Goalgirls
Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Kreative Rebellion: Goalgirls als Agentur, die keine sein will

Eine Agen­tur, die keine sein will: Die Goal­girls aus Berlin zeigen, dass aus Koop­er­a­tion viel Kreatives entste­hen kann.

Wenn einen über­mäßig viele Bewer­bun­gen erre­ichen, ist das eigentlich ein Grund zur Freude. Kad­die Rothe aber stimmte es nach­den­klich, als sie sah, dass etwa 160 Frauen gern für ihre Agen­tur Goal­girls arbeit­en wür­den. Weil sie so viel Tal­ent, Elan und Kreativ­ität aus den Zuschriften her­ausle­sen kon­nte. „So viele tolle Frauen“, sagt die 27-Jährige, wenn sie daran zurückdenkt.

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(swipe for quotes from our appli­ca­tion form) wow, heart of empow­er­ment @tina.orange_ is read­ing through your answers and fill­ing a spread­sheet with dec­la­ra­tions of war on the patri­archy, destruc­tive cap­i­tal­ism and the archa­ic struc­tures of the indus­try. we‘re such a cool gen­er­a­tion. thank you for this, to all of you who filled out our end­less, vul­ner­a­bil­i­ty overkill type­form to join this cre­ative gang - #goal­girls

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Tolle Frauen – denen sie aber nicht allen einen Job geben kon­nte. Ihre Agen­tur Goal­girls gab es zu dem Zeit­punkt seit unge­fähr einem Jahr. Fünf Mitar­bei­t­erin­nen hat­te sie gemein­sam mit ihrer ein Jahr jün­geren Schwest­er und Co-Grün­derin Hele­na Rothe schon eingestellt, was alles andere als schlecht ist: Im Schnitt schufen Grün­derin­nen und Grün­der 2018 inner­halb der ersten zwölf Monate ger­ade mal eine halbe Arbeitsstelle zusät­zlich zum eige­nen Job, rech­net der Grün­dungsmon­i­tor der Kred­i­tanstalt für Wieder­auf­bau (KfW) vor. Rothe aber wollte sich nicht damit zufriedengeben, in ihrem kleinen Team zu arbeit­en. Sie wollte viel mehr Frauen in die Kreativbranche holen – und damit verän­dern, wie Wer­bung und Kam­pag­nen gemacht werden.

Um das zu ver­ste­hen, muss man wis­sen, wie ihre Agen­tur Goal­girls 2017 in die Welt gekom­men ist. Rothe hat am Gold­smith Col­lege in Lon­don studiert und im Anschluss rund ein halbes Jahr in ein­er Agen­tur gear­beit­et. Lange genug, um zu wis­sen: So hat­te sie sich das Arbeit­en nicht vorgestellt. Entschei­dun­gen ver­liefen über Umwege, dauerten ihr zu lange, und sie als Neue­in­steigerin durfte sowieso nicht dabei mitre­den. Ihre Ideen und Vorschläge präsen­tierte ein Vorge­set­zter. „Ich hat­te nie die Chance, zu sagen, dass es meine Entwürfe sind, oder meine Ideen zu recht­fer­ti­gen“, sagt sie. Die Hier­ar­chien – viel zu steil. Das Team: „pale, male, stale“ – weiß, männlich, abge­s­tanden. Rothe sehnte sich nach mehr Frauen. Schließlich sind sie wichtige Kon­sumentin­nen und Entscheiderinnen.

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Sie ver­ließ die Agen­tur, schrieb mit ihrer Schwest­er Hele­na einen Blog, organ­isierte eine Even­trei­he. Daraus ent­standen eher zufäl­lig die Goal­girls als Fach­frauen für Event­mar­ket­ing und mit einem Ziel: die Kreativbranche aufzu­mis­chen. Mit einem rein weib­lichen Team, das die Ziel­gruppe der Kam­pag­nen ver­ste­ht. Mit den Geschwis­tern Rothe als Chefinnen, die vor einem Meet­ing auch mal ansprechen, dass sie einen schlecht­en Tag haben – und ihre Mitar­bei­t­erin­nen ermuti­gen, das­selbe zu tun. Keine star­ren Hier­ar­chien aus Juniors und Seniors. Eine Agen­tur, die keine Agen­tur sein will. Fachge­bi­et: Events, Pop-ups, Offline-Kam­pag­ne­nak­tio­nen, die im Inter­net Aufmerk­samkeit weck­en. Das Team tin­gelte beispiel­sweise mit einem „Men­stru­a­tion­szelt“ von Musik­fes­ti­val zu Musik­fes­ti­val. Eine witzige Idee mit dem ern­sthaften Anspruch, ein gesellschaftlich­es Tabu zu über­winden und endlich läs­sig über die Peri­ode zu reden.

Die Goal­girls arbeit­en für Milch­pumpen­her­steller, für ökosoziale Tex­til­fir­men. Sie erwarten von den Fir­men, dass sie am Pitch mitar­beit­en. Manch­mal laden sie auch NGOs, frisch gegrün­dete Start-ups oder andere mit wenig Geld zum „Reverse Pitch“ ein – sie drehen das klas­sis­che Ver­fahren um, mit dem Agen­turen sich um Aufträge bewer­ben. Die Auf­tragge­ber müssen den Kreativ­en ihre Idee schmack­haft machen. Passt es, betreuen die Frauen den Kun­den gratis. Quer­fi­nanziert über die anderen Aufträge.

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Trotz­dem schlichen sich Struk­turen ein, die Rothe als zu klas­sisch emp­fand, die Goal­girls dro­ht­en die Agen­tur zu wer­den, die sie nie sein woll­ten. Als sich auf einen Aufruf die erwäh­n­ten 160 Frauen melde­ten, geri­et Rothe ins Grü­beln. Warum immer nur im kleinen Team arbeit­en, wenn da draußen so viele unter­schiedliche und so inspiri­erende Frauen Ideen haben, die sie nie hören wird?

Einen Teil der Lösung ihres Prob­lems fand sie bei Soft­ware-Unternehmen, in einem Man­age­ment­prinzip, das sich Holokratie nen­nt. Anstelle von Abteilun­gen mit den klas­sis­chen Hier­ar­chien arbeit­en Experten­zirkel zusam­men. Die Kol­lab­o­ra­teurin­nen schaf­fen sich für jedes Pro­jekt das passende Arbeit­sum­feld. Eine Mis­chung aus Net­zw­erk, Co-Work­ing und Kollek­tiv. Sie nehmen, was sie brauchen, um tun zu kön­nen, was sie wollen, als eigen­ständi­ge Exper­tin­nen. „Im Team gibt es dann nur eine Grafik­erin – die sich sich­er sein kann, dass ihre Ideen gehört wer­den“, so Rothe.

Ihre Idee kam gut an: Zu einem ersten Tre­f­fen ver­sam­melten sich 100 Inter­essentin­nen. Seit April 2019 arbeit­et nun die Co-Creagency von Goal­girls am Berlin­er Alexan­der­platz. Sie wird als „Co-Creagency Rebelles“ Frauen vor­be­hal­ten sein, aber nicht die einzige bleiben. Sie bekommt ger­ade eine Schwest­er – und in der wer­den dann alle Geschlechter kooperieren.

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