Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Periscope: Ein Schritt in Richtung Teleportation

Wie wäre es mit ein­er mobilen TV-Sta­tion für die Hosen­tasche? Eine kosten­lose Videoap­p­lika­tion, bei der Du als Reporter und Kam­era­mann Deine Erleb­nisse mit der ganzen Welt teilen kannst. In Echtzeit, ohne lästiges Hochladen, ein­fach per Smart­phone. Twit­ters Livestream­ing-App Periscope macht´s möglich. 

Angenom­men, Du sitzt beim Finale von Germany´s Next Top­mod­el und es passiert etwas Unvorherse­hbares. Sagen wir mal … eine Bomben­dro­hung. Als Jour­nal­ist brauchst Du jet­zt ein Kam­era-Team, einen Ü-Wagen und besten­falls einen Sende­platz. Oder aber Dein Smart­phone ist mit der Periscope-App von Twit­ter aus­gerüstet, sodass Du Deine Live-Sendung spon­tan und ohne den üblichen tech­nis­chen Schnickschnack fahren kannst.

Was ist Periscope und wie funk­tion­iert es?

Angetrieben von der Idee, die Welt durch die Augen eines anderen Men­schen zu ent­deck­en, entwick­el­ten das Grün­der-Duo Kayvon Beykpour und Joe Bern­stein eine App zur mobilen Live-Über­tra­gung von Videos, die seit März unter dem Namen Periscope von Twit­ter ange­boten wird. Der Clou: Das Ganze funk­tion­iert in Echtzeit, ohne Fil­ter, ohne Bear­beitung und nicht nur in eine Rich­tung. Während der Live-Sendung kön­nen Zuschauer im Chat Kom­mentare, Fra­gen, aber auch Wün­sche an den Fil­menden richt­en – eine neue Dimen­sion der dig­i­tal­en Inter­ak­tion. Ein Beispiel: Du kannst als Zuschauer beim Broad­way-Spazier­gang eines Fil­menden dabei sein, stürzt Dich mit Extrem­sportlern die Hänge des Himalayas hin­unter, nimmst an Redak­tion­skon­feren­zen teil und kannst dabei eigene Ideen einbringen.

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Du bist durch die Augen eines anderen (beziehungsweise dessen Handykam­era) live vor Ort und Teil des Geschehens. Die Vision der Mach­er, der Tele­por­ta­tion so nahe wie möglich zu kom­men, hat mit Periscope zumin­d­est ein paar Kon­turen bekom­men. Noch dazu ist die Nutzung der App nahezu unver­schämt ein­fach: Alles was Du brauchst, ist ein Twit­ter-Account, eine funk­tions­fähige Smart­phone-Kam­era und eine gewisse Offen­heit, denn in alter Twit­ter-Manier ist auch bei der Periscope-App im Grunde alles für jeden öffentlich. Wen das nicht stört, der kann sich die App kosten­frei auf sein Smart­phone instal­lieren. Nun braucht es nur ein Fin­ger­tip­pen, um die Live-Auf­nahme zu starten und das Erleb­nis im Netz mit der ganzen Welt zu teilen.

Wer braucht es? Wer nutzt es? 

Die Ein­satzmöglichkeit­en von Periscope sind vielfältig und wer­den momen­tan vor allem von Blog­gern und Jour­nal­is­ten genutzt. Bild-Boss Kai Diek­mann zählt zu den aktivsten Stream­ern und lässt seine Zuschauer an allen ihn rel­e­vant erscheinen­den Ereignis­sen teil­haben – sei es beim Ziegen­füt­tern oder einem Starbe­such in der Bil­dredak­tion. ZDF-Mod­er­a­tor Jan Böh­mer­mann schal­tete seine The­menkon­ferenz live ins Netz und Schalke 04 set­zte als erster Bun­desligist die Stream­ing-App während ein­er Pressekon­ferenz ein. Auch inter­na­tionale Stars haben die Live-App als prak­tis­ches Tool für sich ent­deckt, darunter Schaus­piel­er Chan­ning Tatum, Mod­er­a­torin Oprah Win­frey und die Queen of Pop Madonna.

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Während die App von medi­en­affinen Jour­nal­is­ten und Promis gehypt wird, scheint sie beim Nor­mal­bürg­er noch nicht richtig angekom­men zu sein, was an Massenkom­pat­i­bil­ität und Nach­haltigkeit des ver­meintlich rev­o­lu­tionären Trends zweifeln lässt. Vielle­icht braucht die App aber auch ein­fach etwas Zeit.

Wer hat´s erfunden?

Periscope ist die Antwort auf die Vor­läufer-App­lika­tion Meerkat, die zunächst die API von Twit­ter nutzte. Nach der Ein­führung von Meerkat im Feb­ru­ar wurde dessen Erfol­gspoten­zial beim Microblog­ging-Dienst schnell erkan­nt. Kurz­er­hand sper­rte Twit­ter den Meerkat-Nutzern den Zugang zu seinen Fol­low­ern und kaufte die App­lika­tion für über 80 Mil­lio­nen Dol­lar. Bere­its in den ersten zehn Tagen sollen sich über eine Mil­lio­nen Nutzer reg­istri­ert haben. Seit Mai wird die ursprünglich für iOS entwick­elte App auch für Android-Sys­teme ange­boten. Zu aktuellen Nutzer- und Ein­nah­mezahlen schweigt Twit­ter. Vielle­icht aus strate­gis­chen Grün­den, denn Meerkat atmet zwar schw­er­er, seit die Nutzer-Schnittstelle gekappt ist, ist aber dank Früh­starter­bonus nach wie vor ein nicht zu unter­schätzen­der Nebenbuhler.

Auch Face­book hat das lukra­tive Geschäft mit dem Livestream­ing-Tool erkan­nt und unter dem Titel „Face­book Men­tion“ eben­falls eine Echtzeit-App auf den Markt gebracht. Diese ist jedoch zunächst nur öffentlichen Per­so­n­en wie Poli­tik­ern, Sportlern oder Promi­nenz aus der Medi­en­land­schaft vor­be­hal­ten und bedarf eines ver­i­fizierten Nutzerkontos.

Wer streamt besser?

Die Anwen­dun­gen von Periscope und Meerkat ähneln sich funk­tionell stark, zum Beispiel durch die Kom­men­tar­möglichkeit via Chat. Hier bietet Periscope jedoch eine weit­ere Funk­tion mit Fun­fact: Begeis­terung drückt der Zuschauer aus, indem er durch Antip­pen des Live­bildes Herzen über den Bild­schirm fliegen lässt. Fragt sich, ob diese Idee von „Hun­de­prak­tikan­tin Lola“ oder der „Periscope-Prinzessin“ stammt, die auf der offiziellen Web­site der App als Mit­glieder des Entwick­ler-Teams aufge­führt sind.

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Vielle­icht haben diese bei­den aber auch dafür gesorgt, dass das Design von Periscope generell etwas smarter und schick­er daherkommt als das von Meerkat. Periscope bietet außer­dem einige Zusatz-Tools wie die Anzeige der Zuschauerzahlen und eine Spe­icherung der Auf­nah­men auf exter­nen Servern, sodass App-Nutzer sie inner­halb von 24 Stun­den nochmal anse­hen kön­nen, wenn sie wollen.

Sowohl bei Periscope als auch bei Meerkat kön­nen aufgenommene Videos auch auf dem Handy gesichert wer­den. Zwar sind bei Periscope Kam­er­aau­flö­sung und Über­tra­gungsrate etwas höher, laut Testergeb­nis von Spiegel-Online gibt es bei den Auf­nah­men aber keine bemerkenswerten Qualitätsunterschiede.

Für bei­de Anwen­dun­gen gilt außer­dem: Wer WLAN zur Ver­fü­gung hat, sollte es nutzen. Im Test­durch­lauf schick­ten bei­de Apps für eine Minute Video etwa 4 MegaByte Dat­en ins Netz. Wer mehr Mate­r­i­al strea­men will, kön­nte also ziem­lich flink das Lim­it seines Daten­vol­u­mens erreichen.

Weit­er­er Stolper­stein für die App: die bis­lang lück­en­hafte Recht­slage bei Urhe­ber- und Über­tra­gungs­fra­gen. Während das Livestrea­men von Sky-Über­tra­gun­gen oder aus dem Kino klar urhe­ber­rechtlich ver­boten ist, ist es bei Sportver­anstal­tun­gen sowie Konz­ertbe­suchen eine Frage des Haus­rechts und der all­ge­meinen Geschäfts­be­din­gun­gen beim Ticketkauf.

Laut Twit­ter wird Pira­terie nicht geduldet: Wer streamt, wofür er keine Rechte hat, wird block­iert. Das Prob­lem dabei: Live ist live. Gestreamt ist gese­hen. Mögliche Schind­lud­er bleiben mit der Echtzeit-App wohl nicht aus. Dafür ist es zu ver­lock­end, die Welt an dem ger­ade erlebten Live-Event teil­haben zu lassen. Ob und in welchem Aus­maß in solchen Fällen mit Strafen zu rech­nen ist, muss Twit­ter uns bei Gele­gen­heit mal zwitschern.

Was hältst Du von Livestream­ing-Apps? Schreib‘ uns Deine Mei­n­ung in die Kommentare.

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