Virtual Reality
Immersion 2.0: Diese Technik lässt Dich virtuelle Realität fühlen
2016 stecken wir mitten in der virtuellen Realität. Die Grafik wird besser; das Angebot wächst. Doch die finale Verschmelzung von virtueller und analoger Realität steht noch aus – bis jetzt. Vom Handschuh bis zum Ganzkörperanzug kannst Du in naher Zukunft die nächste Stufe der Immersion erwarten.
Virtual Reality hat große Fortschritte gemacht, doch eine Haptik findet in den digitalen Welten faktisch noch nicht statt. Auf Deinem Bildschirm siehst Du einen Stein, bewegen kannst Du ihn höchstens via Gesten und / oder Knöpfchen drücken. Dabei ist doch das Ertasten und Erfühlen eigentlich das, was die Realität oft erst als solche deklariert.
Hapto: Wenn die Knöpfchen Dich drücken
Nicht ganz so speziell wie Dexmo, dafür irgendwie bequemer designt, ist Hapto. Dieser Handschuh ist ein Controller für die virtuelle Realität und soll dank taktilem Feedback für einen haptischen Aha-Moment sorgen. Kleine Buttons an der Unterseite des Handschuhs beziehungsweise an Deiner Handinnenfläche imitieren Berührungen, die Du in der digitalen Welt ausführst. Wenn Du beispielsweise Dein virtuelles Haustier streichelst, versucht Hapto diese Reize in die reale Welt zu übertragen. Im Beispielvideo siehst Du mehr.
Getrackt wird der Powerhandschuh über die drei „Light Circles“, je an der Ober- und Unterseite. Im Falle von Systemen wie HTC Vive und Oculus Rift funktioniert das über die mitgelieferten Sensoren. Bei der Samsung Gear VR beispielsweise muss die Handykamera als Trackingsystem arbeiten. Das schränkt die Bewegungsfreiheit im Endeffekt etwas ein – dafür ist die Steuerung mit vier Controller-Buttons an Deinen Fingern leichtgängig und intuitiv.
Auf der Indiegogo-Kampagne von Hapto kannst Du die vier Farbvarianten aktuell noch zum Early-Bird-Preis sichern. Ein wenig Geduld solltest Du mitbringen, denn die Auslieferung beginnt (vermutlich) im März 2018.
Dexmo: Ich fühle was, was Du nicht fühlst
Ja, das Gefühl einer leichten Unbehaglichkeit überkommt auch mich, wenn ich das krallenartige Gerät sehe. Aber dieser VR-Handschuh-Prototyp aus dem Hause Dexta Robotics erfüllt eine Funktion, die bislang so noch nicht existiert: sie simuliert Gewicht und produziert einen Widerstand.
Im Moment haben Gegenstände in der virtuellen Realität ein Gewicht von Null – egal welche Einheit. Deine Fantasie wird auf die Probe gestellt, wenn Du in der Simulation gerade einen schweren Protonenblaster hältst, der Dich laut Physik eigentlich in die Kissen drücken sollte, Dein Körper allerdings ’nur’ einen 100-Gramm-Controller in der Hand spürt. #Handheld
Die Gelenke des Dexmo sind mit Deinen Fingern verbunden. Raffiniert abgestimmte Elektromotoren sorgen dafür, dass die Physik des Spiels auf Deinen Handschuhe und damit Deine Finger übertragen wird – angepasst auf das jeweilige Objekt. Das folgende, hauseigene Dexmo-Video lässt Dich besser greifen… äh… begreifen.
Die Entwickler selbst sehen die Anwendungsbereiche offensichtlich nicht nur im Gaming. Übungsanwendungen in der Medizin und der Industrie sind auch denkbar. Bis zur Marktreife dauert es noch ein wenig, denn das Team sucht aktuell noch (finanzielle) Unterstützung aus der Branche. Wer sich mit etwas weniger zufrieden gibt, wird seine haptische Erfüllung in Konkurrenz-Produkten wie dem „Manus VR“-Handschuh finden. Dieser interagiert mit z.B. der HTC Vive, verzichtet aber auf Feedback oder ähnliches. Die digitale Vivisektion eines Aliens scheint dennoch ganz gut zu funktionieren.
Auch Alex Olma konnte sich im Silicon Valley im Robotics Lab der Stanford Universität davon überzeugen, wie weit die Forschung inzwischen auf diesem Gebiet ist und durfte unter anderem durch eine Roboterhand den Meeresgrund abtasten.
Das bisher bestmögliche Ergebnis scheint nach wie vor, der Ansatz der Mixed Reality zu sein, so wie ihn z.B. The Void verwendet. Die Struktur einer realen Umgebung, inklusive aller Objekte, wird gescannt und mit verschiedenen Szenarien bespielt. Diese Variante ist natürlich (noch) nichts für daheim – es sei denn, Du nennst eine Lagerhalle Dein Eigen.
AxonSuit: Die vollständige Immersion Deines Körpers
In Filmen wie „Pacific Rim“ und ganz aktuell „Assassin’s Creed“ wird es Dir wieder vor Augen geführt: Eine Schnittstelle zwischen Mensch, Maschine und digitaler Welt kann es nur geben, wenn der Körper volle Bewegungsfreiheit genießt. Das wissen auch die Tüftler und Enthusiasten bei AxonVR und entwickeln aktuell mit dem AxonSuit und der AxonStation eine Kombination, die es Dir in absehbarer Zukunft erlaubt, mit Deinem ganzen Körper in digitale Welten abzutauchen.
Der Anzug selbst soll Hitze und Kälte simulieren können, sowie individuell Druck ausüben. Möglich wird das durch ein System aus zwei Schichten. Die erste Schicht besteht aus winzigen Kunststoff-Röhrchen, die mit Luft befüllt werden und so Druckpunkte erzeugen können. Die zweite Schicht funktioniert im Prinzip wie ein modernes PC-Kühlsystem und nutzt Flüssigkeit, um Dein analoges Temperatur-Empfinden dem digitalen Szenario anzupassen. Lass Dich vom folgenden Video faszinieren.
Die AxonStation sorgt dafür, dass digitale Stufen auch zu realen Stufen werden und macht es möglich, digitale Wege auch analog zurückzulegen und Dich generell in einer beliebig großen Welt zu bewegen, ohne auch nur an den Controller zu denken. Die Gerätschaften im Video sehen noch etwas klobig aus und erinnern irgendwie an die ersten Iron-Man-Gehversuche, aber die auf der Website abgebildeten und damit angestrebten Modelle sind schon wesentlich zugänglicher und erinnern ein wenig an die Anzüge aus dem Sci-Fi-Kultfilm „Tron“. Für die Führungsebene konnte AxonVR übrigens Mark Kroese und Joe Michaels gewinnen, die ihrerseits je Xbox-Live und MSN erfolgreich am Markt positionierten und mit ihrer Expertise nun auch AxonVR in die Wohnzimmer bringen wollen. Aktuell steckt das Team noch mitten in der Entwicklung und Weiterfinanzierung und verzichtet dafür ausnahmsweise auf Crowdfounding, was ja strenggenommen auch schon etwas Besonderes ist.
Audio VR – Realität, die ins Ohr geht
„Du kannst wegschauen, aber nicht weghören“, ist ein Spruch der nicht nur im Film stimmt. Wenn es um Immersion geht, spielt der Ton mehr denn je eine Rolle. Kleines Experiment: Stell Dich in die Innenstadt, schließe die Augen und drehe Dich langsam um Deine eigene Achse. Zu keinem Moment wird die Geräuschkulisse für Dich gleich bleiben. Die akustische Ebene ist eine viel unterschätzte im Bereich VR. Auf der IFA 2016 war die virtuelle Realität eines der größten Themen. Diesbezüglich stellte Audioprofi Sennheiser sein neues 3D-Sound-Programm Ambeo vor, das von der Aufnahme bis zum Mastering künftig den richtigen Sound für virtuelle Welten liefern soll. Highlight dabei war ein VR-Mikrofon, dessen drei Aufnahmeelemente perfekte 360°-Klang liefern sollen. Die Möglichkeiten dieser Technik beschränken sich natürlich nicht auf Videospiele. Auch Live-Konzerte könnten mit einer Kombination aus VR-Bild und -Ton für den Heimvideo-Markt wieder deutlich attraktiver werden.
In Deinem Ohr findet aber mehr als nur Klang statt. Samsungs VR-Kopfhörer Entrim 4D können mittels schwacher elektrischer Impulse Dein Gleichgewichtsorgan beeinflussen, um ein virtuelles Szenario für Deinen Körper nachvollziehbar zu machen. Bisweilen fühlt sich Dein Gehirn nämlich etwas veräppelt, wenn Du ihm vorgaukelst, über eine Stadt zu fliegen, während Dein Körper auf der Couch sitzt. Diese Irritation dankt es dem einen oder anderen dann mit einem Anflug von Übelkeit.
Aber uns ist jetzt mal nicht übel. Wir freuen uns auf die Fantasy-, Action- und sonstigen virtuellen Welten, die uns bald erwarten. Und jetzt alle so: VR YEAH!