Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Interview: Ausstellung „Das Netz“ im Deutschen Technikmuseum in Berlin

Das Deutsche Tech­nikmu­se­um baut momen­tan weit­er Lager­hallen der his­torischen Lade­straße des Anhal­ter Güter­bahn­hofs in Berlin zum Ausstel­lung­sort um. Bald soll dort die Ausstel­lung „Das Netz“ eröff­nen, die ver­an­schaulichen will, wie Infor­ma­tions- und Kom­mu­nika­tion­snet­ze unser Leben bee­in­flussen. Unser Autor San­dro hat dazu Jörg Rüse­wald, einem der Kura­toren der Ausstel­lung, ein paar Fra­gen stellen dürfen.

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© SDTB / Foto: Kirchner

Hal­lo Jörg, Du bist Kura­tor bei der Ausstel­lung „Das Netz“ im Deutschen Tech­nikmu­se­um in Berlin. Erzähl doch ein­mal kurz etwas über Dich. Was macht ein Kura­tor?

Hi San­dro. Ich bin natür­lich nicht alleine bei unserem Ausstel­lung­spro­jekt. Wir sind ins­ge­samt sechs Kura­toren. Da kommt aber wiederum auch noch eine ganze Palette weit­er­er Kol­le­gen dazu. Jeden­falls: Als Kura­toren küm­mern wir uns vor allen Din­gen um die inhaltliche Pla­nung und Umset­zung der Ausstel­lung. Das geht von den ersten Ideen und Konzepten bis hin zur ganz konkreten Arbeit: Sehenswerte Exponate auswählen, Ausstel­lung­s­texte schreiben, inter­es­sante Medi­en­in­halte find­en und vieles andere. Glück­licher­weise kön­nen wir uns die Arbeit aufteilen: So ist jed­er Kura­tor inhaltlich für bes­timmte Bere­iche der Netz-Ausstel­lung ver­ant­wortlich. Für die ganz prak­tis­che Umset­zung – damit hin­ter­her tat­säch­lich auch die Ausstel­lung dort ste­ht und so aussieht, wie wir es uns gedacht haben – arbeit­en wir eng mit einem Gestal­tungs­büro zusammen.

Bei der Ausstel­lung wird ja voraus­sichtlich das Inter­net einen promi­nen­ten Platz ein­nehmen. Kannst Du uns in ein, zwei Sätzen erk­lären, was das Inter­net eigentlich ist?

Ja, das stimmt: Das Inter­net nimmt einen promi­nen­ten Platz ein. Jed­er denkt beim Titel „Das Netz. Men­schen, Kabel, Daten­ströme“ natür­lich in erster Lin­ie an das Inter­net. Es geht aber nicht auss­chließlich darum, son­dern generell um tech­nis­che Kom­mu­nika­tions- und Infor­ma­tion­snet­ze. Also beispiel­sweise auch um ältere Net­ze wie die Telegrafie oder Exoten wie BTX. In dem Zusam­men­hang wird die Ausstel­lung fra­gen, wie diese Net­ze unser Leben, unser Denken und Han­deln bee­in­flussen und bee­in­flusst haben. Dabei sehen wir das Inter­net sozusagen als „Netz der Net­ze“. Soll heißen: Es vere­inigt vieles von dem, was andere, zum Teil ältere tech­nis­che Net­ze, schon geleis­tet haben, wie zum Beispiel das Tele­fon­netz. Es bringt aber auch ganz neue For­men der Kom­mu­nika­tion und des Umgangs mit Infor­ma­tio­nen hervor.

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Seit wann gibt es das Inter­net eigentlich?

Die all­ge­meine Geschichtss­chrei­bung lässt das Inter­net zumeist mit dem soge­nan­nten ARPANET begin­nen. Das war ein vom US-amerikanis­chen Mil­itär finanziertes wis­senschaftlich­es Kom­mu­nika­tion­snetz. ARPANET existierte seit Ende der 1960er Jahre erst nur zwis­chen weni­gen Uni­ver­sitäten. Es wuchs aber mit der Zeit und es kamen weit­ere Net­z­knoten hinzu. Um ARPANET dann auch mit anderen Kom­mu­nika­tion­snet­zen verbinden zu kön­nen, wurde in den 1970er Jahren das soge­nan­nte TCP/IP-Pro­tokoll entwick­elt. Das war so eine Art Meilen­stein, weil nun – verkürzt gesagt – viele unter­schiedliche Net­zw­erke miteinan­der sprechen kon­nten. Das hat­te ein sehr stetiges, vor allen Din­gen auch glob­ales Wach­s­tum dieser Kom­mu­nika­tion­snet­ze zur Folge. Seit­dem spricht man dann auch erst vom „Inter­net“, also einem Ver­bund von vie­len unter­schiedlichen Netzen.

Was ist Dein­er Mei­n­ung nach die größte Verän­derung in unserem All­t­ag, die das Inter­net mit sich gebracht hat?

Ich würde sagen, da gibt es eine ganze Menge an Verän­derun­gen. Einen ersten per­sön­lichen Inter­net­mo­ment, wenn man das so sagen kann, hat­te ich wohl 1999, als Dou­glas Adams in der Stadt war und ich aber keine Karte für seine Lesung mehr bekam. Ich war jedoch total froh, als ich mir das Ganze per wack­e­ligem Stream über meine dama­lige ISDN-Leitung anschauen kon­nte. Daher würde ich schon mal sagen, das Inter­net bietet uns neue Möglichkeit­en der Teil­habe, in kul­turellen, sozialen, poli­tis­chen Bere­ichen. Die Ausstel­lung wird genau diese Fra­gen unter die Lupe nehmen: Was bieten uns tech­nis­che Net­ze, allen vor­weg das Inter­net, an neuen Gestal­tungsmöglichkeit­en? Aber auch: Wie verän­dert die zunehmende Beschle­u­ni­gung oder auch die ausufer­nde Kon­trolle unseren All­t­ag? Das sind sicher­lich zwei weit­ere große Verän­derun­gen, nach denen du gefragt hast.

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Warum macht man eine Ausstel­lung über das Netz?

Wir hat­ten ein­fach noch ein biss­chen Platz im Muse­um. Haha, nein, Spaß bei­seite. Obwohl, wenn ich’s recht bedenke: Eigentlich stimmt das schon auch. Das Deutsche Tech­nikmu­se­um ist hier ja direkt auf dem Gelände des ehe­ma­li­gen Berlin­er Anhal­ter-Güter­bahn­hofs und Bahn­be­trieb­w­erks ange­siedelt. Teil des Muse­um­sare­als ist die his­torische Lade­straße des Bahn­hofs; die ehe­ma­li­gen Lager­hallen – langge­zo­gene, weiträu­mige Gebäude – wer­den jet­zt für die Netz-Ausstel­lung weit­er aus­ge­baut. Hier wollen wir auch in Zukun­ft noch weit­er wachsen.
Gle­ichzeit­ig ist „Das Netz“ Teil eines größeren Ausstel­lungskonzepts, das in unserem Haus schon seit vie­len Jahren existiert. Wir wollen eine Rei­he von The­me­nausstel­lun­gen auf die Beine stellen, die sich aus ver­schiede­nen Samm­lungs­bere­ichen unseres Haus­es zusam­menset­zen. Mit der Netz-Ausstel­lung set­zen wir dieses Ausstel­lungskonzept, genan­nt „Tech­nover­sum“, zum ersten Mal in ein­er Dauer­ausstel­lung um.

Inhaltlich geht es uns ganz klar darum, das Ver­ständ­nis für tech­nis­che Net­ze und deren soziale und kul­turelle Aus­prä­gun­gen zu stärken. Daher wird es auch ein beson­deres Begleit­pro­gramm zur Ausstel­lung geben, das dieses Ver­ständ­nis für ver­schiedene Ziel­grup­pen wie Fam­i­lien oder Schulk­lassen vertieft.

Wann wird die Ausstel­lung eröffnet und was erwartet den Besuch­er dort?

„Das Netz“ eröffnet am 9. Sep­tem­ber für alle Besucherin­nen und Besuch­er. Die Ausstel­lung erstreckt sich über 1600 Quadrat­meter, auf denen etwa 550 Exponate zu sehen sind. Es wird über 70 Medi­en­sta­tio­nen geben und einige sehr coole Mit­mach­sta­tio­nen, die ich, ehrlich gesagt, kaum erwarten kann. Wir haben die Ausstel­lung von Anfang an auf eine spezielle Ziel­gruppe angelegt, näm­lich Schüler und Fam­i­lien. Was aber nicht heißt, dass für Nerds und alle anderen nicht auch Einiges zu ent­deck­en wäre.

„Das Netz“ wird drei große Haupt­bere­iche haben, die qua­si drei unter­schiedliche Per­spek­tiv­en auf Net­ze bieten. Dort liegt jew­eils der Fokus auf dem Men­schen als Nutzer, auf der Net­ztech­nik und auf den Inhal­ten, die über Net­ze ver­mit­telt wer­den. Drumherum wird es kleinere The­menin­seln geben, wo es jew­eils um konkrete Anwen­dungs­bere­iche geht, also beispiel­sweise „Games“, „Shop­ping“, „News“, um nur einige zu nennen.

Wir haben auch ein kleines Blog an den Start gebracht, wo wir regelmäßig über den Fort­gang der Ausstel­lungs­pla­nung und über The­men der Ausstel­lung schreiben. Da kann man sich auch schon vor der Eröff­nung informieren – eben­so auf der Web­site und Face­book-Seite des Museums.

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© SDTB / Foto: Clemens Kirchner

Gibt es unter den Ausstel­lungsstück­en eines, das Du als Dein Lieblingsstück beze­ich­nen würdest?

Da gibt es eigentlich sehr viele schöne Objek­te. Beispiel­sweise finde ich das kleine Stück des ersten Transat­lantikka­bels sehr faszinierend oder den ersten MP3-Play­er-Pro­to­typ. Ein sehr cooles Exponat ist gle­ichzeit­ig auch eines unser­er größten Objek­te und hat sog­ar einen Namen. Es heißt Otto und ist ein soge­nan­nter „Datenkrake“. Also eigentlich ist Otto ein riesen­großes Mod­ell eines Krak­en und wurde in den let­zten Jahren beispiel­sweise auf den Frei­heit-statt-Angst-Demon­stra­tio­nen mit­ge­führt. Er sym­bol­isiert natür­lich die ganzen Fir­men und Staat­en, die unsere pri­vat­en Dat­en haben wollen. Otto wird sich mit seinen meter­lan­gen Ten­takeln über einem der Ausstel­lungs-Haupt­bere­iche winden.

Und nun Deine Ein­schätzung: Stich­wort Inter­net der Dinge. Wie sieht die Welt in 50 Jahren aus? Wie sehr wird das Inter­net Teil unseres All­t­ags sein?

Puh, schwierige Frage. Momen­tan erleben wir ja ger­ade die stetige Umstel­lung auf ein neues Inter­net­pro­tokoll, näm­lich IPv6. Das bedeutet, es kön­nen in Zukun­ft sehr viel mehr Inter­ne­tadressen vergeben wer­den, als noch mit dem Vorgänger­pro­tokoll. So gese­hen kann somit auch jedes Ding unseres All­t­ags mit ein­er Adresse, sozusagen mit einem Net­zan­schluss, verse­hen wer­den. Damit steigen natür­lich auch die Möglichkeit­en von Kon­trolle und Überwachung, was in jedem Fall ver­hin­dert wer­den muss. Daneben kann ich mir aber auch vorstellen, dass die zunehmende Ver­net­zung der Dinge Chan­cen bietet. Ob dabei das alte Ver­sprechen, dass uns die Tech­nik das Leben „erle­ichtert“, endlich ein­gelöst wird, weiß ich nicht. Was ich mir per­sön­lich jedoch in 50 Jahren wün­schen würde: Bea­men wäre schön.

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