Digital Life
Mars-Häuser aus dem 3D-Drucker: Sieht so der Wohnraum der Zukunft aus?
Vielleicht könnte es bald schon für die ersten Menschen auf den Mars gehen. Bevor Menschen auf dem Roten Planeten landen, soll das Wichtigste aber schon vorbereitet sein: Das Start-up AI Space Factory möchte autonome Roboter vorausschicken, die in der kargen Marslandschaft Häuser bauen – und zwar aus dem 3D-Drucker.
Extreme Temperaturen, Sandstürme und Steinwüsten: Wie können in dieser widrigen Umgebung in 54,6 Millionen Kilometern Entfernung menschenfreundliche Lebensräume entstehen? Für die Besiedlung des Mars liefert das New Yorker Start-up AI Space Factory eine Lösung aus dem 3D-Drucker. Mit ihrem Hausmodell Marsha (kurz für: Mars Habitat) gewann das Team die 3D-Printed Habitat Challenge, bei der die NASA realisierbare Ideen für nachhaltige Unterkünfte auf dem Roten Planeten suchte.
Autonome Roboter sollen nachhaltigen Wohnraum auf dem Mars schaffen
Ausgangsidee der NASA ist es, Roboter vorauszuschicken, die die Marslandschaft für die Ankunft der Menschen vorbereiten. Ein Rover mit einem überdimensionalen Teleskoparm könnte dann Schicht für Schicht das erste Haus drucken. Dabei muss aber nicht nur die Konstruktion, sondern auch das Material für die Bauarbeiten völlig neu gedacht werden. Da der Material-Transport von der Erde zum Mars viel zu teuer wäre und Unmengen an Treibstoff verschlingen würde, nutzt AI Space Factory eine Raumfahrt-Technologie, die als In-Situ Resource Utiliation (ISRU) bekannt ist: Statt den Baustoff von der Erde mitzubringen, sollen die Roboter Rohstoffe nutzen, die sie vor Ort gewinnen und verarbeiten können.
AI Space Factory entwickelte deshalb einen recycelbaren Werkstoff für die Außenhülle, der aus einem nachwachsenden Biokunststoff (Polymilchsäure oder PLA) und Basaltfasern aus Marsgestein besteht. Laut AI Space Factory seien die Basaltfasern so robust wie Kohlefaser oder Kevlar, jedoch einfacher herzustellen. Der natürliche Kunststoff schirmt kosmische Strahlung ab und schützt zugleich vor dem intensiven, schädlichen Sonnenlicht.
Bewohnbare Luftblase in einer fremden Welt
Neben diesem nachhaltigen Biopolymer-Basalt-Material überzeugte auch das Architekturkonzept des Marsha-Hauses. Das Start-up entwarf einen vertikalen, oval-förmigen Container mit vier Ebenen, der durch seine löchrige Struktur natürliches Licht einfallen lässt. Die minimale Grundfläche trägt unter anderem dazu bei, dass die Baustellen-Rover auf dem unwegsamen Gelände keine unnötig langen Strecken zurücklegen müssen. Um die Bewohner in der rauen Umgebung vor der Außenwelt zu schützen, sind sie durch ein besonderes Doppelschalensystem isoliert. So schafft das Bauwerk eine eigene Innenraumatmosphäre – und wird zur winzigen Erd-Luftblase auf einem fremden Planeten.
Prototyp ohne menschliche Hilfe gedruckt
Zwei Jahre tüftelten die Entwickler an der Technologie, dem Druck-Material und Architekturkonzept von Marsha. Von den drei Finalisten des NASA-Wettbewerbes ging AI Space Factory schließlich als Gewinner hervor. Dass ihre Idee nicht nur in der Theorie funktioniert, zeigte sich in der Härteprüfung: In knapp 30 Stunden druckte ein vollautomatischer Roboter einen gut 4,5 Meter hohen Prototyp mit drei Fenstern. Dieser musste anschließend den Druck-, Rauch- und Schlagprüfungen der NASA standhalten. Das Preisgeld in Höhe von 500.000 US-Dollar soll nun in den Bau des ersten lebensgroßen Mars-Hauses fließen. Das Vorläufermodell namens Tera soll aber zunächst auf der Erde Platz finden und hätte auch hier großes Potenzial für die Baubranche.
Tera bringt Mars-Technologie auf die Erde
Auch wenn das futuristische Haus eigens für die Bedingungen im Weltraum entwickelt wurde, könnten mit der Technologie auch auf der Erde nachhaltige Lebensräume entstehen. Tera soll ebenfalls im 3D-Druck-Verfahren und aus kompostierbaren Materialien hergestellt werden, was umweltfreundlicher wäre als der konventionelle Bau mit Beton und Stahl.
Auch andere Unternehmen haben das Potenzial von Häusern aus dem 3D-Drucker bereits erkannt, um in kürzester Zeit kostengünstigen Wohnraum zu schaffen.
Wann die ersten Menschen auf dem Mars landen, steht natürlich noch in den Sternen. Dass für ihre Ankunft an Tag X aber schon alles vorbereitet ist, scheint mit Blick auf Marsha und dem vielversprechenden Prototyp von AI Space Factory keine Sci-Fi-Vision mehr zu sein.
Was hältst Du von Häusern aus dem 3D-Drucker? Kannst Du Dir vorstellen, Dein Eigenheim komplett von Robotern bauen zu lassen? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar.
Titelbild: AI Space Factory