Digital Life
[Hands on] iPhone 6s und 6s Plus
Tim Cook kündigte es während der Keynote groß an: Alles, was sich beim iPhone 6s verändert habe, sei alles. Nach seinem großen Versprechen auf der Bühne kann ich es nun auch selbst bestätigen: Für ein s-Update hat Apple wirklich ungewöhnlich viel verändert. Auch wenn die beiden iPhone 6s von außen genauso wirken wie ihre Vorgänger, hat sich innen drin doch einiges getan.
Starke Updates unter der Haube
Mit seinem Upgrade auf 2GB RAM hat Apple die lang ersehnten Rufe der Fangemeinde erhört. Auch wenn die Software nicht so ressourcenhungrig ist wie bei Android, scheint das Update dennoch gerade für immer aufwendigere Apps oder Spiele angebracht. Im alltäglichen Gebrauch läuft das iPhone 6s super flüssig und ohne Ruckler. Jede App lässt sich schnell und zuverlässig öffnen. Und apropos schnell und zuverlässig: Der Fingerabdrucksensor reagiert jetzt ebenfalls schneller und scannt zuverlässiger meinen Daumen.
Damit es kein nächstes Bendgate gibt, hat Apple auch am Außengehäuse gearbeitet und setzt jetzt auf das gleiche robuste Material wie bei seinen iWatches. Durch das Aluminium7000 sind die iPhones minimal schwerer geworden, sollen aber in der Hosentasche durchaus mehr aushalten. Übrigens: Siri hört mir jetzt nicht mehr nur auf Knopfdruck, sondern dauerhaft zu. Nachdem ich sie kurz auf meine Stimme trainiert habe, kann mir auch kein anderer die Dame aufwecken. Obwohl das eigentlich ganz lustig wäre. Stell Dir vor, Du bist im Zug und rufst einmal laut Siri … Aber lustig hin oder her – alle Features sind wirklich sinnvolle Ergänzungen.
3D Touch – Drück mich fester
Was jedoch einiges in der Smartphone-Welt zukünftig verändern könnte, ist das „3D Touch“-Prinzip. Apple spendiert dem iPhone 6s ein neuartiges Touchdisplay, das empfindlich auf den Druck meiner Finger reagiert. Mit dem 3D Touch eröffnen sich komplett neue Möglichkeiten für die App-Navigation. Bin ich beispielsweise in der Mail-App und will meine kürzlich eingegangen E-Mails nur kurz überfliegen, kann ich nun mit einem festen Fingerdruck eine Art Vorschau jeder Mail öffnen. So ein Sneak Peek ist eigentlich ganz nützlich, da ich mir hiermit einige Navigationsschritte spare. Wenn ich eine E-Mail dann tatsächlich bearbeiten will, drücke ich noch ein bisschen fester, was mir das iPhone mit einem kurzen Vibrieren bestätigt.
Das Feature dehnt sich über alle Apple-eigenen Apps aus und hat die unterschiedlichsten Funktionen. Im Prinzip erinnert es an den Rechtsklick bei Computern, mit dem zusätzliche Optionen zur Verfügung stehen. Mit dem 3D Touch werden auch Links zu einer Website in einer Vorschau angezeigt oder Adressen direkt auf einer Karte dargestellt. Daher finde ich mich plötzlich in jeder App wieder und versuche fester zu drücken. Einziges kleines Problem an dem Feature: Wer von der neuen Funktion nichts weiß, könnte sie glatt übersehen.
Apple integriert die neue Navigationsart dennoch so nahtlos in sein Betriebssystem, dass ich nach kurzer Zeit schon den 3D Touch nicht mehr missen möchte. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass auch die Entwickler von anderen Apps mitziehen und sich überlegen, was sie mit der neuen Navigation anstellen möchten.
Großes Kamera-Update
Auch bei der Kamera hat Apple das iPhone 6s aufgerüstet. Statt der 8Megapixel- werden jetzt 12Megapixel-Kameras verbaut. Das macht sich auf den Bildern durchaus bemerkbar. Die ohnehin schon sehr guten Fotos sind subjektiv nochmal ein Stück besser geworden. Neben der höheren Auflösung wirken die Farben insgesamt sehr detailgetreu und Kontraste gestochen scharf. Selbst bei schlechten Lichtverhältnissen kann die Kamera überzeugen und bei Gegenlicht werden die Fotos sogar recht gut. Vor allem der Serienbildmodus reagiert wahnsinnig schnell und ohne Verzögerungen, sodass hier schon echtes Paparazzo-Feeling aufkommt. Auch an die Selfie-Freunde wurde gedacht und eine 5MP-Kamera vorne eingesetzt – in Verbindung mit der Möglichkeit, den gesamten Bildschirm als Blitzlicht zu nutzen. Eine wirklich lobenswerte Entwicklung.
Für zittrige Hände verbaut Apple seit dem iPhone 6 auch einen optischen Bildstabilisator. Mit dem iPhone 6s Plus sind jetzt sogar ruckelfreie Video-Aufnahmen möglich. Übrigens können Videos ab jetzt in 4K-Auflösung aufgenommen werden, was natürlich Film- und Foto-Freunde sehr freuen wird. Auf dem Handy selbst erkenne ich zwar jetzt keinen Unterschied bei der Qualität, aber falls ich mal einen Film in 4K fürs (Heim-)Kino aufnehmen möchte, hab ich die Gewissheit, dass ich es könnte..
4K-Videos sind allerdings auch ziemlich speicherintensiv. Eine Minute Bildmaterial nimmt auf dem iPhone rund 375 MB in Anspruch. Bei der 16GB-Version wäre also nach ca. 40 Minuten Schluss – ohne den bereits eingenommen Speicher von Apps und Betriebssystem einzurechnen. Bei den beiden größeren Varianten mit 64GB bzw. 128GB können dagegen ungefähr 3 bzw. 6 Stunden Bildmaterial aufgezeichnet werden. Auch wenn die 16GB-Version nicht mehr so recht nach 2015 klingt: Apple hat auch an Pfennigfuchser wie mich gedacht und seine Preise für den Onlinespeicher angepasst. Für 0,99€ pro Monat bekomme ich 50GB Speicherplatz – tut also nicht mehr wirklich weh im Portemonnaie.
Live-Fotos
„Genau wie in der Harry Potter Zeitung“, dachte ich, als Apple das Feature für die Kamera vorgestellt hat. Wenn ich mit dem iPhone 6s ein Foto schieße, nimmt es davor und danach einige Sekunden mehr Bildmaterial auf und verwandelt das Foto in ein Live-Foto: Aus dem statischen Foto wird eine kleine animierte Bilderfolge, die das Foto zum Leben erwecken.
Das Feature ist wirklich sehr genial: Durch die Live-Fotos bekommt das normalerweise statische Bild sehr viel mehr Charakter. Da auch Ton mit aufgezeichnet wird, können hier sehr schöne Erinnerungen viel besser als auf einem reinen Foto festgehalten werden. Das Besondere daran ist ja, dass das iPhone bereits vor dem Auslösen auch schon aufzeichnet, somit verpasst man auch nicht den möglichen besonderen Moment. iPhone-6s-Besitzer können sich die animierten Live-Fotos hin und herschicken. Ein fester Fingerdruck auf das Bild startet dann die Animation. Du kannst das Live-Foto zwar auch an die Freunde schicken, die kein iPhone 6s haben, dann ist es aber nur noch ein statisches Foto – was im Vergleich schon ziemlich oldschool wirkt.
Ob die Live-Fotos bei den Leuten ankommen werden? Auch HTC und Nokia haben solche Funktionen seit Längerem in ihre Smartphones integriert, doch dieses Feature konnte sich bisher nicht so recht durchsetzen. Facebook und Instagram haben bereits angekündigt, die Bildchen auch in ihren Apps zu unterstützen. Das könnte durchaus einen Schub geben und den Live-Fotos zum Durchbruch verhelfen. Wer weiß, vielleicht sind die Timelines bald voll mit Katzen-Wackelbildchen …
Fazit
Apple hat sich mit dem s-Update dieses Mal wirklich einiges vorgenommen. Auch wenn es von außen wie ein iPhone 6 aussieht – wenn man nicht gerade wie ich bei diesem Test die roségoldene Version in der Hand hält –, stecken teils sehr gute Upgrades in den smarten Geräten. Durch 3D Touch und die „Always on“-Funktion von Siri hat sich zumindest mein Nutzungsverhalten mit dem iPhone verändert – ich bin produktiver und schneller am Ziel in manchen Apps. Die Live-Fotos müssen sich ab jetzt zunächst beweisen, haben aber schon das Potenzial, das neue „Ding“ in der digitalen Welt zu werden. Mich haben die kleinen animierten Bilder auf jeden Fall schon überzeugt.
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