Digital Life
Poem Portraits: Die lyrische KI
Mit Poem Portraits und Google Arts and Culture kannst auch Du nun endlich eines Dichters Muse werden. Denn ein Poesie-erprobter Algorithmus erzeugt mit menschlicher Hilfe ein ständig wachsendes Gedicht. Sende einfach Dein Lieblingswort ein und schaue zu, was Shakespeares Nachfolger in Echtzeit daraus macht.
Mit seinen Arts and Culture Experimenten lässt Google die Grenze zwischen Kunst und Technologie zerfließen. In Zusammenarbeit mit Künstlern und kreativen Programmierern präsentiert die Online-Plattform Projekte, die dazu inspirieren sollen, die Möglichkeiten von Technologie weiterzudenken.
Ein solches Projekt ist auch Poem Portraits der Londoner Künstlerin und Bühnenbildnerin Esmeralda Devlin. Mensch und Maschine arbeiten hier Hand in Hand. Denn humane und künstliche Intelligenz erschaffen gemeinsam ein sich ständig veränderndes Gedicht. Auch Du kannst Teil davon werden.
Das Publikum wird Teil des Kunstwerks
Die Idee zu Poem Portraits entstand bereits 2017 in einem Gespräch zwischen Devlin und Hans-Ulrich Obrist, künstlerischer Leiter des Londoner Kunstmuseums Serpentine Galleries. Noch im selben Jahr wurde diese Eingebung während der Sommerparty des Museums in die Tat umgesetzt, indem alle 1.500 Gäste dazu aufgefordert wurden, per Smartphone ein Wort ihrer Wahl einzuschicken. Diese wurden schließlich zu einem Gesamtkunstwerk gebündelt.
Inspiriert vom Werk des kubanischen Künstlers Felix Gonzalez Torres, das den Betrachter dazu verleitet, Stücke der Installation mit nach Hause zu nehmen, erhielt am Ende der Feier jeder Teilnehmer einen Teil des Gedichtes in Form eines persönlichen Gedenkportraits. Dafür ließen sich die Gäste in einer Fotobox ablichten. Dort wurden die entstandenen Gedichtzeilen an die Wand projizierten, welche sich über das Gesicht des Fotografierten legten. Anschließend erhielt jeder das Gedenkportrait über sein Smartphone.
Mithilfe von Google wagt die britische Künstlerin nun den nächsten Schritt und lässt die ganze Welt an ihrem Projekt teilnehmen.
Künstliche Intelligenz dichtet in Echtzeit
Tippe auf der Poem-Portrait-Seite von Google Arts and Culture ein Wort ein und schaue zu, wie dieses sofort Teil eines zweizeiligen Gedichtes wird. Der rasche Poet ist ein speziell entwickelter Algorithmus, der das Verse-Machen anhand von über 25 Millionen Wörtern aus der Feder von Dichtern des 19. Jahrhunderts erlernt hat.
Dafür analysierte er den Stil dieser Zeilen und stellte Statistiken auf, wie oft und in welcher Kombination Wörter verwendet werden. Aus den online eingegeben Vorschlägen und den Begriffen vergangener Genies schafft der Algorithmus neue Eigenkreationen, die einem stetig wachsenden Gedicht hinzugefügt werden.
Alle Teilnehmer erhalten ein personalisiertes Andenken
Auch wenn die Zahl der potenziellen Teilnehmer ins Unendliche erweitert wurde, möchte die Künstlerin hinter dem Projekt weiterhin jeden Beitrag mit einem eigenen Portrait honorieren. Dein persönliches Poem Portrait besteht aus Deinem Gesicht und einer Maske aus der Originalzeile, die der Algorithmus aus Deinem Wortvorschlag gezaubert hat.
Damit ist Poem Portraits nicht nur ein spannendes Experiment zur künstlerischen Schaffenskraft von KI, sondern zugleich einer der ersten browserinternen Selfie-Filter, der auf Deine Gesichtsform reagiert und diese mit teils recht skurrilen Textzeilen überzieht.
Wie kreativ KI noch sein kannt, liest Du hier.
Kann das Produkt künstlicher Intelligenz mit von Menschen geschaffener Poesie mithalten? Verrate uns Deine Meinung in den Kommentaren!