Digital Life
Face to Facetime: Exklusives Interview mit Designlegende Hartmut Esslinger
In einem kalifornischen Vorort biege ich mit meinem geliehenen „Small Size SUV“ (ein ziemliches Monstrum) in eine kleine Straße ein. Die Häuser hier sind typisch US-amerikanisch: beigefarben, mit Spitzdach und kleinen Erkern. Ich sehe mich nach einer bestimmten Hausnummer um. Dann taucht auf der rechten Seite ein Haus auf, das aus dem Einheitsbrei der restlichen Anwesen deutlich heraussticht, und es besteht kein Zweifel: Genau hier wollte ich hin. Ich habe nämlich einen Termin mit – man kann es nicht anders sagen – einer Legende.
Denn hier in dem modernen grauen Bungalow ohne jegliche Schnörkel wohnt Hartmut Esslinger, einer der einflussreichsten Produktdesigner unserer Zeit. Der Deutsch-Amerikaner ist vor allem bekannt für seine Arbeit mit und für Apple in den 80er-Jahren. Die weiße Designsprache des Konzerns geht auf seine Kappe. Als Apple-Fan war mir dieser Umstand natürlich bewusst – was ich aber bei meinen Recherchen zum Gespräch ebenfalls herausfand: Der Mann hatte bei der Entwicklung unzähliger wichtiger Technik-Produkte der letzten 40 Jahre seine Hände im Spiel.
Hartmut Esslinger gründete 1969 im Schwarzwald Esslinger Design, das später in Frog Design umbenannt wurde. Inzwischen hat das Unternehmen Dependancen auf der ganzen Welt – Esslinger und seine Frau Patricia haben die Geschäftsführung allerdings 2005 abgebeben. Der gebürtige Schwarzwälder ist zudem Gründer der Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und Professor an der Universität für angewandte Kunst in Wien.
Ich habe tausend Fragen und muss im Interview ein bisschen aufpassen, dass ich ihn nicht überrumpele mit meiner Neugier. Esslinger antwortet mir jedoch auf jede Frage höchst bereitwillig und ausführlich, und mit der Zeit wird klar, warum er und seine Arbeit so erfolgreich sind. Er ist niemand mit Geduld für Sperenzchen. Oder für kleine Schritte. Oder für alles, das kein „Impact-Potenzial“ hat. In Silicon Valley hat er schon einige Jahre verbracht, und er weiß, wie der Hase läuft. Man könnte sogar sagen, er hat geholfen, dem Hasen das Laufen beizubringen. Er erzählt mir von Frog Design, seiner Arbeit mit Apple-Gründer Steve Jobs und darüber, was gutes Design bedeutet (so viel soll gesagt sein: Es bedeutet auf jeden Fall nicht Totenköpfe oder Blumen aus dem 3D-Drucker).
Ich bin ein wenig traurig, als das Gespräch vorbei ist. Der Mann ist ein Charakter, keine Frage, und ich könnte seinen Geschichten und seinen „no nonsense“-Meinungen noch stundenlang lauschen. Hartmut hat jedoch andere Pläne: Er gibt mir noch ein kleines Blues-Klavierkonzert und bittet mich danach freundlich, aber bestimmt, zu gehen. Diesen Vormittag werde ich so schnell nicht vergessen.
Du möchtest mehr Face to Facetime? Hier gehts zum Interview mit Bernd von Twitter.
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