Gadgets & Wearables
Ob Autofokus oder Röntgenblick: Diese Smart Glasses erweitern Sicht und Sinne
Einst war sie ein notwendiges Übel, später Mode-Accessoire, heute wird sie als multifunktionales Wearable von Technik-Fans gefeiert. Die Brille fungiert nicht mehr nur als Sehhilfe, sondern verleiht als universelles Hightech-Gadget Superkräfte. Ob Röntgenblick beim Autofahren, 3D-Infos bei der Arbeit oder Rund-um-Service im Alltag: Wir schärfen Deinen Blick für die Innovationen im Smart-Glasses-Segment.
Internetriese Google mag mit seiner Datenbrille medial bislang die meisten Blicke auf sich gezogen haben, doch nicht minder erfolgreich forschen und feilen andere Unternehmen an innovativen Technologien im Bereich Smart Eyewear. Während Dich 3D-Brillen für spektakuläres Heimkino sorgen, fokussiert sich das Unternehmen Deep Optics auf die Grundfunktion des Nasenfahrrads: die Optimierung der Sehkraft.
Auf lange und kurze Sicht eine scharfe Sache: Brille mit Autofokus
Deep Optics tüftelt an einem Sehapparat, der sich automatisch den Bedürfnissen des Trägers anpassen soll. Im Rahmen der Brille befinden sich Sensoren, die den Pupillenabstand überwachen. Dieser verändert sich immer dann, wenn Du etwas fokussierst. Die Sensoren berechnen diese Veränderung und senden ein elektrisches Signal. Dadurch wechseln zwischen den Gläsern Moleküle der Flüssigkeitskristalle ihre Position, die Lichtbrechung wird verändert und der Fokus automatisch angepasst. Momentan wird an dieser sogenannten Omnifokus-Technologie und dem Prototypen der Brille noch gefeilt. Wann sie marktreif ist, ist nicht absehbar.
Snapchat: Vom Messenger-Dienst zum Smart-Glasses-Spezialisten
Augenscheinlich soll auch Messenger-Betreiber Snapchat akribisch an einem Brillen-ähnlichen Wearable arbeiten. 2014 übernahm der App-Anbieter das Startup Vergence Labs, das sich bereits mit seiner Datenbrille Epiphany Eyewear einen Namen gemacht hat. Im „Snap Lab“ sollen nun zahlreiche Experten für Computer Vision und Eyetracking ein Hardware-Produkt entwickeln. Darunter sollen neben den Vergence Labs-Spezialisten und ehemaligen Mitarbeitern von Microsofts Augmented-Reality-Gadget HoloLens auch Fachleute für Sprach- und Bilderkennung beteiligt sein. Alles deutet auf ein Gadget mit Videofunktion und Smartphone-Anbindung – eine Momentaufnahme, die sich hoffentlich nicht wie sonst bei Snapchat üblich auflöst.
Das Auto im Fokus: Brille als Navi, Shopping-Tool und Info-Terminal
Mini-Fahrer sollen künftig mit einer abgefahrenen Multifunktions-Brille im Retrolook den Durchblick haben. Die MINI Augmented Vision von BMW ist mit Kameras, stereoskopischen HD-Display und GPS ausgestattet. Sie wird via Bluetooth oder Wi-Fi mit dem Smartphone und Navi verbunden. Neben Richtungshinweisen, Tempolimits und Geschwindigkeit blendet die Brille auch Location-basierten Service ins Sichtfeld. Erfassen die Kameras zum Beispiel ein Plakat, das für eine Veranstaltung wirbt, kannst Du mit zwei Klicks am Brillenbügel Karten bestellen. Fährst Du an einem Restaurant vorbei, werden die Öffnungszeiten eingeblendet. Das spannendste Feature ist jedoch der Röntgenblick, bei dem Autoteile wie Türen oder A-Säule virtuell verschwinden, um Dir einen besseren Überblick zur Verkehrslage zu ermöglichen.
Quelle: Youtube/ MINI
Smart Glasses in der Industrie: Digitale Brillen bei DHL und VW
Auch in Produktions- und Logistikprozessen werden Augmented-Reality-Anwendungen bereits eingesetzt, um Abläufe zu optimieren. Wo Lageristen bei DHL früher mit Scannern die Regale abgingen, tragen sie heute in manchen Verteilstationen digitale Brillen. Die Vuzix M100 blendet den Mitarbeitern Hinweise zur bestellten Ware ein, sagt ihnen, wo sie sich im Lager befindet und welche Menge benötigt wird. Die Pilotphase in den Niederlanden vor knapp zwei Jahren brachte eine Effizienzsteigerung von 25 Prozent.
Ähnlich erfolgreich verlief der dreimonatige Testdurchlauf beim Automobilhersteller in Wolfsburg. Auch hier tragen einige VW-Mitarbeiter mittlerweile 3D-Datenbrillen, die ihnen bei der Bereitstellung von Teilen Informationen auf das Mikrodisplay einblenden. Eine integrierte Kamera scannt den Barcode und signalisiert dem Träger mittels Rot- oder Gründarstellung, ob er das richtige Teil entnommen hat. VW plant bereits, den Einsatz der Datenbrille auf andere Werkbereiche und Marken auszuweiten.
Smarte Aussichten
Nicht nur in der Industrie 4.0 könnten Datenbrillen künftig häufiger zum Einsatz kommen und zum Beispiel Gerätefehler sowie Wartungshinweise anzeigen. Auch im Alltag haben die intelligenten Brillen Potential, unser Leben in vielerlei Hinsicht zu bereichern. Ob als Navigationstool, Datenlieferant, Erlebnis-Gadget oder einfach als optimierte Sehhilfe – wir dürfen auf eine noch größere Modell- und Funktionsvielfalt gespannt sein.
Unnützes Gimmick oder technische Bereicherung? Was denkst Du über die Smart Glasses-Innovationen? Wir freuen uns auf Deine Sicht der Dinge!