Podolski hält einen Fußball in die Kamera mit Vodafone Logo für die Baller League
Auf dem Bild vom DAZN Unlimited-Artikel sind die Fußballstars Erling Haaland, Harry Kane, Kylian Mbappé und Florian Wirtz abgebildet. Von links nach rechts trägt Haaland das hellblaue Trikot von Manchester City, Kane das rote Trikot des FC Bayern München, Mbappé das weiße Trikot von Real Madrid und Wirtz das rote Trikot von Bayer Leverkusen. Die Spieler sind in dynamischen Posen dargestellt, vor einem hellen, himmlischen Hintergrund mit einem angedeuteten Stadion. Unten im Bild befinden sich die Logos von DAZN und der UEFA Champions League.

Die Liebe in den Zeiten des Internets

Unsere Autorin Deb­by hat sich dem The­ma „Online­dat­ing” angenom­men und ihre Erfahrun­gen und  ihre ganz per­sön­liche Sicht auf die Dinge aus­führlich niedergeschrieben.
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Ich habe meinen Ehe­mann – oder bess­er gesagt: die Liebe meines Lebens – im Inter­net ken­nen­gel­ernt. Noch vor ein paar Jahren hät­ten viele Men­schen auf diese harm­lose und eigentlich sehr schöne Aus­sage sehr pikiert und mit Unver­ständ­nis reagiert. Part­ner­suche im Inter­net war lange Zeit ähn­lich anrüchig wie das Eingeständ­nis regelmäßiger Bor­dellbe­suche. Wer Ende der 90er-Jahre einge­s­tand, online nach ein­er besseren Hälfte zu suchen, musste mit dem Spott sein­er Mit­men­schen rechnen.

Der Klas­sik­er, der lei­der auch noch heute in vie­len Köpfen umhergeis­tert: „Im Inter­net suchen doch nur Per­verse und Krim­inelle, son­st wür­den die sich doch in der nor­malen Welt umse­hen.“ Auch hörte ich nicht sel­ten Fra­gen wie „Traust du Dich nicht, rauszuge­hen und im wahren Leben jeman­den ken­nen­zuler­nen? So unat­trak­tiv bist Du doch gar nicht.“ Oder wie meine Mut­ter gerne in miss­bil­li­gen­dem Ton fragte „ Warum musst Du denn aus­gerech­net am Com­put­er nach Män­nern Auss­chau halten?“

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Die Antwort ist eigentlich ganz ein­fach: Viele Wege führen nach Rom. Und das Gle­iche gilt für die Liebe.

Der Über­liefer­ung nach schlug der Steinzeit­mann sein­erzeit dem Objekt sein­er Begierde mit der Keule eins über und zog die „Beute“ anschließend in seine Höh­le. In späteren Jahrhun­derten wur­den Paare einan­der schon als Kinder ver­sprochen, wenn nicht gar direkt ver­heiratet. Auch Tauschgeschäfte waren die Basis viel­er Beziehun­gen. Hätte es damals schon Kon­tak­tanzeigen geben, hät­ten wir wahrschein­lich Anzeigen in der Art „Tausche meine gesunde, frucht­bare Tochter gegen 10 Milchkühe ein“ lesen kön­nen. Ehen wur­den auf Grund­lage von Poli­tik oder wirtschaftlichen Aspek­ten ges­tiftet. Liebe und der Luxus der freien Entschei­dung waren lange Zeit nicht auss­chlaggebend dafür, mit wem man den Rest seines Lebens ver­brachte. Ehe und Beziehun­gen waren in erster Lin­ie Versorgungsgemeinschaften.

Heute, im 21. Jahrhun­dert, klin­gen die Meth­o­d­en von einst ger­adezu bar­barisch in unseren Ohren. Trotz­dem wur­den die dama­li­gen Prak­tiken mit ein­er größeren Selb­stver­ständlichkeit akzep­tiert, als heutzu­tage die Aus­sage, dass man bei ein­er Online­dat­ing-Seite angemeldet ist.

Tat­säch­lich gibt es gute Gründe, seinen poten­ziellen Lebenspart­ner online zu suchen. Das Konzept der Ver­sorgungs­ge­mein­schaft gehört immer mehr der Ver­gan­gen­heit an, denn über 72 Prozent der deutschen Frauen sind beruf­stätig und autonom. Diese Entwick­lung, wie auch der Fak­tor „Zeit­man­age­ment“, bee­in­flusst die Part­ner­suche maßgeblich.

Lassen wir das Online­dat­ing mal kurz bei­seite und betra­cht­en die anderen Möglichkeit­en Mr. oder Mrs. Right zu find­en: Da wären die drei Klas­sik­er Schule, Studi­um und Arbeit­splatz – aber wenn man wie ich mit dem Leit­spruch „Nie intim im Team“ erzo­gen wurde, fällt der Arbeit­splatz schon mal weg. Spätestens jet­zt wird es schwierig, da viele von uns sehr viel Zeit mit ihrem Beruf ver­brin­gen, was wiederum die Freizeit stark ein­schränkt. In meinen Zwanzigern hat­te ich genü­gend Energie, um nach einem 13-Stun­den-Arbeit­stag noch auszuge­hen. In meinen Dreißigern wurde das schon schwieriger, denn da sehnte ich mich nach einem lan­gen Tag im Büro nur noch nach einem entspan­nten Abend auf meinem Sofa. Nur lei­der war mein Wohnz­im­mer nicht der ide­ale Ort, um inter­es­sante Män­ner ken­nen­zuler­nen. Die – für mich offen­sichtliche – Lösung dieses Prob­lems bot das Inter­net mit seinen zahllosen Online­dat­ing-Seit­en. Ich geste­he ohne Scham, dass ich diverse Part­ner­börsen im Inter­net aus­pro­biert habe, denn mit­tler­weile gibt es dort für jeden Geschmack etwas.

Allein in Deutsch­land gibt es weit über 2.500 ver­schieden Online-Sin­gle­börsen, ob für die Suche nach dem Part­ner fürs Leben, nach einem Seit­en­sprung oder dem unverbindlichen Vergnü­gen für eine Nacht. Rund neun Mil­lio­nen Bun­des­bürg­er definieren per Mausklick ihre per­sön­liche Suche und die Auswahlkri­te­rien scheinen gren­zen­los zu sein. Vom intellek­tuellen Bil­dungsansatz über die Höhe des Einkom­mens oder gemein­samen Hob­bys hin bis zur Kör­bchen­größe – wir kön­nen all unsere Wün­sche und Vorstel­lun­gen in unsere Suche ein­fließen lassen. Ein weit­er­er Vorteil der geziel­ten Suche im Inter­net ist, dass bei­de Parteien direkt wis­sen, wo sie dran sind.

Das ist der große Unter­schied zum analo­gen Ken­nen­ler­nen, denn mal ehrlich: Wenn wir abends an der Theke unser­er Stammkneipe auf einen net­ten, inter­es­san­ten Men­schen tre­f­fen, wer­den wir wohl kaum nach ein­er Vier­tel­stunde entspan­nt zu ihm sagen: „Ich bin auf der Suche nach ein­er fes­ten Beziehung. Wie ste­ht es mit Dir?“ Wir hät­ten Angst davor, mit ein­er bru­tal­en Zurück­weisung kon­fron­tiert zu wer­den oder verzweifelt zu wirken, und bekan­ntlich wirkt das nicht ger­ade wie ein Aphro­disi­akum bei der  Part­ner­suche. Und wie wäre es, wenn man selb­st so eine Frage gestellt bekom­men würde? Wahrschein­lich käme man sich vor, als würde man von einem D-Zug über­rollt wer­den. Erstaunt bis schock­iert über so einen Fronta­lan­griff wären wir sich­er – gekrönt von einem gewis­sen Maß an Mis­strauen, dass mit jeman­dem, der so schnell zur Sache kommt, bes­timmt irgend­was nicht stimmt.

In der Inter­net-Dat­ing­welt ist unmissver­ständlich klar, was wir suchen. Es gibt keine falsche Scham, einzugeste­hen, dass man ein­sam ist und das gerne ändern würde. Wir kön­nen damit die end­losen Verabre­dun­gen umge­hen, die wir benöti­gen, um unseren ganzen Mut zusam­men­zukratzen und endlich einzugeste­hen, dass man mit seinem Gegenüber gerne eine Beziehung hätte. Wenn wir jeman­den über eine Dat­ing-Seite ken­nen­ler­nen, dann ist klar, worauf poten­zielle Verabre­dun­gen hin­aus­laufen sollen. Es mag prag­ma­tisch klin­gen, aber man erspart sich die Frus­tra­tion. Sind wir nicht alle schon mal mit jeman­dem aus­ge­gan­gen, den wir span­nend fan­den und mit dem wir uns gerne auf eine Beziehung ein­ge­lassen hät­ten, nur um dann zu erfahren, dass der­jenige über­haupt nicht an etwas Fes­tem inter­essiert ist? Auch in der Onlinewelt kann das passieren, aber das Risiko ist geringer, weil man sich unter anderen Voraus­set­zun­gen trifft. Wenn ich mich mit dem süßen Typen, den ich am Abend zuvor in ein­er Bar ken­nen­gel­ernt habe, zum Essen verabrede, dann kann es sein, dass ich von der großen Liebe träume, während er aber ein­fach nur eine neue nette Bekan­nte in mir sieht, mit der er angenehm quatschen kann.

Wenn man sich an drei gold­ene Regeln hält, kann Online­dat­ing mein­er Mei­n­ung nach eine wun­der­bar entspan­nte Sache sein:

  1. Das eigene Pro­fil ehrlich gestal­ten. Dazu gehört ein aktuelles Bild, auf dem man sich auch tat­säch­lich selb­st ähn­lich sieht. Alles andere führt in der Regel nur zu schmerzhaften Zurück­weisun­gen. Aus dem­sel­ben Grund sollte man die Fra­gen aufrichtig beant­worten und nichts Unwahres schreiben, nur weil man glaubt, dadurch inter­es­san­ter zu wirken.
  1. Nicht wochen­lang hin und her schreiben, son­dern wenn der Erstkon­takt span­nend ist, zügig zu einem per­sön­lichen Tre­f­fen überge­hen. Ob man will oder nicht – wenn man lange schriftlich oder auch tele­fonisch kom­mu­niziert, baut sich im Kopf ein eigenes Bild und eine damit ver­bun­dene Erwartung­shal­tung auf. Lieber direkt sehen, wer da auf der anderen Seite des Bild­schirms sitzt.
  1. Das erste per­sön­liche Date auf gemein­sames Kaf­feetrinken an einem öffentlichen Ort beschränken. Wenn die Chemie nicht stimmt, kann eine Verabre­dung zum Aben­dessen quälend lang sein. Wenn es aber funkt, kann man vom Kaf­feetrinken immer noch zu einem gemein­samen Essen übergehen.

So war es auch mit meinem heuti­gen Göt­ter­gat­ten und mir. Eines Tages öffnete ich mein Post­fach der Dat­ing-Seite, die ich damals nutzte, und fand eine Mail, die ich char­mant und witzig fand. Das dazuge­hörige Pro­fil sprach mich eben­falls an und nach ein paar Mails verabre­de­ten wir uns an einem lauen Som­mer­abend zum Kaf­fee. Aus dem Kaf­fee wurde ein Aben­dessen und wir tren­nten uns erst, als wir vom Wirt des Lokals aufge­fordert wur­den, ihn doch nun endlich Feier­abend machen zu lassen. Es war 2 Uhr mor­gens und wir die Let­zten im Gas­traum. Sechs Stun­den waren wie im Flug ver­gan­gen und ich war bis über bei­de Ohren verk­nallt. Gott sei Dank beruhte das auf Gegen­seit­igkeit – wir sind jet­zt seit über sieben Jahren zusam­men, vier davon als ver­heiratetes Paar. Unsere Liebesgeschichte erzählen wir gerne und oft, weil wir sie trotz aller Prag­matik roman­tisch find­en und wir uns als gutes Beispiel dafür empfind­en, dass man seine große Liebe online find­en kann.

Mein Göt­ter­gat­te und ich sind uns sog­ar ziem­lich sich­er, dass wir uns ohne das Inter­net nie begeg­net wären. Wie alle frisch ver­liebten Paare fragten wir uns am Anfang unser­er Beziehung oft, warum wir uns nicht schon früher über den Weg gelaufen waren.

Also sucht­en wir Par­al­le­len in unserem Lebenslauf, aber bis auf ein paar Konz­erte, die wir in den 90ern gle­ichzeit­ig besucht­en, kon­nten wir keine Über­schnei­dun­gen finden.

Sowohl unsere Per­sön­lichkeit­en als auch unser alltäglich­es Leben hät­ten unter­schiedlich­er nicht sein kön­nen. Ich bin laut, fast ein biss­chen schrill, und sehr extro­vertiert, der Lieb­ste ist eher der coole, zurück­hal­tende Typ. Und trotz­dem sind wir – wie wir heute wis­sen – füreinan­der die ide­alen Traumpartner.

Wer also an dem Klis­chee fes­thält, dass man im Inter­net nur auf Idioten, Per­verse und Krim­inelle trifft – die man neben­bei gesagt genau­so gut in sein­er Stammkneipe tre­f­fen kann –, der ver­sagt sich eine Wun­dertüte voller ungeah­n­ter Möglichkeit­en. Am Ende des Tages ist das WWW ein­fach ein weit­er­er Ort der Begeg­nun­gen, dem man nicht mit Furcht und Mis­strauen begeg­nen, son­dern den man wie einen Ver­bün­de­ten begrüßen sollte. Es gibt einen Spruch, an den ich oft denken muss. „Spon­tan ist man immer fünf Minuten später“, weil er ein Prob­lem ziem­lich gut auf den Punkt bringt. Ich bin bes­timmt nicht der einzige Men­sch, der des Öfteren zu lange gezögert hat, eine inter­es­sante Per­son anzus­prechen, weil einem entwed­er der per­fek­te Eröff­nungssatz nicht ein­fall­en wollte oder man ein­fach zu lange brauchte, um seinen ganzen Mut zusam­men zu kratzen. Ver­mut­lich ist schon manche vielver­sprechende Begeg­nung erst gar nicht zus­tande gekom­men, weil man fünf Minuten zu lang gewartet hat. Das Inter­net schenkt einem unter anderem diese benötigten fünf Minuten, denn ein Online­pro­fil ver­lässt nicht ein­fach die Bar, bevor Du Dich traust, es anzusprechen.

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