Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Eltern-Ratgeber digital: Liebling, unser Kind will ein Smartphone – und jetzt?

Tele­fonieren, fotografieren, Musik hören – mod­erne Handys sind mul­ti­me­di­ale Alleskön­ner. Auf dem Schul­hof spie­len viele Kids nicht mehr Fußball, son­dern tip­pen auf ihren Smart­phones herum, chat­ten via Mes­sen­ger, tauschen Fotos und Videos aus. Ist das ein Prob­lem? Oder keine große Sache? Ab welchem Alter sind Handys sin­nvoll? Darüber habe ich mit dem Medi­en­päd­a­gogen Prof. Dr. Johannes Fromme gesprochen.

Nahezu alle Eltern bekommen es früher oder später zu hören: „Krieg‘ ich ein Handy? In der Schule haben alle eins.“ Herr Prof. Fromme, wie können Eltern auf diese Frage reagieren?

Sie soll­ten die Frage als Anlass für einen Aus­tausch zum The­ma Handy auf­greifen. Wenn Kinder ein Handy wollen, soll­ten Eltern über die Gründe und den tat­säch­lichen Bedarf mit ihnen reden. Auf welche Regeln kön­nen wir uns eini­gen? Diese Dinge soll­ten gek­lärt wer­den, bevor das Handy gekauft ist. Je nach Alter der Kinder kann der Handy­wun­sch dann erfüllt wer­den, früher oder später. Es kann heute nicht mehr darum gehen, Medi­enum­gang oder Medi­enbe­sitz grund­sät­zlich zu ver­mei­den, son­dern darum, diesen frühzeit­ig zu begleit­en, damit Kinder die Risiken ein­schätzen und dadurch einen selb­st­bes­timmten und ver­ant­wor­tungsvollen Umgang mit den Geräten und Plat­tfor­men ler­nen. Die Idee, man kön­nte Kinder medi­en­fern aufwach­sen lassen, gehört ins Reich der Fantasie.

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Viele Eltern fühlen sich sicherer, wenn ihre Kinder über Handy immer erreichbar sind. Wie stehen Sie dazu? Ab welchem Alter ist ein Handy für Kinder tatsächlich sinnvoll?

Wir haben oft einen Eltern­typ, der in Rich­tung „Über­be­hü­tung“ tendiert. Dafür gibt es auch den Begriff der „Helikopterel­tern“. Ich denke, Kinder müssen nicht per­ma­nent erre­ich­bar oder unter elter­lich­er Auf­sicht und Kon­trolle sein. Umgekehrt ist es aber sin­nvoll, dass Kinder ihre Eltern erre­ichen kön­nen, wenn sie sie brauchen. Wir wis­sen aus Sta­tis­tiken, dass das Durch­schnittsalter, bei dem die Han­dynutzung sprung­haft ansteigt, bei 10 Jahren liegt. Das deckt sich etwa mit dem Alter, in dem die Kinder in die Sekun­darstufe oder das Gym­na­si­um wech­seln. Dann wer­den häu­fig auch die Wege zur Schule weit­er und von Seit­en der Kinder beste­ht eben das Bedürf­nis der Erreichbarkeit.

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Gibt es also ein „passendes“ Alter für Kinder, in dem man ihnen ein Handy kaufen kann oder sogar sollte?

Nein, das gibt es nicht. Kinder machen indi­vidu­elle Erfahrun­gen und entwick­eln sich sehr unter­schiedlich. Ich würde es von dem Reife­grad und der Selb­st­ständigkeit des Kindes abhängig machen, 10 Jahre kann passen, eventuell aber auch 9 oder 12 Jahre. Das ken­nen wir auch bei anderen Medi­en. Ein 12-Jähriger kann dur­chaus von einem Film, der ab 12 freigegeben ist, über­fordert sein und Alp­träume kriegen. Altersempfehlun­gen helfen also nur bed­ingt weit­er. Die geset­zlichen Alters­freiga­ben von Medi­en­in­hal­ten beruhen übri­gens nur auf Jugend­schutza­spek­ten und tau­gen nicht als kog­ni­tive Ori­en­tierung. Also wenn ein Spiel eine Alters­freiga­be ab 0 hat, heißt das nicht, dass ein Vorschulkind automa­tisch auch begreift, worum es da geht.

Was könnte problematisch daran sein, einem Zehnjährigen ein Smartphone zu geben?

Es kommt immer auch auf die Verträge und die [tech­nis­chen] Möglichkeit­en an. Wenn Inhalte uneingeschränkt zugänglich sind, hat man schnell Jugend­schutzprob­leme, zumal auch die Kon­trolle beim mobilen Inter­net viel schwieriger ist als bei sta­tionären Geräten. Hier entste­hen auch für Eltern neue Her­aus­forderun­gen. Ein weit­eres Risiko: Es kann immer sein, dass Kinder über bes­timmte Apps Kon­takt zu jeman­dem bekom­men, der ihnen nicht wohl geson­nen ist. Das ist ein klas­sis­ches Prob­lem des sozialen Ler­nens: Wem kann ich ver­trauen und wem nicht? Allerd­ings muss man auch sagen, dass dieses Risiko gern über­schätzt wird, denn wenn Kinder Opfer von Straftat­en wer­den, dann kom­men die Täter über­wiegend aus dem Familienumfeld.

Ein drit­ter Risikobere­ich sind die Kosten: Da sind wir wieder bei der Ver­tragssache. Ger­ade bei Jün­geren ist daher eine Pre­paid-Lösung bess­er. Ein viert­er Risikop­unkt sind der Schutz von Pri­vat­sphäre und per­sön­lichen Dat­en. Diese Risiken betr­e­f­fen aber alle nicht nur Zehn­jährige, son­dern let­ztlich alle Han­dynutzer, speziell die Minderjährigen.

Hat es auch pädagogische Vorteile, Kindern so früh wie möglich ein Smartphone zu kaufen?

Ich bin nicht der Mei­n­ung, man sollte Kindern „so früh wie möglich” ein Smart­phone kaufen. Aber wenn der Handy­wun­sch nach­drück­lich ist, dann ist es umgekehrt auch nicht sin­nvoll, es so lange wie möglich zu verzögern. Dinge, die man lange voren­thält oder ver­bi­etet, bekom­men leicht einen Son­der­sta­tus und wer­den „über­wichtig. Wenn man frühzeit­ig den Zugang zu Smart­phones ermöglicht, ist auch die Chance gegeben, dass ein alltäglich­er, selb­stver­ständlich­er und angemessen­er Umgang damit entste­ht. Zu einem angemesse­nen Umgang gehört, dass man auch die Gegen­wart der realen Kom­mu­nika­tion weit­er­hin wertschätzt und die medi­alen Kon­tak­te nicht pri­or­isiert. Der angemessene Umgang entste­ht aber nicht „von selb­st”, son­dern die entsprechen­den Lern­prozesse bedür­fen ein­er Begleitung durch Eltern und andere Bezugspersonen.

Würden Sie differenzieren zwischen „normalen“ Handys, mit denen man tatsächlich „nur“ telefonieren kann, und Smartphones, mit denen medial nahezu alles möglich ist?

Diese Unter­schei­dung macht immer weniger Sinn, weil Smart­phones das „nor­male“ Handy bere­its weit­ge­hend erset­zt haben. Man hat eben nicht mehr nur ein mobiles Tele­fon, son­dern einen Mikro­com­put­er, mit dem man alles machen kann. Das erweit­ert natür­lich die Kom­mu­nika­tion­s­möglichkeit­en wie auch die erwäh­n­ten Nutzungsrisiken.

Was halten Sie denn von Smartphone-Apps wie Facebook-Messenger oder WhatsApp? Haben Sie dazu eine Altersempfehlung?

Face­book erlaubt eine Benutzung ab 13 Jahren (What­sApp erst ab 16). Von daher ist man da rechtlich sowieso gebun­den. Geschäfts­fähig sind Kinder auch erst mit 12 in einem bes­timmten Rah­men. Es gibt also bere­its feste Regeln und braucht an dieser Stelle keine weit­eren Empfehlungen.

Zur Per­son: Prof. Dr. Johannes Fromme ist Vor­stand­mit­glied der Sek­tion Medi­en­päd­a­gogik der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswis­senschaft (DGfE) und Pro­fes­sor für „Erziehungswis­senschaftliche Medi­en­forschung und Medi­en­bil­dung unter Berück­sich­ti­gung der Erwach­se­nen- und Weit­er­bil­dung“ an der Otto-von-Guer­icke-Uni­ver­sität Magde­burg. Aus­führlich­er wid­met er sich dem The­ma Handys im All­t­ag von Kindern und Jugendlichen in dem Buch „Kinder – Eltern – Medi­en. Medi­en­päd­a­gogis­che Anre­gun­gen für den Erziehungsalltag“.

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