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Gesetz gegen Hass und Hetze: So bist Du in den sozialen Netzwerken geschützt
Das Internet ist schon lange kein rechtsfreier Raum mehr. Vor Hass und Hetze im Netz soll bereits seit April 2021 ein spezielles Gesetzespaket schützen. Ab Februar 2022 greift nun ein weiteres wichtiges Instrument, das Hetzer:innen abschrecken und die strafrechtliche Verfolgung von Hasskriminalität erleichtern soll. Diese neuen Regelungen und Rechte solltest Du kennen.
Die Wellen des Hasses seien in der Pandemie noch aggressiver geworden, erklärte die damalige Bundesjustizministerin Christine Lambrecht im vergangenen Jahr. Dauernde Anfeindungen könnten dazu führen, dass sich engagierte Bürger:innen aus der öffentlichen Diskussion zurückziehen. Aus diesem Grund soll seit April 2021 ein Gesetzespaket Menschen schützen, die im Netz bedroht und beleidigt werden. Neben deutlichen Strafverschärfungen gilt ab dem 1. Februar 2022 eine weitere wichtige Regelung für die sozialen Netzwerke.
Soziale Netzwerke in der Pflicht: Hasspostings gehen künftig ans BKA
Dass Betreiber von sozialen Netzwerken verpflichtet sind, gemeldete Hass-Beiträge zu löschen, ist nicht neu. Hinzu kommt ab dem 1. Februar 2022, dass sie strafbare Postings nun außerdem in bestimmten schweren Fällen dem Bundeskriminalamt (BKA) melden müssen. Das soll schnellere Ermittlungen und die strafrechtliche Verfolgung von hetzenden Personen ermöglichen. Um Täter:innen identifizieren zu können, müssen dem BKA künftig auch die IP-Adresse und Port-Nummer mitgeteilt werden.
Meldepflicht gilt für viele schwere Straftaten
Die Meldepflicht umfasst eine ganze Reihe von Straftaten, darunter das Verbreiten von Propagandamitteln und die Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, die Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, die Bildung und Unterstützung krimineller und terroristischer Vereinigungen, Volksverhetzungen und Gewaltdarstellungen sowie die Verbreitung kinderpornografischer Aufnahmen. Nicht meldepflichtig sind Beleidigungen, üble Nachrede und Verleumdung, da es im Einzelfall schwierig sei, Aussagen von der Meinungsfreiheit abzugrenzen. Soziale Netzwerke müssen allerdings Nutzer:innen darüber informieren, wie und wo sie Strafanzeige oder einen Strafantrag stellen können.
Verschärfungen im Strafgesetzbuch: Polizei und Justiz haben mehr Handhabe
Neben der neuen Meldepflicht sieht das Gesetzespaket einige Erweiterungen und Verschärfungen im Strafgesetzbuch vor. Bislang galt zum Beispiel nur die Bedrohung mit einem konkreten Verbrechen – etwa einer Vergewaltigung oder Mord – als strafbar. Nun können unter anderem auch Drohungen von Taten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, die körperliche Unversehrtheit und die persönliche Freiheit mit bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe geahndet werden. Der Strafrahmen bei der Androhung von Mord oder Vergewaltigung wurde auf bis zu drei Jahre Freiheitsstrafe verdreifacht. Und wer öffentlich im Netz beleidigt, muss jetzt mit bis zu zwei statt nur einem Jahr Freiheitsstrafe rechnen. Zudem werden antisemitische Tatmotive nun ausdrücklich als strafschärfende Beweggründe genannt.
Erleichterte Auskunftssperren im Melderecht
Ein weiteres Instrument des Gesetzespakets: Wer im Netz Bedrohungen und Beleidigungen erfahren hat, kann dafür nun leichter eine Auskunftssperre im Melderegister eintragen lassen. Das schützt Betroffene davor, dass ihre Adressen weitergegeben werden. Durch die Änderung des Bundesmeldegesetzes müssen die Behörden künftig berücksichtigen, ob der oder die Betroffene einem Personenkreis angehört, der sich durch seine beruflichen oder ehrenamtlichen Tätigkeiten in höherem Maße Anfeindungen oder Angriffen ausgesetzt sieht.
„Es ist eine ernste Bedrohung unserer demokratischen Gesellschaft, wenn Menschen aufgrund ihres Namens oder ihres Aussehens attackiert werden – oder mundtot gemacht werden, weil sie sich politisch oder wissenschaftlich äußern oder gesellschaftlich engagieren“, so die damalige Bundesjustizministerin Christine Lambrecht.
Durch die Gesetzesänderung könnten Polizei und Justiz jetzt entschiedener gegen solche menschenverachtende Hetze im Netz vorgehen.
Hast Du auch schon Erfahrungen mit Hass und Übergriffen im Netz gemacht? Schreib uns, wie Du dagegen vorgegangen bist und was Du von dem Gesetzespaket hältst!