Digital Life
VR-Handschuhe im Vergleich: Mit diesen haptischen Helfern erfühlst Du die virtuelle Welt
Neben Optik und Akustik spielt auch die Haptik eine entscheidende Rolle für Dein Virtual-Reality-(VR)-Vergnügen. Neben der punktgenauen Bewegungsübertragung stellt die haptische Wahrnehmung die größte Herausforderung bei der Entwicklung von VR-Handschuhen dar. Wir zeigen Dir, welche Technologien gerade hoch im Kurs stehen.
Um vollkommen in die virtuelle Welt eintauchen zu können, musst Du das Gesehene auch fühlen und anfassen. Deshalb arbeiten mittlerweile zahlreiche Hersteller daran, die perfekten VR-Handschuhe auf den Markt zu bringen.
Avatar VR: VR-Handschuhe mit Vibrationstechnik
Deine Haut verfügt über verschiedene Rezeptoren. Dank dieser interpretiert Dein Gehirn Vibrationsfrequenzen sehr differenziert. Ein Rezeptor ist beispielsweise das Vater-Pacini-Körperchen. Dieses ist dafür zuständig, dass Du Frequenzen zwischen 40 und 800 Hertz (Hz) als leichte Vibration wahrnimmst. Vergleichbar mit der, die Du spürst, wenn Du auf dem Smartphone eine Nachricht empfängst. Eine Frequenz zwischen 0,4 und 100 Hz hingegen interpretiert das Merkel-Körperchen als Druck. Diesen Umstand nutzen die Entwickler des mit 1.499 Euro vergleichsweise günstigen Avatar VR zu ihrem Vorteil.
So verfügt jeder VR-Handschuh über 10 sogenannte Aktoren, die digitale Befehle in mechanische Aktionen umwandeln. Zum Beispiel starten sie eine Vibration oder erhöhen die Temperatur. Die Aktoren befinden sich an den fünf Fingerspitzen und entlang Deines Handtellers und werden vom System separat angesteuert. Wenn Du also in der digitalen Welt Piano spielst, simuliert jeder Aktor abhängig von Deiner Bewegung verschiedene Druckstärken und erzeugt so einen lauteren oder leiseren Ton. Damit die Bewegung übertragen werden kann, ist an jedem Finger zusätzlich ein Motion-Tracking-Sensor (Bewegungsmesser) verbaut.
HaptX Gloves: Der Außenseiter setzt auf heiße Luft
Die Hersteller der HaptX Gloves erklären die Vibrationstechnik der Konkurrenz für veraltet und setzen stattdessen auf Luftpolsterungen, die ein haptisches Erlebnis simulieren. Auf diese Weise soll es möglich werden, mit der gesamten Handfläche nicht nur Größe und Gewicht, sondern auch Temperatur, Oberflächenbeschaffenheit und Material von virtuellen Gegenständen nachzuahmen.
Um die gefühlten Berührungen auf der Handfläche zu realisieren, drücken bis zu 130 kreisförmig angeordnete, aufblasbare Luft-Röhrchen auf Deine Handflächen und verschieben diese so, wie es ein realer Gegenstand tun würde, wenn Du ihn anfasst. Das Spektrum reicht vom leichten Kribbeln bis hin zu einer über die Hand rollenden Murmel. Darüber hinaus soll ein an die VR-Handschuhe angebrachtes Exoskelett das Halten von Gegenständen simulieren, indem es mit einer Widerstandskraft von bis zu vier Pfund (knapp 1,8 Kilogramm) auf einzelne Finger einwirkt und deren Bewegungsfreiheit dadurch einschränkt. So zumindest die Theorie, denn in den Handel hat es dieses Modell noch nicht geschafft.
Manus VR: Viel Auswahl, wenig Schnickschnack
Als wollten sie dies ausgleichen, haben sich die Hersteller Manus VR besonders ins Zeug gelegt und gleich drei Modelle ihres VR-Handschuhs auf den Markt gebracht. Das für 2.990 Euro erhältliche Kernstück Manus Prime One setzt mit nur 12 Sensoren vor allem auf eins: Einfachheit. Doch mehr braucht es eigenen Angaben zufolge auch nicht, um Ausrichtung und Beugungsgrad von Hand, Daumen und Fingerknöcheln punktgenau zu messen. Eine ebenso auf das Wesentliche reduzierte Gesten- und Aufprallerkennung soll zudem selbst schwierigste Geschicklichkeitsübungen möglich machen.
Schwebt Dir gerade keine bessere Verwendung für Deine Ersparnisse vor, kannst Du Deine VR-Handschuhe weiter upgraden. Für 3.990 Euro lässt sich der Prime Xsens nahtlos mit dem passenden VR-Anzug koppeln und so als Hilfsmittel bei der Animation von 3D-Figuren einsetzen. Einen erweiterten Tastsinn aber erhältst Du erst, wenn Du ganze 4.990 Euro für Deine Virtual-Reality-Handschuhe Manus Prime Haptic hinblätterst.
Noch Platz für mehr? Gut, dass das neueste Modell schon in den Startlöchern steht. Wie viel die zusätzlichen LEDs am VR-Handschuh am Ende kosten werden, ist allerdings noch nicht bekannt.
Die teilweise erschreckend hohen Preise der Virtual-Reality-Handschuhe lassen aber bereits erahnen, dass der reine Einsatz in VR-Games längst nicht mehr im Fokus der Entwickler steht. So könnte die taktile Erweiterung der virtuellen Realität etwa ein besonders authentisches Trainingsumfeld für angehende Ärzte und Piloten schaffen. Oder möchtest Du sie doch lieber nutzen, um Deinen Kollegen nach der Videokonferenz auch digital die Hand zu schütteln? Wir überlassen den VR-Handschuh jetzt einfach Dir und Deiner Fantasie.
Wo könntest Du Dir den Einsatz von VR-Handschuhen besonders gut vorstellen? Teile Deine Ideen in den Kommentaren!