Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Leben und Arbeiten als digitale Nomadin – Heute Bali und morgen woanders

Ubud, Bali. Ein blauer Him­mel, Reis­felder soweit das Auge reicht. Es ist 14.00 Uhr Ort­szeit und auf der Tas­tatur des Lap­tops hört man eifrig Fin­ger tip­pen. So sieht der Arbeit­splatz von Cari­na Her­rmann aus. Seit zwei Jahren ist die 34-Jährige dig­i­tale Nomadin und arbeit­et, wo und wann sie will.

Wie und warum dig­i­tale Nomaden sich für diesen Lebensstil entsch­ieden haben, wie sie ihr Geld ver­di­enen und wo sie hin­reisen, das vari­iert. Eins aber haben dig­i­tale Nomaden gemein­sam: Sie reisen gerne, besitzen in der Regel wenig, haben aber auf jeden Fall einen Lap­top und ein Smart­phone und wis­sen immer, wo es einen Inter­ne­tan­schluss gibt, selb­st auf ein­er abgele­ge­nen exo­tis­chen Insel.

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Cari­na Her­rmann hat sich vor zwei Jahren aufgemacht, um als mod­erne Nomadin durch die Welt zu ziehen und ort­sun­ab­hängig zu arbeit­en. Bis dahin hat­te sie einen unbe­fris­teten Arbeitsver­trag als Kinderkranken­schwest­er. 2013 kündigte sie ihren Job, ver­schenk­te und verkaufte ihr Hab und Gut. Was sie jet­zt noch besitzt, passt in einen Kof­fer, auch wenn Her­rmann nicht glaubt, dass das für ein erfol­gre­ich­es Unternehmen nötig ist. „Es hat mich doch gelehrt, mit wie wenig ich eigentlich glück­lich sein kann“, schreibt Her­rmann auf ihrer Seite um180grad.de.

Genau genom­men begann aber alles 2011, als die Unzufrieden­heit sie so sehr lähmte, dass selb­st das Auf­ste­hen mor­gens sinn­los erschien. Das war der Punkt, an dem sie beschloss, ihrem Leben eine 180 Grad-Wende zu geben. Heute macht die mod­erne Nomadin das, was sie mit Lei­den­schaft gerne macht, näm­lich Reisen und „andere mit Worten inspirieren“.

Ihren Leben­sun­ter­halt ver­di­ent sie mit Bloggen, Affil­i­ate-Mar­ket­ing, Selb­st­mar­ket­ing, Büch­er schreiben und Coachen. Um das Bloggen zu ler­nen, absolvierte Her­rmann ein Blog-Camp, den Rest brachte sich die Free­lancerin selb­st bei. Ange­fan­gen hat sie mit der Seite pinkcompass.de, einem Reise­blog für Frauen, sel­ber hinzugekom­men ist ihr Busi­ness-Blog um180grad.de. Dort gibt sie Ein­blick in ihr Leben als dig­i­tale Nomadin und vor allem ist es ein Füll­horn mit Tipps für Gle­ich­gesin­nte oder die, die es noch wer­den wollen.

Während die Touris­ten sich Balis magis­che Stadt Ubud anschauen, sitzt Her­rmann immer noch fleißig an ihrem Lap­top und schreibt an ihrem ersten Ver­lags­buch. Sie hat sich einen straf­fen Zeit­plan geset­zt und arbeit­et diszi­plin­iert. Zwei eBooks – Rat­ge­ber für allein­reisende Frauen – hat sie schon veröf­fentlicht. Auch das hat sie im Laufe der Zeit gel­ernt: sich ihren Arbeit­stag zu struk­turi­eren, denn es gibt keine Stechuhr und keinen Chef mehr, der ihr sagt, was sie tun hat. „Man kön­nte es obses­siv nen­nen, aber ich opti­miere in den let­zten zwei Jahren meinen All­t­ag und meine Auf­gaben bis zur Per­fek­tion“, schreibt sie auf ihrem Blog.

Ob sie nicht dadurch von einem Ham­ster­rad ins näch­ste gesprun­gen ist, wurde sie kür­zlich gefragt. Her­rmann musste schmun­zeln: „Der entschei­dende Unter­schied ist, das mein Arbeit­splatz nun Orte mit Blick auf Reis­felder ein­schließt und „Son­ntage“ am Strand. Ich arbeite an eige­nen Pro­jek­ten, die mir langfristig pas­sives Einkom­men ein­brin­gen, das Leben ander­er Frauen pos­i­tiv bee­in­flussen und mich mit ein­er ungekan­nten Lei­den­schaft und Eifer erfüllen. Ich weiß nicht, wie Du das siehst, aber ich mag mein Hamsterrad …“

Wie es sich ohne fes­ten Wohn­sitz lebt, ob ihre 180-Grad-Wende so ein­fach war, wie es klingt, und wie viel Mut es braucht, um einen sicheren Job zu kündi­gen, woll­ten wir von Cari­na Her­rmann wis­sen. Das Inter­view haben wir per Mail geführt, da Cari­na Her­rmann zu der Zeit in Ubu­tu auf Bali war.

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Cari­na, wenn Du jet­zt, auf die let­zten zwei Jahre zurückschaust, führst Du das Leben, das Du Dir vorgestellt hast?

Cari­na Her­rmann: Nein. Defin­i­tiv ein besseres. Als ich vor zwei Jahren ges­tartet bin, hat­te ich keine Ahnung, was alles möglich sein würde und was ich alles erre­ichen kann. Ich war opti­mistisch, aber doch auch ziem­lich naiv und habe mich selb­st chro­nisch unterschätzt.

Du hast vorher als Kinderkranken­schwest­er gear­beit­et und mit Selb­st­mar­ket­ing, Affil­i­ate-Mar­ket­ing oder Bloggen nichts zu tun gehabt. Wusstest Du von Anfang an, wie Du an die Sache ran gehst? 

Cari­na Her­rmann: Über­haupt nicht. Ich bin da mehr oder weniger ins kalte Wass­er gesprun­gen und habe mir „unter­wegs” alles ange­le­sen und angel­ernt, was ich brauchte, um den näch­sten Schritt gehen zu kön­nen. So ist das auch bis heute geblieben.

Es klingt ein­fach, wenn man Deinen oder den Blog ander­er dig­i­tal­en Nomaden liest. Ein halbes Jahr Vor­bere­itung, Job kündi­gen und dann geht es los. War es das auch?

Cari­na Her­rmann: Es klingt ein­fach, weil man nur wenige Worte braucht, um es zu beschreiben. Die Arbeit dahin­ter ist es nicht. Es ist sehr hart und ver­langt auch viele Opfer. Aber ich ste­he dazu: Wenn man die Lei­den­schaft und die Opfer­bere­itschaft hat, dann ist es ein­fach, sich dafür zu entschei­den. Jed­er Traum ver­langt einem eben auch etwas ab und Erfolg wird nie­man­dem geschenkt.

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Kein fes­ter Wohn­sitz, ein ganz neuer Beruf – war das eine große Umstel­lung für Dich?

Cari­na Her­rmann: Es mag selt­sam klin­gen, aber der Punkt „ohne Wohn­sitz” war wie ein Befreiungss­chlag für mich. Irgen­det­was in mir war wohl schon immer eine Nomadin. Ich habe es früher auch nie länger als ein paar Jahre an einem Ort aus­ge­hal­ten. Dann bin ich umgezogen.

Ein ganz neuer Beruf war schon eine große Umstel­lung. Sehr viel Selb­st­diszi­plin musste her und nicht alles war rosarot, bloß, weil ich mir den Job qua­si selb­st erschaf­fen habe. Dinge, die man nicht lei­den kann oder nicht machen möchte, bleiben anfangs trotz­dem erhal­ten. Kaltaquise werde ich immer has­sen und war eine riesige Über­win­dung für mich. Dazu musste ich mich nun auch noch selb­st zwin­gen und kon­nte es nicht ein­mal auf einen fiesen Chef schieben.

Nomade – das klingt nach Ruh­elosigkeit für jeman­den mit einem fes­ten Wohn­sitz. Bist Du ein Unruhegeist? 

Cari­na Her­rmann: Ja und nein. Ich war früher inner­lich ständig unruhig. Wie auf der Suche. Die Ironie ist: Seit ich das gefun­den habe, was ich gesucht habe, nehmen Leute an, ich sei auf der Suche.Ein Unruhegeist bin ich noch dahinge­hend, dass ich ständig neuen Input brauche. Wie ein Kind. Deswe­gen liebe ich das Reisen, weil es ständig etwas Neues zu ler­nen, zu erleben und zu sehen gibt.

Woher hast Du den Mut genom­men, diesen unsicheren Weg zu gehen, Deine Kom­fort­zone zu verlassen?

Cari­na Her­rmann: Ich vertrete die Ansicht, dass es nicht Mut ist, den man dafür braucht, son­dern einen gewis­sen Grad von Verzwei­flung. Der Wun­sch, der Traum und die Sucht nach etwas muss größer sein als alle Hür­den, Hin­dernisse und Opfer. Dann braucht es keinen Mut, denn dann kommt der Antrieb von alleine.Jeder, der sich schon ein­mal einen großen Traum erfüllt hat, ken­nt diesen Moment, in dem es in einem ein­fach über­schwappt und man sich endlich überwindet.

Dein Arbeit­sall­t­ag sieht ähn­lich voll­gepackt aus wie der eines Freiberu­flers in Deutsch­land. Was fehlt, sind Strand und Sonne. Außer diesen Fak­toren: Warum hast Du noch den Weg gewählt, als dig­i­tale Nomadin zu leben? 

Cari­na Her­rmann: Das stimmt abso­lut. Am Ende des Tages bin ich eine Selb­st­ständi­gewie jede andere. Aber eben eine Ort­sun­ab­hängige. Let­z­tendlich habe ich also wahrschein­lich auch die gle­ichen Antriebe für die Selb­ständigkeit wie alle anderen: Ich liebe es, meine Pro­jek­te frei wählen zu kön­nen, kreativ und ohne Ein­schränkun­gen arbeit­en und leben zu kön­nen. Ich lebe kom­plett selb­st­bes­timmt. Das macht diesen Weg als Ganzes für mich so erstrebenswert. Ich entschei­de, wann, wo und an was ich arbeite. Nie­mand sonst.

Wer jet­zt Blut geleckt hat, welche Tipps kann Du geben für den ersten Schritt – außer Deinen Blog zu lesen? 

Cari­na Her­rmann: Lesen. Lesen. Lesen. Ich habe, seit­dem ich ange­fan­gen habe, alles an Lit­er­atur, Blogs und eBooks ver­schlun­gen, was ich zum The­ma find­en kon­nte, und mich aktuell weit­erge­bracht hat. Das würde ich auch jedem empfehlen. Je mehr man darüber weiß, welche Möglichkeit­en es gibt oder was man machen möchte, desto höher ist die Wahrschein­lichkeit auf Erfolg und desto weniger gruselig wird der Sprung ins Ungewisse.

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