Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Felicia Mutterer: „Diversität macht Ihr Unternehmen erfolgreich!”

Ein Gast­beitrag von Feli­cia Mutterer:

Les­bis­che Frauen, schwule Män­ner und Transper­so­n­en sind ein wichtiger Wirtschafts­fak­tor. Eine steile These! Sie stammt vom US-Ökonom Richard Flori­da. Die LGBT-Com­mu­ni­ty ist da, wo Tol­er­anz gelebt wird, und wo Tol­er­anz ist, da ist Wirtschaftswach­s­tum. Das ist abgeleit­et aus der The­o­rie der „Kreativ­en Klasse“. Ein Lob auf die Diversität!

Vielfalt fördert Innovation

„Zum Glück bist Du wed­er eine Zicke, noch eine Les­be.”, sagte vor zehn Jahren ein Vorge­set­zter zu mir. Damals schluck­te ich und schwieg mich bei meinem Arbeit­ge­ber aus. Nun kann ich darüber schreiben, warum Schweigen eine Option, aber nicht die Lösung und schon gar nicht im gesamt­ge­sellschaftlichen Inter­esse ist. Wo Vielfalt herrscht ist Tol­er­anz uner­lässlich. Hier set­zt die The­o­rie des US-Ökonomen Richard Flori­da an. Wenn er von der „Kreativ­en Klasse” spricht, stützt er sich auf drei sich ergänzende Fak­toren: Tech­nolo­gie, Förderung von Tal­en­ten, Tol­er­anz. Das Ergeb­nis ist ein inno­v­a­tives Umfeld - der Schlüs­selfak­tor für wirtschaftlich­es Wach­s­tum. Das bestätigt auch Sozi­ologe Con­stan­tin Schön.

„Der aktuelle Forschungs­stand zeigt, dass es einen großen Zusam­men­hang zwis­chen Tol­er­anz und Inno­va­tion­skraft zu geben scheint. Aus der Diver­sitäts­forschung wis­sen wir, dass Unternehmen, die auf Inno­va­tion angewiesen sind, von einem Umfeld prof­i­tieren, das divers ist und wo Vielfalt gefördert wird.”

Lebens­mod­elle abseits der „Mama-Papa-Kind-Sch­ablone” sind in Deutsch­land akzep­tiert­er als vor zehn Jahren, doch längst nicht selb­stver­ständlich. Die eine les­bis­che Lehrerin ver­heim­licht ihre Part­ner­in vor ihrem Onkel, der schwule Bankangestellte lacht in der Mit­tagspause lieber ver­legen mit den Kol­le­gen über Schwu­len­witze. Die Arbeitswelt ist intol­er­ant. Denn natür­lich sind Bemühun­gen um Diver­sität mit per­sön­lichem Ein­satz und wom­öglich auch mit Kosten verbunden.

Diversität erhöht den Gewinn

Seit neun Jahren ver­anstal­tet Stu­art Cameron die LGBT-Kar­ri­eremesse Sticks & Stones. Zweimal jährlich bringt er Unternehmen und queere Men­schen in Berlin und München zusam­men. Immer mit dabei ist auch das Telekom­mu­nika­tion­sun­ternehmen Vodafone.Doch es ist nicht selb­stver­ständlich, dass große Unternehmen mit gutem Beispiel für Diver­sität an die Öffentlichkeit gehen, sagt Stu­art Cameron.

„Es ist nach wie vor schwierig, Unternehmen zu find­en, die für ein gutes Diver­si­ty-Man­age­ment im Bere­ich LGBT ein­treten. Es gehört heute ein­fach nur zum guten Ton LGBT-fre­undlich zu sein. Unternehmen schmück­en sich gern mit den Begrif­f­en. Es ist aber lei­der oft ein Son­nen­schein-The­ma. Sobald es reg­net, wird gut und gern der Kopf einge­zo­gen. Ich höre auch nicht sel­ten: ‘Wir haben doch gar kein Prob­lem damit, dass unsere Mitarbeiter*innen LGBT sind, also warum brauchen wir Maß­nah­men in diesem Bere­ich?’ Das hat nichts mit Wertschätzung zu tun. Oben­drein zeigen sie damit auch, dass sie das Poten­zial von Diver­si­ty immer noch nicht ver­standen haben.”

Noch immer behält die Mehrheit der LGBT-Arbeit­nehmer ihre sex­uelle Iden­tität lieber für sich. Warum? Die Gründe sind so unter­schiedlich wie Men­schen ver­schieden sind. Das belegt die 2017er Studie der Antidiskri­m­inierungsstelle des Bun­des (ADS) zum Umgang mit sex­ueller Iden­tität am Arbeit­splatz. Die gibt keinen Anlass zum Kon­fet­ti schmeißen. Drei Vier­tel der Befragten gaben an, im Job diskri­m­iniert wor­den zu sein: angeguckt (64 Prozent), ignori­ert (43 Prozent) oder sex­uell belästigt (39 Prozent). Jed­er Zehnte berichtet, sie oder er sei wegen ihrer oder sein­er sex­uellen Ori­en­tierung ver­set­zt, ent­lassen oder gar nicht erst eingestellt wor­den. Davon erzählt auch Son­ja Kop­pitz, radioeins-Mod­er­a­torin und mein Co-Host im STRAIGHT-Pod­cast auf audi­ble. Sie ver­mutet wegen ihrer Beziehung zu ein­er Frau bei einem Ham­burg­er Radiosender nicht eingestellt wor­den zu sein.

„Ich sollte für das Cast­ing auch eine per­sön­liche Mod­er­a­tion über mich machen. In der habe ich erzählt, dass ich seit kurzem mit ein­er Frau zusam­men bin und wie ver­schieden die Reak­tio­nen in meinem Umfeld darauf waren. Nach der Sendung hat mich der betreuende Redak­teur - Mitte 30 - gefragt, ob ich
eben wirk­lich erzählt habe, dass ich mit ein­er Frau zusam­men bin!?”

Bei ihrem jet­zi­gen Arbeit­ge­ber, dem rbb, the­ma­tisiert Son­ja Kop­pitz dage­gen regelmäßig alltäglich­es aus ihrem Pri­vatleben. Selb­stver­ständlich erzählt sie beispiel­sweise rund um die Debat­ten zur #ehe­füralle von ihrer eige­nen Ver­part­nerung. Das hat­te Folgen.

„Ich werde nun oft speziell für Jobs zum The­ma ange­fragt: ‘Kannst du nicht eine Reportage machen, wenn die ersten Homos richtig richtig heirat­en, jet­zt wo das Gesetz durch ist?‘. ‘Kannst du nicht beim CSD mod­erieren, du weißt ja wie das ist!?’. Jobs, die ich vorher nicht gemacht habe. Irgend­wie toll. Ander­er­seits habe ich eine Kol­le­gin mit ägyp­tis­chen Wurzeln, die dann eher für den Karneval der Kul­turen ange­fragt wird oder für Reporta­gen aus Flüchtling­sun­terkün­ften. Wir machen dann immer Witze. Die Quoten-Les­be und die Quoten-Aus­län­derin. Irgend­wie kön­nen wir drüber lachen, aber irgend­wie hat es auch so einen leicht­en Beigeschmack.”

Son­ja Kop­pitz hat durch ihr öffentlich­es les­bis­ches Leben neue Jobs, ver­di­ent sog­ar mehr Geld dadurch. Dass sie trotz­dem irri­tiert ist, kommt Karin Windt bekan­nt vor. Die selb­ständi­ge IT-Bera­terin gehört zum bun­desweit­en Vere­in „Wirtschaftsweiber“, einem Net­zw­erk von und für les­bis­che Führungskräfte.

„Ja, dass offen les­bisch lebende Frauen schnell zur ‘Beruf­sles­be’ wer­den, und sich fürder­hin beson­ders für les­bisch-schwule und queere The­men zuständig fühlen sollen, ken­nen einige von uns. Das ‘fremde’ The­ma wird dann ein­fach von den het­ero­sex­uellen Kolleg*innen wegdelegiert.”

Diskri­m­inierungser­fahrun­gen im Beruf - aber nicht nur dort - kenne fast jede der Frauen im Net­zw­erk, erzählt Karin Windt weit­er. Viele der Wirtschaftsweiber leben aber offen und erfahren am Arbeit­splatz Selb­stver­ständlichkeit. Etwa 90 Prozent der Homo­sex­uellen, die sich am Arbeit­splatz geöffnet haben, bericht­en, dass ihre Kolleg*innen und Chef*innen über­wiegend pos­i­tiv reagieren. Zudem habe der befre­ite Umgang mit sich selb­st sie zufrieden­er und leis­tungs­fähiger am Arbeit­splatz gemacht.

Wertschätzung macht glücklich

Akzep­tanz und Wertschätzung zählen zu den Grundbedürfnis­sen der Men­schen, warum also nicht auch im Job!? Wir ver­brin­gen schließlich einen Großteil unser­er Leben­szeit gemein­sam mit Kolleg*innen, Mitarbeiter*innen oder der Chef*in. Wo sich Men­schen wohlfühlen, ist die Chance höher, dass sich auch ein entspan­ntes Arbeit­skli­ma entwick­elt, ein Arbeit­sum­feld, in dem Kreativ­ität fließen kann, Inno­va­tio­nen entste­hen und Erfolge für das gesamte Unternehmen steigen. Glob­ale Fir­men ver­buchen Vielfalt als Gewinn. Das kann Markus Baumhaus bestäti­gen. Der Chan­nel Man­ag­er „Hil­fe & Sup­port” ist schwul. Er arbeit­et bei Voda­fone, die mit dem Employ­er Brand­ing Award in Gold aus­geze­ich­net wurden.
Markus Baumhaus hat sich von Anfang an entsch­ieden, offen am Arbeit­splatz zu sein. Er sel­ber wurde noch nie im Unternehmen diskriminiert.

„Was aber auf­fäl­lig ist, ist, dass Men­schen Dinge sagen, die unter das Stich­wort ‘wohlmeinende Diskri­m­inierung’ fall­en. Also das Gespräch mit mir fängt mit het­ero­sex­uellen Kol­le­gen oft so an: ‘Ich kenne übri­gens auch einen schwulen Mann…’. Ihm ist gar nicht klar, dass bis zu zehn Prozent der Leute LGBT sind. Da muss man viel Lang­mut und Fre­undlichkeit haben. Denn für ihn ist das ein wichtiger Schritt.“ Markus Baumhaus, Vodafone

Voda­fone ist Diver­sität und Chan­cen­gle­ich­heit wichtig. Deswe­gen auch die Ausze­ich­nung für ihre LGBT-Aktiv­itäten und Posi­tion­ierung als vorurteils­freier Arbeit­ge­ber. Ziel ist es, ein inkludieren­des Arbeit­sum­feld zu schaf­fen, in dem sich nie­mand aus­ge­gren­zt fühlt, son­dern im Gegen­teil jede und jed­er Wertschätzung erfährt. Deswe­gen set­zt das Kom­mu­nika­tion­sun­ternehmen im Bere­ich LGBT nicht
nur auf Außen­wirkung wie Werbespots, die Vielfalt zele­bri­eren, oder der Präsenz bei CSDs, son­dern empow­ered seit 2014 auch aktiv seine Mitarbeiter*innen und set­zt auch direkt bei den Führungskräften an. Dazu gehören u.a. Sen­si­bil­isierungstrain­ings, Uncon­scious Bias-Sem­i­nare sowie eine offene Kom­mu­nika­tion über Defizite und Verbesserungspo­ten­tiale. Schlicht auch Bewusst­sein schaf­fen für Alltäglich­es wie: Wer het­ero­sex­uell ist, out­et sich prak­tisch jeden Tag damit: Bei Vorstel­lungsrun­den ‘Mein Name ist XY, ich bin ver­heiratet und habe zwei Kinder’, beim Smalltalk über das Woch­enende mit der eige­nen Fam­i­lie, beim Ver­weis auf die Schulfe­rien bei der Urlaub­s­pla­nung, etc. – Das Prob­lem von
LGBT ist, dass ihr Out­ing kom­plett anders bew­ertet wird und sie sich unter Diskri­m­inierungs-Druck fühlen, ihre sex­uelle Ori­en­tierung oder gar Iden­tität – im Gegen­satz zu den het­ero­sex­uellen Kol­le­gen – zu ver­heim­lichen. Markus Baumhaus hat deswe­gen einen weit­eren Titel: Head of LGBT Net­work Voda­fone Deutschland.

„Wir haben bei Voda­fone lange gedacht, wir haben weniger Prob­leme, weil wir doch ein sehr mod­ernes Unternehmen sind. Dann haben wir interne und anonyme Mitarbeiter*innen-Umfragen durchge­führt. Die Ergeb­nisse haben gezeigt, dass wir das gesellschaftliche Prob­lem auch im Unternehmen haben und dass wir was tun müssen. Das haben wir daraufhin auch getan.“ Markus Baumhaus, Head of LGBT Net­work Voda­fone Deutschland.

Die Zahlen sprechen eine deut­liche Sprache: Noch immer beze­ich­net knapp jed­er Fün­fte Homo­sex­u­al­ität als unmoralisch oder unnatür­lich (18,3 Prozent), sagt die Studie der ADZ. Dass es eine klare Unter­schei­dung zwis­chen Het­eronorm und Homoaver­sion gibt, zeigt die „Kuss­frage”. 10,5 Prozent der Befragten fühlen sich unan­genehm berührt, wenn sie die Umar­mung eines het­ero­sex­uellen Paars miter­leben. Mehr als dop­pelt so viele reagieren neg­a­tiv auf einen öffentlichen Kuss zwis­chen Frauen (
27,5 Prozent). Küssen sich zwei Män­ner, ist das für 38,4 Prozent der Zuschauen­den unangenehm.

LGBT ist businessrelevant

Das LGBT-Net­zw­erk bei Voda­fone will dafür sor­gen, dass Vielfalt zum Vorteil für alle wird. Es ist Anlauf­stelle für Fra­gen wie der medi­alen Kom­mu­nika­tion, gibt Sen­si­bil­isierungstrain­ings für Führungskräfte, berät Manager*innen und fördert den haus­in­ter­nen Aus­tausch, es unter­stützt bei Entschei­dung­sprozessen und set­zt klare State­ments für ein wertschätzen­des Miteinan­der. Wichtig sei, dass das Mind­set grundle­gend verän­dert wird, denn davon prof­i­tiere Voda­fone auch in ökonomischer
Hin­sicht, sagt Markus Baumhaus.

„Wir kom­men zum Beispiel jedes Mal zur LGBT-Kar­ri­eremesse Sticks & Stones - Eine der erfol­gre­ich­sten Recruit­ing Maß­nah­men des ver­gan­genen Jahres für uns übri­gens. Wir behan­deln Diver­sität als Busi­ness-rel­e­van­ten Faktor.“

Voda­fone han­delt vor­bildlich und richtig. Sozi­ologe Con­stan­tin Schön bestätigt, dass Stake­hold­er inzwis­chen immer mehr Wert darauf leg­en, dass die Zusam­menset­zung den Mitarbeiter*innenschaft divers sind.

„Das hat in den USA ange­fan­gen, wird aber auch in Europa wichtiger. Heißt, Unternehmen tun ver­mehrt etwas, geben mehr Geld für Maß­nah­men aus und schreiben die dann auch in den Jahres­re­port.” Con­stan­tin Schön, Soziologe

Bei allen Bemühun­gen um Diver­sität ist nicht nur entschei­dend, dass Unternehmen die Rel­e­vanz von Vielfalt, Akzep­tanz und Wertschätzung erken­nen, son­dern auch, dass Aktion­is­mus kanal­isiert wird. Eine klare Strate­gie und sin­nvoll abgeleit­ete Forderun­gen kön­nen zum Beispiel sein, Stellen gezielt nach Kri­te­rien der Diver­sität zu beset­zen. Außer­dem sei es wichtig, „dass Leute hoch im Man­age­ment sitzen
oder direkt an hohe Manager*innen reporten. Dann ist es eine Per­son, die mit Durch­set­zungsver­mö­gen ernst genom­men wird.”

Heute lebe ich davon für Sicht­barkeit zu kämpfen. Was bedeutet es, in ein­er Gesellschaft für ein ver­meintlich­es Nis­chen­pro­dukt wie STRAIGHT zu arbeit­en? Es bedeutet unter anderem, Ansagen wie „Eigentlich hät­ten wir gern mit Ihnen zusam­mengear­beit­et. Aber jet­zt habe ich erst begrif­f­en: Sie sind ja gar kein Schwulen-Mag­a­zin.“ zu verknusen. Die Diver­sität kommt im öffentlichen Raum als The­ma an, das andere kriegen wir auch noch hin.

Headerbild: Tugba Tekkal

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