Gadgets & Wearables
Modischer Schmuck, der das Gesundwerden unterstützt
BHs mit Warnfunktion und Halsschmuck, dessen Farbe den Gemütszustand seiner Trägerin verrät – solch modische High-Tech-Accessoires tragen dazu bei, dass sich Patienten nicht mehr ganz so sehr als Patienten fühlen und unterstützen den Genesungsprozess. E-Health-Anwendungen in Gestalt von Kleidungs- oder Schmuckstücken sind ein spannender Trend, der in Zukunft immer wichtiger werden dürfte. Inzwischen sind eine Reihe solcher smarten Schmuckstücke auf dem Markt. Vier dieser interessanten Produkte wollen wir uns hier einmal näher ansehen.
Helfer in der Not
Kaum größer als ein Schlüsselanhänger, ist das Plastikdreieck bequem tragbar. Es hört auf den Namen „LifeTip” und ist in der Lage, einen Herzinfarkt seiner Trägerin sofort zu erkennen und Alarm auszulösen. Der winzige Apparat besteht aus einem ECG-Sensor mit integriertem Chip, der sich vorne an einem BH anbringen lässt. Nahe am Herzen getragen, zeichnet LifeTip den Puls seiner Trägerin auf und registriert Unregelmäßigkeiten umgehend. Außerdem misst das kleine Dreieck noch Körpertemperatur und -lage, registriert Bewegungen und sogar den Gemütszustand. Mit der LifeTip-App können die Nutzerinnen also ihr Wohlbefinden umfassend tracken. Aber die App kann noch viel mehr.
Exakt in dem Moment, wenn das Schicksal zuschlägt, alarmiert LifeTip mit dem Smartphone seiner Trägerin den Notarzt. Die Macher von LifeTip erklären, dass die meisten Herzinfarkte Folgen einer unterlassenen oder verspäteten Behandlung sind und sind zuversichtlich, dass noch mehr Leben gerettet werden können, wenn sie schneller am Einsatzort eintreffen.
E-Health als Accessoire
Eigentlich ist in Kleidung intergierte Technologie nichts Neues. Nahezu tagtäglich sehen wir neue Crowdfunding-Projekte für E-Health, smarte Fitness-T-Shirts bekannter Sportmarken, intelligente Socken und sogar Hosentaschen in denen sich Mobiltelefone aufladen lassen. Doch auch in Unterwäsche oder Schmuck, naturgemäß körpernah getragen, wird Technologie immer häufiger integriert.
Ein schönes Beispiel ist der ‚First Warnings Bra’, der Brustkrebs schon im Frühstadium erkennen kann. Untersuchungen zeigen, dass das Dessous Krebszellen schon sechs Jahre vor Entstehung eines Tumors aufspürt. Der „First Warnings Bra”, der 2007 an der britischen Bolton University entwickelt wurde, wurde inzwischen von über 2000 Frauen auf Empfindlichkeit und Genauigkeit getestet. Jetzt wartet der trendige Sport-BH auf seine Zulassung für den US-amerikanischen Markt.
Noch ein bisschen näher an der Kundin ist ‚The Necklace’, eine Halskette, die Marco Van Beers – inspiriert von einer Geschichte in seinem Bekanntenkreis – für Frauen mit Brustkrebs entwarf. Nach jeder wichtigen Station im Kampf gegen ihre Krankheit kann die Patientin ihrer Kette einen neuen Stein hinzufügen. Die Steine, die direkt auf der Haut aufliegen, verfärben sich von rosa bis weiß: Je tiefer die Farbe der Steine, desto gesünder, je weißer, desto kränker fühlt sich ihre Trägerin. Für die vielen Frauen denen es unangenehm ist, ihrer Umgebung ständig erzählen zu müssen, wie es ihnen gerade geht, spricht jetzt ihr Halsschmuck.
Ein Team mit Zukunft: Design und E-Health
„LifeTip”, „First Warnings Bra” und „The Necklace” zeigen, wie Design bei E-Health-Produkte zu einem positiven Nutzererlebnis beitragen können. Sabine Wildevuur von der ‚Waag Society für kreative Technologie’ plädiert für eine engere Zusammenarbeit zwischen Designern und dem Gesundheitswesen – eine Vision, die perfekt zu dem immer wichtiger werdenden Trend passt, tragbare Technologie in Schmuck und Kleidung zu verarbeiten. „Technologie rückt unaufhaltsam näher an unsere Körper. Sie umgibt uns in der Bausubstanz von Gebäuden und in unseren Wohnungen. Und auch Kleidung mit integrierter Technologie wird zunehmend wichtiger. Das nächste Ziel ist es, die Technologie in den Körper des Patienten zu integrieren,“ sagte Wildevuur neulich in einem Vortrag über tragbare Technologie für Vodafone Holland.
Mit tragbarer Technologie sind wir schon seit den ersten Herzschrittmachern vertraut. Neu ist allerdings die Tendenz, diese direkt auf der Haut getragenen ‚Wearables’ modisch zu gestalten. Mit Technologie, die in Modeschmuck oder trendige Accessoires integriert ist, fühlen sich Patienten weniger als Patienten und können dennoch ihre Gesundheit komfortabel im Auge behalten.
Einige Beispiele intelligenter Schmuckstücke zeigen, dass nicht nur die Gadget-Industrie über elegante Technologielösungen nachdenkt.
Produkte wie „LifeTip” oder der „First Warning Bra” illustrieren, wohin sich Wearables in der nahen Zukunft entwickeln werden: Immer mehr Produkte mit Spezialfunktionen werden Nischen-Zielgruppen das Leben erleichtern. Wenn solche Wearables dann auch noch stylish aussehen, so steigert das zusätzlich ihren Nutzen.
Dank elegantem E-Health-Schmuck wird der Patient dem Gesunden immer ähnlicher. Das steigert sein Selbstwertgefühl und lässt lästige Mitleidsbekundungen aus der Umgebung verstummen. Dank des technischen Fortschritts werden die Anwendungen immer kleiner und schlichter und können von den Patienten überall und jederzeit getragen werden. Damit eröffnen E-Health-Wearables vielversprechende Zukunftsperspektiven und ein Nutzererlebnis mit Mehrwert.
Foto: LifeTip, First Warnings Bra, The Necklace