Digital Life
Google Inbox: Der Client, der Deine Emails beantwortet
Googles E-Mail-Client „Inbox” kann jetzt schon viel allein. Anders als das weitverbreitete Outlook von Microsoft oder andere konkurrierende Systeme analysiert Google Inbox den Inhalt der Mails, um sie anschließend vorsortieren zu können.
So werden anhand Deiner typischen Verhaltensmuster unwichtige Mails aussortiert und wichtige hervorgehoben. Außerdem ordnet die App Deine Mails nach Betreff und Inhalt in Gruppen ein, sodass Du zusammengehörige Mails am gleichen Ort vorfindest. Auf diese Weise hilft Dir Google Inbox, im täglichen Mailchaos den Durchblick zu behalten.
Seit Kurzem hat der Mail-Client allerdings noch ein weiteres Talent: Aus Deinen bisherigen Antwortmails generiert Google Inbox nun selbst Antworten auf eingehende Post. Dabei handelt es sich nicht um einprogrammierte Musterantworten. Vielmehr lernt das neue Feature mit dem Namen „Smart Reply” anhand Deiner bisherigen Mails selbst, eine sinnvolle Antwort zu formulieren. Das geschieht, indem den Formulierungen der ankommenden Nachricht ein Sinn zugeordnet und das Ganze in einem Zahlenwert ausgedrückt wird – Formulierungen mit ähnlicher Bedeutung führen dann zu einer ähnlichen Zahl. So kann die Smart-Reply-Funktion innerhalb gewisser Grenzen tatsächlich den Sinn des Geschriebenen erfassen und eine passende Antwort vorschlagen.
Bis dahin war es allerdings ein weiter Weg. Auf der Suche nach einer Möglichkeit, der App ein möglichst natürliches Antwortverhalten beizubringen, hatten die Entwickler viele Probleme zu meistern – einige davon knifflig, andere geradezu niedlich.
So offenbarte Smart Reply in einigen Tests merkwürdige Charakterschwächen. So gut wie jede Anfrage wurde von der liebevollen App mit „I love you” beantwortet. So schön es auch ist, jemandem eine absolute Freiheit von Bindungsängsten bescheinigen zu können – für den alltäglichen Mailverkehr ist diese Antwort leider nicht immer geeignet. Doch wie kommt es überhaupt zu dieser bemerkenswerten Vorliebe von Smart Reply?
Google-Mitarbeiter Greg Corrado erklärt das Ganze in einem Blogbeitrag: Smart Reply sei so programmiert, dass immer die wahrscheinlichsten Antworten vorgeschlagen werden. Und die Wahrscheinlichkeit einer Antwort wird daran gemessen, wie oft sie im bisherigen Mailverkehr vorkam. Offensichtlich ist nun aber die Formulierung „I love you“ neben „Thanks“ und „Sounds good“ einer der am häufigsten verwendeten Sätze in englischsprachigen Mails. Daher bilden sie für die neue Erweiterung von Google Inbox eine Art „sichere Alternative”. Insbesondere, wenn sich das Programm über den Sinn der eingehenden Mail nicht vollständig im Klaren ist, greift es gern auf diese Möglichkeiten zurück.
Inzwischen ist aber auch dieses Problem behoben. Smart Reply achtet nicht mehr ganz so sehr auf die Wahrscheinlichkeit einer Antwort, sondern nimmt dafür mehr Bezug darauf, welches Thema in der vorhergehenden E-Mail behandelt wurde. Wenn es darin also eher um die Absprache eines Geschäftsessens geht, wird Smart Reply die Mail wohl kaum mit „I love you“ beantworten. So ist zwar ein bisschen digitale Liebe aus dieser Welt verschwunden, Google Inbox verschafft sich und seinen Usern jedoch mit Smart Reply einen weiteren Vorteil gegenüber herkömmlichen Mail-Clients.
Und, wie siehst Du das? Würdest Du Dir gerne die mühsame Mailbeantwortung von einem Programm abnehmen lassen? Oder traust Du der ganzen Sache noch nicht so recht über den Weg und bleibst bei Deinen manuellen „I love you“? Schreib es uns in die Kommentare.