Digital Life
Kryptowährungen: digitales Gold oder gehyptes Altmetall?
Von den einen als größter Betrug aller Zeiten betitelt, von anderen als die Zukunft des Geldsystems gefeiert –im Internet als Spekulationsobjekt gehandelt, im Darknet als offizielle Währung genutzt: Kryptowährungen sind in aller Munde. Vor allem, wenn das digitale Geld mal wieder in wilden Achterbahnfahrten innerhalb eines Tages um 1000 Dollar steigt oder fällt! Kryptowährungen sind digitale Zahlungsmittel, die auf Blockchain-Technologie basieren: Das Geld besteht also aus kryptografisch verketteten Blöcken, welche die jeweiligen Transaktionen beinhalten. Diese werden zwischen zwei Seiten in einer wachsenden Datei gespeichert. Die Daten liegen dabei nicht auf einem einzelnen Server ab, sondern werden über mehrere Computer weltweit und dezentral gespeichert, sodass niemand ein Machtmonopol über diese Daten hat.
Mining für jedermann – von zu Hause nach dem Kryptogold schürfen?
Das Tolle an Kryptowährungen ist: Du kannst mit einem schnellen Computer selbst Kryptogeld produzieren! Dieser Vorgang nennt sich „Mining“ und der Produzent ist der „Miner“. Sämtliche Daten von der Währung über die Inhaber bis hin zu einzelnen Transaktionsbewegungen werden dabei so sicher verschlüsselt, dass schon die Erstellung (Mining) eines einzelnen Coins viel Zeit und Energie in Anspruch nimmt. Das ist auch der Grund, warum sich das Schürfen nach dem digitalen Gold für deinen Privathaushalt oft nicht lohnt. Zum einen sind die Anforderungen an die Hardware aufgrund der komplizierten Verschlüsselung sehr hoch. Zum anderen kosten dich die Coins auch den Strom, der für die Rechenkraft deines Computersystems verbraucht wird. Die Big Player sind große Bitcoin-Mining-Farmen: industrielle Betriebe, die mit Großrechnern riesige Mengen an Kryptogeld schürfen. Besonders beliebte Standorte dafür sind extrem kalte Regionen wie Sibirien, wo die aufwendige Mining-Technik auf natürliche und kostengünstige Weise gekühlt werden kann.
Trading – Spekulieren geht über Studieren
Für die meisten von uns ist es deshalb die einfachere Variante, mit dem Handel von Kryptowährungen Geld zu verdienen: Beim sogenannten Trading werden die Kryptowährungen auf großen Kryptobörsen billiger eingekauft und teurer verkauft. Das Geschäft funktioniert ähnlich wie der Aktienhandel an der Wallstreet. Deshalb sollte man schon einiges über den Devisenhandel wissen und im Hinterkopf behalten, dass der Bitcoin-Handel immer ein spekulatives Geschäft ist, bei dem auch viel gezockt wird. Aber zurück zur Geschichte der Kryptowährungen und dem allerersten Coin …
Bei Kryptowährungen hat alles klein angefangen
Angefangen hat alles 2008, als eine Gruppe oder Person unter dem Pseudonym „Satoshi Nakamoto“ (bis heute ist die Identität unbekannt) eine neue Technologie für digitale Währungen veröffentlichte. Ein Jahr danach entstanden die ersten 50 Bitcoins. Der Wechselkurs lag damals bei 0,08 Cent. Am 22. Mai 2010 fand dann der erste Warenaustausch gegen Bitcoins statt: dabei wurden zwei Pizzen für 10.000 Bitcoin verkauft. Zwei Jahre nach dem offiziellen Marktstart war der Bitcoin-Kurs auf die Höhe des US-Dollars gestiegen. Kurz danach überholte der Bitcoin ihn und war sechs Dollar wert. Bis heute kann die Kryptowährung auf eine Erfolgsstory zurückblicken, die 2017 ihren Höhepunkt erreichte, als ein Bitcoin kurzzeitig 20.000 Dollar wert war! Ein Nachfragemotor ist, dass der Bitcoin als begrenzte Ressource geplant wurde, von der bis 2140 ungefähr 21 Millionen produziert werden sollen.
Seit 2008 entstanden diverse Börsen und sogar Geldautomaten für das digitale Geld, während immer mehr neue Kryptowährungen auf den Markt kamen. Heute ist die Anzahl auf schon weit über 1500 verschiedene Coins angestiegen. Alle Kryptowährungen unterliegen großen Kursschwankungen, die unter anderem durch spektakuläre Hacks von Kryptobörsen, staatliche Verbote und Gesetze sowie künstliche Verknappung ausgelöst werden. Bei Bitcoin gibt es zum Beispiel alle vier Jahre ein sogenanntes Halving, nach dem sich die Belohnung für die Bitcoin Miner halbiert. Das wiederum bedeutet, dass die Bitcoins länger brauchen, um produziert zu werden. Die verschiedenen Kryptowährungen bringen durch ihre unterschiedlichen Technologien auch verschiedene Eigenheiten mit sich. Zu den bekanntesten und erfolgreichsten gehören neben Bitcoin Ether, Ripple, IOTA und Litecoin:
Bitcoin (BTC)
Der Bitcoin ist die älteste und wertvollste Kryptowährung. Es gibt zahlreiche Online-Shops, Geschäfte und Services, wo man mit Bitcoins bezahlen kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Kryptowährungen kann man seine normale Währung direkt gegen diesen Coin tauschen. Viele weniger bekannte und jüngere Coins können nur mit Bitcoin oder anderem Kryptogeld gekauft werden. Durch die Dezentralität wird der Bitcoin nicht von einer Instanz oder einem Unternehmen gesteuert, was ihn manipulations- und zensursicher macht. Das Netzwerk gehört „allen und niemandem“. Jeder kann über das Internet auch ohne Bankkonto an dem Finanzsystem teilhaben, was ein Vorteil für die ärmere Bevölkerung in Entwicklungsländern sein kann. Der Bitcoin gewinnt gegenüber klassischen Währungen auch dadurch an Reiz, dass es eine Obergrenze von 21 Millionen Bitcoins gibt und es somit nicht zu einer Inflation kommen kann. Der Hauptgrund für die Attraktivität des Bitcoins ist jedoch das Mining. Grundsätzlich kann jeder, der über einen modernen Rechner verfügt, sich daran beteiligen, Bitcoins selber herzustellen und sich auf diese Weise „sein Geld selbst drucken“. Die so entstandenen Bitcoins gehören anschließend dir allein.
Litecoin (LTC)
Litecoin ist als einer der ersten zehn Bitcoin-Klone eine der ältesten Kryptowährungen überhaupt. Der Coin arbeitet mit der gleichen Technologie wie sein großes Vorbild, ist dabei aber bis zu viermal schneller bei den Transaktionen und das bei niedrigeren Kosten. Die geplante maximale Menge der Litecoins ist mit 84 Millionen viermal höher. Außerdem kann der Litecoin mit schnellen Grafikkarten noch profitabel gemined werden. Trotz dieser Vorteile hat der Litecoin einen viel geringeren Wert. So wird er auch das „Kryptosilber“ genannt, während Bitcoin weiterhin das einzig wahre „Kryptogold“ ist.
Ether (ETH)
Das ist die Nummer 2 auf dem Kryptomarkt und die beliebteste Währung neben Bitcoin, die enormen Zulauf von Nutzern hat. Die genutzte Blockchain ist die zweitgrößte direkt nach Bitcoin. Im ersten Jahr stieg der Kurs von Ether sogar schneller als der von Bitcoin. Bei Ether gibt es keine Mining-Grenze, was die Währung inflationär macht. Die Kosten für die Ausführung von Transaktionen sind im Gegensatz zur großen Nummer 1 begrenzt und dadurch günstiger. Außerdem hat das Ether-Netzwerk einen Geschwindigkeitsvorteil, da die Bestätigung der Validität eines Bitcoin-Blocks mehrere Minuten dauert. Im Vergleich dazu ist ein Ethereum-Block in wenigen Sekunden bestätigt. Die Ethereum-Blockchain enthält zusätzlich dynamische Elemente, die sogenannten Smart Contracts. Die Smart Contracts sind Automationen, die den Abschluss von Verträgen, Handelsabkommen und Wahlsystemen vereinfachen können.
Ripple (XRP)
Ist ein Peer-to-Peer Zahlungssystem, das hauptsächlich für den Einsatz im Banken- und Finanzwesen entwickelt wurde. Deswegen steht bei Ripple auch der Devisenhandel im Vordergrund. Während andere Anbieter von Coins für ihre Währungen das klassische Bankensystem ablehnen, versucht Ripple damit zu kooperieren. Banken könnten theoretisch sogar ihre eigenen Coins im Ripple Netzwerk erschaffen und verwenden. Der XRP von Ripple ermöglicht das schnelle Verleihen und Entleihen von Geldbeträgen und sogar das dazugehörige Erstellen einer Art Schuldschein. Ripple legt den Fokus auf maximale Kompatibilität und könnte ein grundsätzliches Problem im internationalen Geldwesen lösen: im Ripple Netzwerk können die Transaktionen nämlich in jeder erdenklichen Währung abgewickelt werden. Der XRP könnte sozusagen als Universalübersetzer für beliebige Währungen fungieren.
IOTA (MIOTA)
IOTA hat seinen Fokus auf die wirtschaftliche Nutzbarkeit für die Industrie gelegt. Das System ist besonders attraktiv für Transaktionen im „Internet of Things“. Es soll vor allem schnelle Transaktionen zwischen Maschinen, Fahrzeugen und Geräten ermöglichen. So hat IOTA von Anfang an große Aufmerksamkeit bei Industrieverbänden und Unternehmen wie Microsoft, Bosch und Telekom geweckt. Dafür nutzt IOTA „Tangle“ statt „Blockchain“, was Vorteile für die Geschwindigkeit der Transaktionen bringt. Theoretisch kann eine beliebige Anzahl von Transaktionen gleichzeitig ausgeführt werden. Das System soll sogar mit einer steigenden Anzahl von Nutzern immer schneller werden. Diese Geschwindigkeit soll im Anwendungsbereich des „Internet of Things“ bei der Kommunikation von Endgeräten im Smart Home, im Büro, im öffentlichen Dienst oder in der Industrie einen Vorteil bringen.
Die Blockchain begeistert – am Kryptogeld scheiden sich die Geister!
Das digitale Geld hat sich bis jetzt weder als offizielles Zahlungsmittel durchgesetzt noch unser normales Geld überflüssig gemacht. Die ersten Krypto- Millionäre sind durch wenige Dollar reich geworden. Andere haben in einer großen Finanzblase beim Crash riesige Vermögen verloren. Banken und Regierungen warnen rigoros vor dem neuen Zahlungsmittel, während Industrie und Handel hier eine große Chance sehen. Weltweit floriert der Handel mit dem digitalen Gold. Auf jeden Fall hat die revolutionäre Blockchain-Technologie unsere Welt verändert und ihre Einsatzmöglichkeiten gehen weit über die Kryptowährungen hinaus!