KI liest Emotionen einer Frau
Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Emotionale KI: Was möglich ist, wenn Algorithmen Gefühle erkennen

Wie zeigt der Men­sch ehrliche Gefüh­le wie Freude, Trauer, Wut, Angst oder Neugi­er? Mit dieser Frage beschäfti­gen sich mit­tler­weile viele Tech-Unternehmen und KI-Forschende. Das Ziel: Eine „emo­tionale KI” zu entwick­eln, die die feinen Unter­schiede in unser­er Mimik deuten und Emo­tio­nen ableit­en kann. Welche Anwen­dun­gen sind möglich, wenn eine KI Gefüh­le erken­nt, und wie ist der Stand der Forschung? 

Kün­stliche Intel­li­genz (KI) kann viele Dinge erle­ichtern: beispiel­sweise erken­nen mod­erne Smart­phones Gesichter und ver­ste­hen Sprach­be­fehle. Doch Forschende arbeit­en längst an Tech­nolo­gien, die einige Schritte weit­erge­hen und ein noch größeres Spek­trum an Möglichkeit­en eröff­nen. Wie eine emo­tionale KI dem Men­schen helfen kann, zeigen zum Beispiel Arbeit­en am Fraun­hofer-Insti­tut. Hier haben Expert:innen für „Intel­li­gente Analyse- und Infor­ma­tion­ssys­teme” eine KI trainiert, die men­schliche Gesicht­saus­drücke deutet und Gefüh­le zuord­nen kann.

KI und Gefühle: Woran erkennen Algorithmen Emotionen? 

Forschende am Fraun­hofer-Insti­tut haben den humanoiden Robot­er ERIK entwick­elt, der bei der Ther­a­pie von Kindern mit Autismus unter­stützt. Der KI-Robot­er soll den Kindern helfen, die Gefüh­le ihres Gegenübers zu erken­nen, oder ihnen zeigen, wie sie ihre eige­nen Gefüh­le aus­drück­en kön­nen. Was die Kinder mit Hil­fe der KI ler­nen sollen, mussten die Forschen­den zuvor auch erst den Algo­rith­men antrainieren. Dafür zeich­neten sie mit Kam­eras ver­schiedene Gesicht­saus­drücke von Men­schen auf und ord­neten der Mimik Emo­tio­nen zu. Um diese Emo­tio­nen zu unter­schei­den, arbeit­ete das Team unter anderem mit soge­nan­nten Actions Units, also „Bewe­gung­sein­heit­en”, die auf unsere Stim­mung und Gefüh­le schließen lassen. Als authen­tis­ches Lächeln deutet das KI-Sys­tem zum Beispiel Bewe­gun­gen, bei denen sich die Mund­winkel und Wan­gen nach oben schieben und gle­ichzeit­ig Krähen­füßchen rund um die Augen bilden. Eine tech­nis­che Her­aus­forderung ist bis­lang die Unter­schei­dung von Emo­tio­nen mit sehr ähn­lichen Gesicht­saus­drück­en. Ekel beispiel­sweise nutzt ähn­liche Bewe­gun­gen wie Schmerz.

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Was ist eine emotionale KI?

Die Arbeit am Fraun­hofer-Insti­tut ist eine von vie­len Beispie­len für KI-Tech­nolo­gien zur Emo­tion­serken­nung, die auch als „emo­tionale KI” (englisch: „Emo­tion­al AI”) oder „Affec­tive Com­put­ing” beze­ich­net wer­den. Die Begriffe ste­hen im All­ge­meinen für Tech­nolo­gien, die bio­metrische Dat­en wie Gesicht­saus­drücke, Kör­per­sprache, die Stimme oder andere äußer­liche Merk­male erfassen und Rückschlüsse über Gefüh­le zulassen sollen. Dabei wer­den in der Regel Kam­eras oder andere Mess­geräte wie Sen­soren mit KI-Algo­rith­men kom­biniert. Ziel ist, über die reine Gesicht­serken­nung hin­auszuge­hen und zum Beispiel die Moti­va­tion, Ein­stel­lung und inneren Gefüh­le eines Men­schen zu erkennen.

Wo könnte die Emotionserkennung mit KI Anwendung finden?

Für KI-Pro­gramme mit Emo­tion­serken­nung gibt es schon eine ganze Rei­he an Anwen­dungsideen. Am Fraun­hofer-Insti­tut ist aus der jahre­lan­gen Arbeit zum Beispiel die Soft­ware SHORE her­vorge­gan­gen, die in ganz unter­schiedlichen Bere­ichen Vorteile brin­gen kön­nte. Denkbar ist etwa der Ein­satz in Fahrzeu­gen: Ein KI-gestütztes Pro­gramm kön­nte kün­ftig während der Fahrt Deine Mimik analysieren und frühzeit­ig war­nen, wenn es Anze­ichen von Über­las­tung oder Müdigkeit erken­nt. Grund­sät­zlich bietet die Tech­nolo­gie in vie­len Bere­ichen neue Möglichkeit­en, unter anderem in der Mark­t­forschung, bei Pro­dukt- und Usabil­i­ty-Tests, beim E-Learn­ing oder für E-Health-Anwendungen.

Emotionen von einem Mann werden von einer KI gelesen

Eine KI soll Deine Gesicht­szüge analysieren können.

KI-Einsatz in der Marktforschung, bei Workshops oder in Zoom-Meetings

Um Werbe­maß­nah­men zu opti­mieren, wer­den KI-Sys­teme zur Emo­tion­serken­nung schon heute einge­set­zt. Wie das aussieht, zeigt das in Texas ansäs­sige Unternehmen Zenus, deren KI bei Events und im Einzel­han­del zum Ein­satz kommt ist. Das Sys­tem erfasst mit Kam­eras die feinen Gesichts­be­we­gun­gen von Besucher:innen oder Kund:innen, um her­auszufind­en, welche Pro­duk­te und Ausstel­lungsstücke ihr Inter­esse wecken.

Auf ähn­liche Weise kön­nten KI-Pro­gramme auch bei Work­shops hil­fre­ich sein: Algo­rith­men kön­nen mit­tels Mikro­fon und Kam­eras analysieren, ob Teilnehmer:innen die Schu­lung span­nend und lehrre­ich find­en oder eher gelang­weilt sind. So eine Soft­ware kön­nte Dir bald auch bei einem Zoom-Meet­ing begeg­nen. In den USA pla­nen erste Video­call-Anbi­eter, eine automa­tis­che Emo­tion­serken­nung in ihre Anwen­dung zu inte­gri­eren. Das Mod­ul kön­nte während eines dig­i­tal­en Meet­ings Deinen Gesicht­saus­druck inter­pretieren und Projektleiter:innen oder Vorge­set­zten Hin­weise geben, wie Du Dich ger­ade fühlst. Auch anhand der Stimme kön­nen KI-Sys­teme bere­its Aus­sagen über Dein Empfind­en und Deine Emo­tio­nen tre­f­fen. Diese Tech­nolo­gie kön­nte kün­ftig zum Beispiel im Hin­ter­grund von Ser­vice- und Call­cen­ter-Gesprächen laufen und bei der Auswer­tung der Beratung helfen.

Umstrittene Theorien als Grundlage: Was verrät die Mimik über unsere Gefühle?

Die Liste der Unternehmen, die KI-Sys­teme zur Emo­tion­serken­nung entwick­eln, nutzen und für ver­schiedene Ein­satzz­wecke anbi­eten, ist schon ziem­lich lang. Den­noch gibt es auch Kri­tik. Denn die meis­ten visuellen KI-Tech­nolo­gien, die Gefüh­le erken­nen sollen, stützen sich auf der The­o­rie der Basise­mo­tio­nen des Psy­cholo­gen Paul Ekman. Diese beruht auf der Annahme, dass es weltweite uni­verselle Aus­drucks­for­men für Emo­tio­nen gibt. Diese The­o­rie ist aber mit­tler­weile umstrit­ten. Neuere Stu­di­en lassen daran zweifeln, dass es all­ge­meine Gesicht­saus­drücke gibt, an denen der Men­sch oder eine KI Gefüh­le erken­nen kann. Es ist zum Beispiel nicht immer möglich, von einem Lächeln auf Freude zu schließen, von einem fin­steren Blick auf Wut oder von einem Stirn­run­zeln auf Neugier.

Herausforderungen für die KI: Gefühle erkennen ohne Vorurteile

Ein weit­er­er Hak­en: Die Daten­sätze, mit denen die KI trainiert wird, enthal­ten oft vorurteils­be­haftete Dat­en und Stereo­type, die das maschinelle Ler­nen der Algo­rith­men bee­in­flussen. Kritiker:innen weisen darauf hin, dass die Soft­ware somit anfäl­lig für ras­sis­tis­che, geschlecht­spez­i­fis­che oder kul­turelle Vorurteile sei. Das kön­nte sich auf ohne­hin benachteiligte Grup­pen auswirken. Um keinen Raum für Miss­brauch oder Manip­u­la­tion zu lassen, fordern KI-Forschende feste Regeln und beschränk­ende Geset­ze für den Ein­satz von Soft­ware zur Emo­tion­serken­nung. Szenar­ien, in denen eine KI ein Bewusst­sein entwick­elt und sich selb­st­ständig macht, wer­den wir also weit­er­hin nur in Sci­ence-Fic­tion-Fil­men und Hol­ly­wood-Block­bustern erleben.

Filme wie M3gan: In diesen Block­bustern drehen KIs durch

Den­noch haben KI-Sys­teme schon heute beein­druck­ende Fähigkeit­en und ermöglichen teils verblüf­fende Anwen­dun­gen. Die Idee ein­er emo­tionalen KI fasziniert nicht nur große Tech-Fir­men und Forschung­steams, son­dern auch Hobby-Tüftler:innen. Vor kurzem stellte zum Beispiel ein amerikanis­ch­er Erfind­er ein selb­st­ge­bautes tech­nis­ches Gim­mick vor, das mit Hil­fe von KI Lachen erken­nen und Fake-LOLs in Chats löschen kann. Dieses Spaß-Gad­get ist jedoch nur auf das Lachen des Erfind­ers trainiert und zeigt vielmehr, dass es in dem Forschungs­bere­ich „KI und Gefüh­le” noch viel zu tun gibt.

Was hältst Du von der Idee, dass eine KI Gefüh­le erken­nen kann? Siehst Du in der Tech­nolo­gie eine Chance oder eher Gefahr? Teile Deine Mei­n­ung im Kommentarbereich! 

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