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Ist Hellbound etwas für Dich? Der südkoreanische Okkult-Krimi im featured-Seriencheck
Monster erscheinen aus dem Nichts und ziehen Menschen in die Hölle! Die südkoreanische Mini-Serie „Hellbound“ bricht gerade alle Rekorde und lässt dabei sogar den Netflix-Hit „Squid Game“ hinter sich. Aber wird die südkoreanische Thriller-Serie dem Hype gerecht? Und noch viel wichtiger: Ist das Ganze etwas für Dich?
Was ist Sünde? Und ab wann werden Menschen zu Sündern? Die gerade auf Netflix erschienene Serie Hellbound (zu Deutsch: „verdammt“) geht diesen Fragen in sechs Episoden nach. Kräfte und Dinge, die mit Naturgesetzen anscheinend nicht erklärbar sind, mischen auch noch mit. Anhänger:innen dieses Okkultismus greifen nach der Macht und gehen dabei über Leichen. Hier ein erster Einblick für Dich:
Hellbound: Die neue Wahrheit
Ein Mann sitzt nervös in einem Café und schaut auf die Uhr. Sekunden später flüchtet er durch die Innenstadt der südkoreanischen Hauptstadt Seoul. Drei dämonische Kolosse jagen den Mann durch die urbane Kulisse; beobachtet von vielen Augen und Smartphone-Kameras. Die Monster prügeln den Mann halb tot und verbrennen ihn anschließend mit einem undefinierbaren grellen Licht zu einem mit Asche bedeckten Skelett.
Die Ermittlungen der Polizei konzentrieren sich auf die schnell wachsende Sekte Die neue Wahrheit und den charismatischen Sektenführer Jeong Jin-soo (Yoo Ah-in). Die Demonstrationen – so nennt er die Hinrichtung durch die Monster – sind seiner Ansicht nach Zeichen göttlichen Willens. Die Opfer müssen eine Sünde begangen haben. Schon bald öffnet der religiöse Fanatismus der Selbstjustiz Tür und Tor.
Story-Check: Okkult-Krimi mit Dark-Fantasy-Einflüssen
Auch wenn im Trailer und auf dem Promo-Poster die Monster prominent platziert sind, solltest Du Dich davon nicht täuschen lassen. Sie nehmen in der gesamten Serie recht wenig Raum ein. Die erste Hälfte der Serie (Folge 1 bis 3) ist ein düsteres Kriminalstück, in dessen Zentrum sich der abgewrackte Polizist Jin Kyeong-hoon (Yang Ik-june) ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem Sektenführer Jeong Jin-soo liefert.
Die zweite Hälfte (Folge 3 bis 6) macht einen kleinen Zeitsprung und skizziert die Auswirkungen der erstarkten Neue-Wahrheit-Sekte auf Wirtschaft, Medien und Politik. Darin versteckt sich etwas mehr Gesellschaftssatire als in der ersten Hälfte, aber nicht weniger Spannung. Davon bietet die Serie nämlich reichlich.
Okkultismus im Kriminalfilm ist nicht neu. Genre-Klassiker des westlichen Kinos sind „God’s Army“ (1995) oder „Die neun Pforten“ (1999). Der größte Unterschied und die Innovation beim südkoreanischen Hit Hellbound: Die Welt bekommt das ganze Grauen einfach in den Medien präsentiert und muss nun damit umgehen. Engel und Dämonen gibt es – was machen die Menschen mit dieser Information?
Schauspiel-Check: Das Anti-Squid-Game
Südkoreanische Kino- und Serienproduktionen trenden gerade gewaltig – auch wir haben über den Netflix-Hit „Squid Game“ berichtet. Bezüglich Schauspiel und Inszenierung unterscheiden sich die zwei aktuellen Hit-Serien allerdings deutlich. Denn während Squid Game in seinen Perspektiven und teilweise aufgeregtem Schauspiel fast an einen Anime erinnert, bleibt Hellbound durchweg ruhig und düster. Hauptdarsteller Yang Ik-june verkörpert den Polizisten Jin Kyung-hun so dramatisch und einfühlsam, dass man sich regelrecht wundert, ihn noch nicht in Produktionen à la „Parasite“ gesehen zu haben.
Inszenatorisch ist die Serie eher vergleichbar mit südkoreanischem Genrekino, etwa dem Zombiefilm „Train to Busan“ oder auch dem Rache-Drama „Oldboy“. Du musst aber definitiv kein Fan von ostasiatischem Kino sein, um an Hellbound Gefallen zu finden.
Synchron-Check: O-Ton rockt, Synchro ist brauchbar
Wir haben Hellbound für Dich im O-Ton mit Untertiteln und in der deutschen Synchronfassung angeschaut. Die deutsche Synchronfassung steht der Serie gut und klingt hochwertig. Stellenweise nimmt sie dem Material aber auch etwas von seiner Ernsthaftigkeit. Das liegt womöglich an der Auswahl bestimmter Sprecher„ denn die weiblichen Synchron-Rollen sind durch die Bank weg passend besetzt. Einzelne männliche Figuren bekommen in der deutschen Synchronfassung einen etwas flapsigen Touch, etwa die Nebenrolle des Chief Detectives (Lee Dong-Yong), der im Original relativ tief und bestimmt spricht, in der deutschen Sprachfassung aber durch die famose, aber markant krächzige Stimme von Gerald Schaale unnötig humoristisch wird.
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Action-Check: Vereinzelte Gewaltspitzen ohne Blut-Exzesse
Squid Game wird teilweise wegen seiner Darstellung von Gewalt kritisch diskutiert. In Hellbound gibt es ebenfalls Gewaltdarstellungen, allerdings deutlich weniger exzessiv. Wenn Monster auf Menschen-Jagd gehen und diese letztendlich grob zurichten, kann das schon erschrecken. Schlimmer ist es allerdings, wenn religiöse Fanatiker andere Menschen zur Strecke bringen. Dann wird auch schonmal ordentlich losgeprügelt, teilweise mit Zubehör. Wer aber nach harten und blutigen Horrorbildern sucht, muss woanders weitersuchen.
Effekt-Check: Abzüge beim Creature-Design
Einziger Wermutstropfen in dem ansonsten wunderbar komponierten Thriller-Stück ist die Qualität der animierten Kreaturen. Die Engel, schwebende Gesichter mit leuchtenden Augen, sehen aus wie eine günstige Playstation-2-Grafik. Noch saurer stoßen einem die Dämonen auf, die leider deutlich sichtbar aus dem Rechner kommen. Wenn Du Dich an semi-befriedigenden visuellen Effekten störst, musst Du an drei, vier Stellen besonders stark sein.
Unser Fazit zu Hellbound: Kurzweiliges Genre-Futter mit Charakter
Hellbound gehört auf Deine Watchlist, wenn Du auf düstere Kriminalgeschichten mit plausiblen Charakteren und überzeugendem Cast stehst. Blutreiches Effekt-Feuerwerk findest Du eher woanders. Gewalt spielt zwar eine Rolle, aber nur eine untergeordnete. Die südkoreanische Miniserie gehört zumindest für uns zu den Genre-Highlights auf Netflix.
Du interessierst Dich für eine zweite Staffel von Hellbound? Wir auch! Hier erfährst Du alles rund um die mögliche Fortsetzung der Serie.
Hellbound | |
Originaltitel: | Jiok (Koreanisch: 지옥, Hölle) |
Genre: | Horror / Okkult / Drama |
Start: | 19.11.2021 (Netflix) |
Laufzeit: | 6 Episoden à 50 Minuten |
Altersfreigabe | von Netflix ab 18 Jahren empfohlen (nicht mit FSK-Freigabe gleichzusetzen) |
Regie: | Sang-yo Yeon |
Drehbuch: | Kyu-Seok Choi, Sang-ho Yeon |
Vorlage: | „Hellbound“ (2002), 11-minütiger Webtoon von Sang-ho Yeon |
Ein featured-Tipp, auch für Fans von God’s Army (1995), Death Note (Anime, 2006), I Am Not A Serial Killer (2016), Train to Busan (2016), Sweet Home (Serie, 2020).
Wie gefällt Dir das finstere Okkult-Drama Hellbound? Welche düsteren Manga- oder Comicvorlagen würdest Du gerne als Webserie sehen? Ideen bitte in die Kommentare.