Digital Life : Gadgets & Wearables
FIBO 2015: Die digitale Bodyrevolution
Der Fitness-Lifestyle ist in. Alle wollen fit werden – und das möglichst schnell, leicht, unterhaltsam und abwechslungsreich. Auf der internationalen Fitnessmesse FIBO ist daher einer der Trends überhaupt die Digitalisierung der Fitnesswelt. Apps und Watches sind hier nur der Anfang.
Muskeln, Muskeln und noch mehr Muskeln. Wenn es an einer Sache auf der Fibo nicht mangelt, dann daran. Ich kam mir auf jeden Fall noch nie so winzig vor. Die nach eigenen Angaben weltweit größte Messe für Fitness, Wellness und Gesundheit hat aber viel mehr zu bieten als Massen-pumpen und Simultanschwitzen. Denn hier geht es auch um die neusten Trends der Fitnessbranche. Und 2015 ist das vor allem der Trend zur Digitalisierung. Längst hat die Technik die Fitnesswelt erobert und schon lange geht es nicht mehr nur darum, die Joggingroute zu tracken. Elektronische Helfer wie Fitnessarmbänder sind absolut salonfähig und auf fast jedem Smartphone findet sich die eine oder andere Sport-App. Ob die auch benutzt wird, sei hier mal dahingestellt, aber auf der diesjährigen Fibo zeigt sich ganz deutlich, dass die Kombination aus Sport und digitaler Nutzung noch viel weiter geht.
Foto: © LES MILLS
Cycling auf den Alpen
Auch Fitnessstudios haben sich weiterentwickelt und sind lange nicht mehr die langweiligen Muckibuden. Stattdessen wird das Gym zum Abenteuerspielplatz für Erwachsene. Richtig spektakulär wird es da vor allem bei Les Mills.
Bei der sogenannten Immersive Fitness werden wir beim Sport in abgefahrene virtuelle Welten entführt. Endlich muss man beim Training nicht mehr im Spiegel sehen, wie der Kopf langsam, aber sicher, neonrot wird, oder die immer gleiche graue Wand anstarren. Stattdessen schaut man jetzt während des Kurses auf einen Screen mit neuster LED-Technologie. Hier trainieren Teilnehmer in einem speziellen Studiosetup mit einer wandfüllenden 360°-Videoprojektion, die schöne bis absurde Welten projiziert. Statt einfach nur Kniebeugen zu machen, duckt man sich vor herabfliegenden Objekten. Statt auf Schatten zu boxen, haut man virtuelle Gegenstände aus dem Weg. Und statt einfach nur zu radeln, erklimmt man mit seinem Fahrrad die nächtlichen Alpen und radelt danach, um runterzukommen, ganz entspannt am Ozean entlang.
Endlich hüpfen wir nicht mehr stumpf mit anderen Leidenden vor uns hin und warten krampfhaft darauf, dass der Trainer endlich sagt: Noch 3 … noch 2 … Man ist so abgelenkt, dass man gar keine Zeit mehr hat, daran zu denken, wie viele Wiederholungen jetzt eigentlich noch anstehen. Und auch Spinning ist nicht mehr nur schnelles Radeln zu krasser Musik. In den Spinningkursen von morgen erfasst spezielle Technik die Körperwerte aller Teilnehmer und zeigt sie auf einer großen Leinwand an. So wird Fahrradfahren im Gym zur eiskalten Wettkampfzone. Dabei sollte man nur den Spaß nicht vergessen – nicht, dass nachher statt Schweiß Tränen vom Gesicht tropfen.
Studios und Freizeit wollen sich verbinden
Mittlerweile gibt es so viele Apps und Angebote, dass man oft mit seinen ganzen gesammelten Daten gar nicht mehr hinterherkommt. Dabei die Übersicht zu behalten, wird fast selbst zum Ausdauersport. Technogym hat sich dieser Herausforderung angenommen und eine Software entwickelt, die sämtliche digitale Messwerte bündelt. Mywellness-Cloud ist eine Komplettlösung, die unsere Daten vom privaten Training mit denen im Gym in einer Cloud sammelt. So hat man nicht nur als User eine Superübersicht, der Trainer hat zusätzlich die Möglichkeit, übers Smartphone auch außerhalb des Fitnesscenters Tipps zu verschicken. Einzige Einschränkung ist, dass die Geräte alle von einem Hersteller sein müssen.
Zum perfekten Körper geschockt
Elektrostimulationstraining, kurz EMS, gibt es schon ein wenig länger. Das Prinzip ist simpel: Mit spezieller Kleidung werden am ganzen Körper Elektroden angebracht, die dann durch Stromstöße die Muskeln maximal anregen. Das soll den Stoffwechsel in Fahrt bringen, das Bindegewebe straffen und sogar Rückenschmerzen lindern. Mit anderen Worten: Man wird schlank, straff und gesund – oder so ähnlich. Anstatt aber wie bisher mit einem ganzen Kabelsalat an die Maschine angeschlossen zu werden, funktioniert das jetzt sogar wireless. Und das bedeutet nicht nur weniger Kabel beim Training (zu den Vorteilen davon muss ich wohl nichts sagen), es könnte auch in Zukunft ganz neue Möglichkeiten eröffnen. Wenn die Technik sich wie erwartet weiterentwickelt, kann es sein, dass wir schon bald im Büro unter unserer Arbeitskleidung ein elektronisches Trainigsshirt tragen, das die Muskeln quasi undercover stimuliert. Nur das Schwitzen passiert dann leider noch ganz oldschool in Person und live.
Gesundheits-Digitalisierung
Neben allen möglichen technischen Trends im Fitnessbereich hat die Digitalisierung aber auch Einzug in den Gesundheitsbereich erhalten. Technik soll uns ja nicht nur schön machen, sondern auch rundum fit.
Das High-Tech-Shirt Ambiotex etwa erfasst akribisch genau alle Vitalfunktionen seiner Träger wie Herzfrequenz, Stresslevel, Stoffwechselfunktion, Schritte und verbrannte Kalorien. Und die behält es nicht für sich, denn die Werte werden per BLE (Bluetooth Low Energy) direkt an die zugehörige App geschickt. Wenn der Arzt also das nächste Mal fragt, ob man sich auch ausreichend bewegt hat, kann man einfach Dr. T-Shirt konsultieren und seine Performance-Steigerung auf dem Smartphone vorführen.
Foto: Jabra
Aber noch andere Gadgets messen gekonnt Deinen Puls. Zum Beispiel Kopfhörer. Der in-Ear- Kopfhörer Jabra Sport Pulse Wireless verzichtet nicht nur auf Kabel, sondern hat auch noch einen integrierten Sensor, der mit einer Genauigkeit von 98 Prozent unseren Puls misst. Funktionieren tut das über einen speziellen Infrarot- Herzfrequenzsensor. Aber natürlich kann man mit den Kopfhörern trotzdem Musik hören und sogar Telefonate entgegennehmen. Und selbstverständlich wird alles – wie könnte es anders sein – an die entsprechende App geschickt.
Valedo hingegen ist ein digitaler Rückencoach – oder auch unser technisierter Physiotherapeut fürs Wohnzimmer. Dank des Zusammenspiels aus Sensoren, die am Körper befestigt werden, Bluetooth Smart Technology und einer App erstellt Valedo ein digitales Abbild des Körpers. Diesen Avatar kann man sich auf dem Fernseher anschauen, steuern und so auf den Körper und die beanspruchten Bereiche abgestimmte Übungen absolvieren. Insgesamt fühlt man sich ein wenig, als wäre man in ein Computerspiel eingetaucht. Anstatt aber mit schlechtem Gewissen und noch schlechterer Haltung zu zocken, tut man was Gutes für den eigenen Rücken.
Egal, ob Boxkurse im Weltraum, Elektroschocks oder Wearables – die technisierten Trends krempeln die Fitnesswelt komplett um. Vor allem motivieren sie aber auch die hartgesottensten Couch-Potatoes und verwandeln Fitness in eine spielerische Abenteuerwelt.
Foto: iStock Photo