Digital Life : Gadgets & Wearables
Der Brustgurt ist out - Unser Puls schlägt LED
GPS, Puls, Kalorien - unser Training wird vermessen und genauestens getrackt. Speziell Fitnessgadgets mit Pulsmessern sind schon oft ständiger Begleiter beim Sport. Und jetzt geht das sogar ganz ohne einschnürende Gurte.
Fitness ist gerade wahnsinnig im Trend, genauso wie alle Apps, Watches und Gadgets, die uns auf dem Weg zum gestählten Selbst helfen.
Dabei sind die Gründe, die Technik zu nutzen, fast so umfangreich wie die Produkte, die auf dem Markt sind. Während die einen nur Schritte zählen wollen, lassen sich andere speziell von der Zahl der gekillten Kalorien zur Bewegung anstacheln. Unabhängig davon, was die Motivation ist, die Messung und Kontrolle der Herzfrequenz ist ein grundlegender Bestandteil aller Fitnesstracker. Denn diese Zahl schützt nicht nur vor Überlastung oder weist uns darauf hin, dass wir doch noch ein wenig mehr powern sollten, um das Workout effektiv zu gestalten. Sie gibt uns Aufschluss über unseren gesundheitlichen Zustand. Aber dafür braucht man natürlich einen Sensor, der das Ganze misst und dann an unsere Uhr oder das Smartphone sendet.
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Von der Technik umarmt
Die gängigste und lange Zeit auch die stabilste Methode zur permanenten Herzfrequenzmessung ist der Brustgurt. Einmal um den Körper geschnallt, arbeitet der Gurt mit dem jeweiligen Gadget zusammen und liefert uns so EKG-genaue Daten. Durch das Messverfahren direkt am Herzen ist es dann vor allem auch möglich, die Herzfrequenzvariabilität, also die Abstände zwischen Herzschlägen, zu ermitteln und so den Nutzern Empfehlungen zur Intensität des Trainings zu geben. Ganz klar, für ernsthafte Sportler eine super Sache. Leider bringt so ein Brustgurt auch Probleme mit sich. Angefangen damit, dass es ein extra Teil ist und damit lästig, sitzt er nicht perfekt, hängt er einem schnell mal auf der Hüfte oder fängt an zu scheuern. Ist er zu eng, fühlt man sich eher sanft gewürgt als in seiner Fitness unterstützt. Außerdem besteht bei mehreren Sportlern mit gleicher Sender-Empfänger-Einheit die Gefahr, dass die Signale sich überschneiden und dann verfälschte Daten angezeigt werden. Wobei, wenn Usain Bolt auf der Joggingrunde zufällig in der Nähe ist, kann das beim Überprüfen der Daten auf jeden Fall zu einem euphorischen Anfall führen.
Ära Photoplethysmography
Photo…-was? Nennen wir es „gurtlose-Technik“. Bei diesem System überwacht ein Leuchtsensor an der Unterseite des Fitnesstrackers den Blutvolumenfluss unter der Haut und errechnet so anhand des Pulssignals die tatsächliche Herzfrequenz.
Die Watches kommen also ganz ohne den Brustgurt aus und schicken stattdessen die Daten direkt per Bluetooth Smart 4.0 an unser Smartphone und an die darauf installierten Sport-Apps. Den großen Vorteil der reduzierten Verschnürung haben mittlerweile natürlich auch immer mehr Hersteller für sich entdeckt. Den Anfang hat vor einiger Zeit, eigenen Angaben zufolge, die Mio Alpha von Medisana gemacht. Mittlerweile ist die Technik aber auch bei Geräten von Apple, TomTom, Epson, Samsung, Sony und Adidas zu finden - um nur ein paar zu nennen.
Wer jetzt denkt, so ein Lämpchen am Handgelenk kann ja nicht genau sei, dem sei gesagt, dass im direkten Vergleich zu Werten, die mit Brustgurten erhoben wurden, quasi keine Unterschiede aufgefallen sind.
Kleine Abstriche macht die Technik lediglich beim Tragekomfort. Statt die Watches wie normale Uhren locker am Handgelenk zu tragen, müssen sie meist etwas weiter oben am Arm und recht fest sitzen, damit sie korrekte Messdaten liefern. Das ist zwar auch nicht super bequem, aber immerhin ist hier nur der Arm involviert und nicht der ganze Rumpf.
Foto: TOMTOM
TOMTOM
Die TomTom Runner Cardio und Multisport Cardio verzichten längst auf das Brustband und messen den Puls stattdessen am Handgelenk. Die Runner-Version ist, wie der Name sagt, speziell für Läufer konzipiert und macht nebenbei alles, was eine GPS-Uhr so können sollte. Puls messen, Strecke aufzeichnen, Geschwindigkeit, Kalorienverbrauch und Zeit tracken. Der Puls lässt sich dabei in fünf Bereiche, von Ruhe bis Sprint, einteilen, sodass die Uhr beim Training piept oder vibriert, wenn der User vorgegebene Bereiche über- oder unterschreitet. Beeindruckend ist bei der TomTom Uhr, wie schnell die GPS-Verbindung steht. Dank GPS Fix sparen wir uns also vor dem Loslaufen endlich nervige Wartezeiten.
Hat man mit der TomTom Watch einmal sein Programm durchgezogen, lassen sich alle Daten entweder per USB und Computer hochladen oder mit Hilfe verschiedener Plattformen automatisch synchronisieren und schön übersichtlich darstellen. Die Multisport Cardio Version funktioniert im Grunde gleich, lässt sich aber zusätzlich mit Fahrrad-Sensoren koppeln und hat besondere Funktionen für Schwimmer.
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Apple Watch
Natürlich hat auch Apple seine Finger mit im Spiel, wenn es um neue Technik geht. Auch die Apple Watch checkt dank Leuchtsensoren unseren Puls. Für alle Wissbegierigen hat Apple den ganz genauen Vorgang zum Thema Herzfrequenz in seinem Hilfe-Dokument ausführlich beschrieben. Dabei ist der Insider-Guide natürlich nicht nur für Apple-User sondern auch für alle Gurt-losen interessant.
In dem Dokument kommt aber auch raus, dass Apple nicht nur auf die Leucht-Technologie setzt. Ihre Watch lässt sich zudem auch noch mit Bluetooth-Brustgurten koppeln. Das soll kein Rückschritt sein oder mangelndes Vertrauen in die neue Technik, sondern die User ansprechen, die aus verschiedensten Gründen keine verlässlichen Ergebnisse beim Tragen der Watch ermitteln können. Zum Beispiel wenn es einfach zu kalt für normalen Blutfluss ist. Ansonsten misst die Uhr den Puls nicht nur auf Befehl beim Sport, sondern beim kontinuierlichen Tragen alle zehn Minuten. Die Infos gehen dann sofort in die Health App, wo sie weiter ausgewertet werden. Was die Apple Watch nicht kann? Mit Dritthersteller-Apps zusammenarbeiten. Die haben zwar Zugriff auf die meisten Daten, aber nicht auf den Puls, da ihnen der Zugang zu den HealthKit-Daten verweigert wird.
Foto: Fitbit
Fitbit Charge HR
Noch ein Tool für Brustgurthasser, aber noch ein wenig mehr als der reguläre Fitness-Tracker. Das feine Armband misst nicht einfach nur den Puls per Lichtsensoren, sondern tut das gewissenhaft 24 Stunden am Tag. Wie schon bei der Funktion der Apple Watch steckt dahinter die Intention, besser messen zu können, wie viele Kalorien insgesamt im Laufe des Tages und natürlich auch beim Sport verbrannt werden. Zusätzlich kann der Nutzer beim Sport schnell die Herzfrequenz prüfen und so seine Intensität anpassen. Zusätzlich zeichnet das Fitbit Charge HR auch noch unser Schlafverhalten auf. So bleibt nichts mehr ungemessen. Gekoppelt wird das Armband mit der Fitbit-App, die auch als Sammelstelle für alle Daten dient und für Apple- und Android-User gleichermaßen verfügbar ist.
Wir vermessen ja mittlerweile sowieso so ziemlich alles in unserem Leben und deswegen freuen wir uns besonders, wenn wir das mit so wenig Kram und extra Gadgets wie möglich können. Egal also ob Sportfreaks oder Gelegenheitsläufer: Pulsmessung mit optoelektrischen Sensoren ist definitiv einer der Zukunftstrends für den fitten Menschen.
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