Digital Life
KI, Roboter und IoT gegen das Coronavirus: Wie Technologien helfen sollen
Forscher in aller Welt arbeiten unter Hochdruck an der Entschlüsselung des Coronavirus und der Entwicklung eines Impfstoffes. Unterstützung bekommen sie von modernen Technologien: Algorithmen, Roboter, Videochats und Rechenpower sollen dabei helfen, die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Und auch Du kannst die Wissenschaft von zuhause unterstützen!
Technologien erleichtern nicht nur Deinen Alltag oder rüsten die Arbeitswelt auf, sie können auch in Krisen-Situationen helfen: Bereits neun Tage, bevor die Weltgesundheitsorganisation (WHO) öffentlich über das Coronavirus informierte, hatte die kanadische Analyse-Firma Bluedot laut Wired vor dem Ausbruch eines grippeähnlichen Erregers gewarnt.
Dem Coronavirus mit künstlicher Intelligenz auf der Spur
Das Unternehmen Bluedot kombiniert für die Beobachtung und Vorhersage von Infektionskrankheiten menschliche und künstliche Intelligenz (KI). Der Bluedot-Algorithmus analysiert unter anderem Datensets und Meldungen von (Massen-)medienquellen in 65 Sprachen, um herausfinden, ob es irgendwo auf der Welt auffällige Entwicklungen gibt. Ende Dezember landete der Algorithmus nach Angaben von Medienberichten einen Treffer: Er stellte nicht nur fest, dass der Ausbruch des bis dahin unbekannten Coronavirus in der chinesischen Stadt Wuhan begann, sondern konnte auch den voraussichtlichen Weg der sich anbahnenden Pandemie vorhersagen. So soll Bluedot prognostiziert haben, in welchen Städten die nächsten Fälle auftreten werden.
Das Coronavirus in der CT-Analyse: Algorithmen unterstützen in der Diagnostik
KI-Tools und vorausschauende Analysen (Predictive Analytics) wie von Bluedot könnten künftig dazu beitragen, dass Verwaltungen sowie Regierungen schneller auf Krankheitsausbrüche reagieren und Gegenmaßnahmen einleiten können. Bei der Corona-Pandemie ist es derzeit das oberste Ziel, die Ausbreitung zu verlangsamen. Dafür sind neben Berechnungen zur Verbreitung auch diagnostische Verfahren wichtig, die eine frühzeitige Erkennung der Lungenkrankheit ermöglichen.
Wie künstliche Intelligenz dabei zum Einsatz kommen kann, zeigen KI-Experten des chinesischen Multi-Konzerns Alibaba. Sie haben einen Algorithmus entwickelt, der anhand von CT-Aufnahmen erkennen soll, ob ein Patient an Corona erkrankt ist. Laut des Konzerns hat das System eine Genauigkeit von 96 Prozent. Der gesamte Test dauert nur drei bis vier Sekunden und soll damit mindestens 60-mal schneller als ein menschlicher Test sein. Hinter diesem Diagnose-Werkzeug steckt maschinelles Lernen, noch genauer Deep Learning: Die Forscher haben das KI-System mit hunderten CT-Aufnahmen von Patienten gefüttert, die nachweislich am Coronavirus erkrankt sind und eine Lungenentzündung entwickelt haben. Je mehr Vergleichsbilder der Algorithmus bekam, desto besser wurde er. Laut Alibaba wurde das System bereits in mehr als 160 chinesischen Einrichtungen getestet. Nach Angaben von Bloomberg hat der Online-Konzern das cloudbasierte Diagnose-Tool inzwischen auch in Europa vorgestellt.
Für Radiologen und Forscher ist diese CT-Bildanalyse lediglich eine unterstützende diagnostische Methode und Entscheidungshilfe. Die Ergebnisse der KI-Software liefern also keinen abschließenden Befund, sondern müssen durch klinische Tests bestätigt werden, erklärt Michael Forsting, Leiter des Instituts für Diagnostische und Interventionelle Radiologie am Universitätsklinikum Essen, bei Zeit Online. Zudem konnte eine Studie aus den USA nachweisen, dass externe Röntgen- und MRT-Aufnahmen, die nicht aus den Krankenhäusern stammen, in denen die KI-Tools ursprünglich trainiert wurden, die Erkennung erschweren.
Deep Learning in der Grundlagenforschung zum Coronavirus
Wenn es darum geht, große Datenmengen schnell zu analysieren und Muster zu erkennen, arbeiten gut trainierte Algorithmen oft um ein Vielfaches effizienter und zuverlässiger als der Mensch. Diese Fähigkeit ist aktuell auch in der Grundlagenforschung und bei der Entschlüsselung des Coronavirus gefragt. Beispielsweise untersucht das britische Start-ups Benevolentai derzeit Datensätze bestehender Medikamente, die auch gegen das Virus wirken könnten.
Das Alphabet-Tochterunternehmen Deepmind analysiert währenddessen mithilfe von Deep-Learning-Algorithmen die Proteinstrukturen des Virus, die bei der Suche nach einem Impfstoff und Medikamenten entscheidend sind und stellt die (noch nicht verifizierten) Ergebnisse öffentlich für andere Wissenschaftler zur Verfügung. Die Antikörper eines Impfstoffes müssen genau auf die sogenannten Spike-Proteine des Coronavirus passen, mit denen es an die menschliche Zelloberfläche andockt.
Puzzeln für die Wissenschaft: „Fold it“-Gamer suchen das Anti-Corona-Protein
Bei der Suche nach Impfstoffen setzen Forscher der University of Washington auch auf die Schwarmintelligenz der Gaming-Community. Mit dem Computerspiel „Fold it“ kannst Du dabei helfen, ein Anti-Corona-Protein zu entwickeln, das an die Spike-Proteine des Coronavirus andockt und es somit lahmlegt. Die Aufgabe bei dem kostenfreien Knobel- und Puzzlespiel besteht darin, Proteine zu falten. Die vielversprechendsten Ergebnisse werden am Institute for Protein Design getestet, das bereits erste Fortschritte bei der Entschlüsselung des Corona-Proteins meldete.
Rechenpower für die Corona-Forschung
Auch der Chiphersteller Intel und der Hardware-Produzent Lenovo wollen ihren Beitrag zur möglichst schnellen Entschlüsselung des Virus leisten. Dafür haben die Tech-Partner spezielle Hochleistungsrechner entwickelt und dem chinesischen Institut BGI Genomics zur Verfügung gestellt. Dieses untersucht klinische Proben und führt auf Grundlage großer Datenmengen Genanalysen durch. Die können unter anderem aufzeigen, wie sich das Virus verbreitet und im Körper verhält.
Je mehr Computerleistung für solche rechenintensiven Analyseprozesse verfügbar ist, desto besser. In diesem Punkt kannst Du die Wissenschaft ebenfalls unterstützen: Mit der Rechenpower Deines heimischen PCs. Ähnlich wie die DreamLab-App der Vodafone Foundation ermöglichen zum Beispiel die Programme Boinc und Folding@home, der Corona-Forschung Rechenkapazität zu spenden.
Roboter, Drohnen und IoT: Zwischen Smart Hospital und Telemedizin
Um die Ausbreitung des Coronavirus einzudämmen und das medizinische Personal zu schützen, sind derzeit in internationalen Krankenhäusern auch vermehrt Roboter im Dienst. Laut CNN soll zum Beispiel in Seattle ein technoider Helfer die Kommunikation zwischen Ärzten und infizierten Personen erleichtern, ohne sich in demselben Raum aufzuhalten zu müssen. Auch das chinesische Ministerium für Wissenschaft und Technologie hat dazu aufgerufen, Roboter, Drohnen, Supercomputer und das Internet of Things (IoT) einzusetzen, um menschlichen Nahkontakt zu reduzieren.
In Wuhan wurde dafür das Smart Field Hospital eingerichtet, das gut 20.000 Patienten versorgen soll. Über Wearables und 5G-Thermometer, die mit einer KI-Plattform von Cloudminds synchronisiert sind, können Ärzte aus der Ferne Vitalwerte wie die Körpertemperatur, die Herzfrequenz und den Blutsauerstoffgehalt überwachen. Gleichzeitig versorgen die Roboter die Patienten mit Medikamenten und Essen, liefern Informationen und unterhalten sie. Auch für Hol- und Bring-Dienste werden Roboter eingesetzt: Der chinesische E-Commerce-Händler JD liefert in Wuhan zum Beispiel medizinische Pakete mit selbstfahrenden Robotern an Krankenhäuser aus.
Auch die technoiden Helfer der dänischen Firma Blue Ocean Robotics sind in China derzeit besonders gefragt. Ihr autonomer Desinfektionsroboter UVD eliminiert Viren und andere Krankheitserreger in Kliniken durch UV-C-Licht. Spanien und Nordirland hingegen planen nach Angaben der Website Thenextweb, Roboter einzusetzen, um Corona-Tests durchzuführen. In Spanien sollen dadurch Mitarbeiter des Gesundheitssystems entlastet werden, die derzeit rund 10.000 der Infizierten im Land ausmachen [Stand: 27. März, Anm.d.R.].
EmergencyEye: Denen helfen, die uns helfen
Nicht nur Roboter unterstützen in dieser Ausnahmesituation: Das Start-up Corevas hat mit Unterstützung von Vodafone seinen telemedizinischen Service EmergencyEye erweitert, um denen zu helfen, die uns helfen. EmergencyEye wird ursprünglich in Rettungsleitstellen eingesetzt und ist nun für Arztpraxen, Krankenhäuser und Sicherungsstellen für potenzielle Patienten im Einsatz. Patienten und Ärzte verbinden sich per Live-Video-Chat, was eine direkte, aber kontaktfreie Kommunikation ermöglicht. Die Mediziner können sich dank EmergencyEye ein visuelles Bild der Situation aus der Ferne machen. Im Anschluss entscheiden sie, ob ein Aufenthalt in der Praxis oder im Krankenhaus nötig ist. Wie auch bei Verdacht auf das neuartige Coronavirus.
#WeKeepYouGoing: Deutschland bleibt vernetzt
In unserem WeKeepYouGoing-Artikel erfährst Du alles dazu, wie Vodafone Deutschland in der aktuellen Corona-Situation mit dem 4-Punkte-Plan vorgeht, damit Du und Deutschland weiterhin vernetzt bleibt. #WeKeepYouGoing #StayHome
Verlässliche und seriöse Informationen zur Corona-Situation findest Du auch auf der Website des Robert-Koch-Instituts (rki) sowie auf der Plattform Zusammen gegen Corona des Bundesgesundheitsministeriums.
Hast Du weitere Forschungsprojekte entdeckt, bei denen innovative Technologien im Kampf gegen das Coronavirus unterstützen sollen? Wir freuen uns auf Deinen Tipp in den Kommentaren!