Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Plädoyer für den Selfie-Stick

Immer häu­figer sieht man Men­schen, die einen Self­ie-Stick zu Hil­fe nehmen, um sich selb­st zu fotografieren. Vor allem bei Touris­ten ist er ein beliebtes Acces­soire. Im Schloss Ver­sailles sind die kün­stlichen Armver­längerun­gen alles andere als gern gesehen.

Liebe Muse­ums­be­treiber,

ich bin in ein­er Zeit groß gewor­den, in der – im Ver­gle­ich zu heute – Fotografien noch eine Rar­ität waren. In ein­er Zeit der Pock­etkam­eras und der ewig vollen Farb­filme. Es war aber auch eine Zeit, in der man als ein­fach­er Men­sch, außer bei seinen per­sön­lichen Bekan­nten, vol­lkom­men unbekan­nt war. Und in den meis­ten Fällen auch blieb. Außer sein fußbal­lerisches Kön­nen wurde zufäl­lig auf einem staubi­gen Aschep­latz irgend­wo in der Prov­inz von einem Tal­entsuch­er, der sich dort hin verir­rt hat­te, ent­deckt. Oder er schrieb ein Buch, wurde Schaus­piel­er oder son­st etwas in der Art. Wir nor­malen Men­schen blieben indes unbe­merkt und bemerk­te uns doch jemand, wur­den wir schnell wieder vergessen.

Selbstportraits gab es schon immer

Und ist es nicht eines unser­er men­schlichen Grundbedürfnisse, von anderen gekan­nt und im besten Fall anerkan­nt zu wer­den. Kein Men­sch möchte vergessen wer­den. Bis heute ken­nt jed­er Men­sch das Gesicht und das berühmte Lächeln der Mona Lisa, auch wenn kein­er weiß, wer das eigentlich war. Aber Maler haben nicht nur andere Men­schen por­traitiert. In allen Kun­stepochen ist eine Vielzahl an Selb­st­por­traits ent­standen. Denkt doch nur mal an Van Gogh mit beziehungsweise ohne sein abgeschnittenes Ohr. Oder an Dür­er, Rem­brandt oder Gau­guin. Nie­mand würde einem dieser Maler den Pin­sel oder die Staffelei ver­wehren, die er benötigt, um seine Bilder zu malen. Und doch ver­bi­etet Ihr es den ein­fachen Leuten, die ihrem Bedürf­nis fol­gen, sich selb­st zu por­traitieren, beim Fotografieren in Euren Museen einen Self­ie-Stick zu benutzen.

iStock_000025475953_Large_bearb

Das Schloss Ver­sailles sieht Self­ie-Sticks nicht wirk­lich gerne

Ein Moment des sich Entdeckens

Vielle­icht werdet Ihr sagen, dass das große Kun­st war und dass es ver­messen ist, die Werke solch großer Meis­ter mit den Self­ies eines Touris­ten zu ver­gle­ichen. Stimmt, das ist sie nicht. Aber das Self­ie ist doch Aus­druck des­sel­ben Bedürfniss­es, oder? Ich meine, warum fotografiert man sich ständig selb­st mit dem eige­nen Handy? Der franzö­sis­che Psy­chologe Jaques Lacan fand her­aus, dass der Men­sch von Natur aus ein gesteigertes Inter­esse daran hat, sich selb­st zu betra­cht­en. Das sieht man schon bei Kleinkindern, die mit Freude in den Spiegel schauen. Sie schauen sich aber nicht nur aus Spaß an der Freud im Spiegel an, son­dern erleben so einen Moment des sich selb­st Ent­deck­ens, was wiederum zur Her­aus­bil­dung ihres Egos, also ihrer Per­sön­lichkeit, beiträgt.

Selbstportraits sind immer auch Selbstinszenierung

Soweit so gut. Aber bei Self­ies geht es ja nicht nur darum, sich selb­st anzuschauen. Da kön­nte man ja schließlich auch ein­fach in den Spiegel sehen und muss das Foto nicht extra bei Face­book, Insta­gram oder son­st wo hochladen. Auch das ist ganz ein­fach. Was dem Kün­stler seine Ausstel­lung oder Muse­um, ist dem Self­ie-Mach­er sein soziales Net­zw­erk. Selb­st­por­traitierung ist immer auch Selb­stin­sze­nierung. Mit einem Self­ie kön­nen wir zeigen, an welchen tollen Orten wir sind, was für aufre­gende Dinge wir tun, wie grandios unser Leben ist. Wir erschaf­fen uns unser ide­ales Ich und heim­sen Bewun­derung und gesellschaftliche Anerken­nung dafür ein.

Selfie-Sticks tun Gutes

Aber zurück zum Self­ie-Stick, denn den habt Ihr ja schließlich ver­boten und nicht das Fotografieren an sich. Wenn man Self­ies nun ein­mal aus dieser anderen Per­spek­tive betra­chtet, dann ist ein solch­er Stick doch ein nettes Hil­f­s­mit­tel, um men­schliche Bedürfnisse zu befriedi­gen. Bedürfnisse, für die Ihr ganz sich­er Ver­ständ­nis habt. Und mal ganz im Ernst, welch­es große Risiko soll ein Self­ie-Stick schon darstellen?

Ganz abge­se­hen davon, dass der Stick dabei hil­ft, bessere Fotos zu schießen, trägt er im Übri­gen auch zur Senkung der Krim­i­nal­ität­srate bei. Wer ken­nt nicht die Szene aus zig Fil­men, in der ein Touris­ten­paar sich fotografieren lassen möchte und dazu einen unbekan­nten Pas­san­ten fragt. Oder das mul­mige Gefühl, wenn man seine Kam­era oder sein neues Smart­phone in fremde Hände gibt, um sich ablicht­en zu lassen, und nicht weiß, ob der Fotografierende gle­ich damit wegläuft. Mit dem Self­ie-Stick ist auch das kein Prob­lem mehr. Eine Sorge und viele Dieb­stäh­le weniger. Das ist doch ein Argu­ment! Also, was meint Ihr, wollt Ihr das nicht doch noch ein­mal überdenken?

Foto: iStock Photo

Das könnte Dich auch interessieren