gen genan­nt wurde – eher unbe­ab­sichtigt dafür, dass der Begriff „Bug“ (Käfer) für Soft­warefehler bis heute im Jar­gon der Infor­matik ver­ankert ist. Zwar tauchte der Begriff bere­its im 19. Jahrhun­dert zur Fehler-Beschrei­bung in mech­a­nis­chen und elek­trischen Teilen auf, doch Grace hat­te den ersten echt­en Com­put­er-Bug ent­deckt: Sie zog eine tote Motte aus dem Mark II, die dort eine Störung verur­sacht hat­te, klebte das Insekt ins Log­buch und ver­merk­te: „First actu­al case of bug being found“ (Das erste Mal, dass tat­säch­lich ein Bug gefun­den wurde“).

„Admiral of the cyber seas”: In den Tiefen der Codes statt auf hoher See 

Ihr tech­nis­ches Tal­ent blieb auch beim Mil­itär nicht unbe­merkt. Im stolzen Alter von 61 Jahren wurde Grace von der U.S. Navy wieder in den aktiv­en Dienst ver­set­zt, um diverse Com­put­er­prob­leme zu lösen. Aus geplanten sechs Monat­en wur­den 20 Jahre, in denen Hop­per zur Flotil­lenad­mi­ralin auf­stieg, ohne je auf einem Kriegss­chiff gedi­ent zu haben. Erst mit knapp 80 Jahren entließ die Navy ihre älteste amtierende Offizierin in den Ruh­e­s­tand. Kurz bevor Hop­per 1992 starb, erhielt sie als erste Frau die Nation­al Medal of Tech­nol­o­gy and Inno­va­tion der USA.

Zu den ins­ge­samt rund 90 Ausze­ich­nun­gen, die Grace im Laufe ihres Lebens ein­heim­ste, zählen über 40 Ehren­dok­tor­wür­den. 24 Jahre nach dem Tod der Grand Lady der Infor­matik erteilte ihr Barack Oba­ma die jüng­ste Ehre mit der Pres­i­den­tial Medal of Free­dom.

Zum Erbe der Queen of Codes gehören auch pointierte Weisheit­en wie „It’s always eas­i­er to ask for­give­ness than it is to get per­mis­sion“ – Es ist immer ein­fach­er, um Entschuldigung zu bit­ten, als eine Genehmi­gung zu bekom­men. Wohl auch dieser uner­schrock­e­nen Hal­tung ist es zu ver­danken, dass Grace Hop­per in „klas­sis­chen“ Män­ner­domä­nen wie Tech­nik und Mil­itär Großes leis­ten kon­nte – übri­gens eben­so wie die ihre Kol­le­gin Ada Lovelace, die schon 100 Jahre vor Erfind­ung des Com­put­ers die Weichen für das dig­i­tale Zeital­ter stellte.

Hast Du auch ein weib­lich­es Vor­bild aus der Com­put­ergeschichte? Schreib uns, wer Deine dig­i­tale Heldin ist!

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