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[Info-Update] Cyberbullying im Netz: Wie helfe ich meinem Kind? Ein Experte gibt Rat
Auf der kurzen Liste der Nachteile, die das Internet mit sich bringt, steht Cyberbullying ganz weit oben. Gerade Kinder und Jugendliche wissen in Sachen Bullying/Mobbing oftmals nicht weiter. Vodafone macht sich deshalb mit mehreren Projekten gegen Mobbing im Netz stark – und arbeitet im Zuge dessen auch mit Experten wie Dacher Keltner von der Berkeley Universität in Kalifornien zusammen. Was genau ist Mobbing und was kann man dagegen tun? Der Psychologie-Professor stand Featured Rede und Antwort.
Das Internet bietet Dir zahlreiche Möglichkeiten, die vor wenigen Jahren noch gar nicht denkbar waren. Auch manche unschöne Aspekte des alltäglichen Lebens werden ins Netz getragen, die dort oftmals noch weitere Kreise ziehen als ohnehin schon. So auch Cyberbullying, das Mobbing im Internet, dem oft auch Kinder und Jugendliche zum Opfer fallen. Ist Mobbing an der Schule bereits schlimm, nutzen die Täter die Macht des anonymen Internets, um ihre rufschädigenden Kommentare mit einer noch breiteren Community zu teilen.
So engagiert sich Vodafone
Um gegen Mobbing im Netz vorzugehen, hat Vodafone unter anderem die Schüler und einer für Eltern ausführlich über die Problematik und gibt hilfreiche Tipps für Betroffene.
Vodafone arbeitet außerdem mit der EU-geförderten Initiative klicksafe zusammen, die eine „Cyber-Mobbing – erste Hilfe App“ für Android und bald auch für iOS anbietet: Du kannst Dir über die Anwendung einen „Begleiter” wählen, der Dir dann per Video Verhaltenstipps gibt. Die Begleiter heißen Tom und Emilia – so kannst Du Dir aussuchen, ob Du lieber Tipps von einem Jungen oder einem Mädchen bekommen willst. Die App hat außerdem einen Beratungs-Button, der zu hilfreichen Hotlines und Websites weiterleitet. Auch kannst Du Dich über die Gesetzeslage bezüglich Cybermobbing informieren und Dir Tutorials zum Löschen, Melden oder Blockieren von Mobbing-Posts auf Facebook, Instagram und WhatsApp ansehen. Die App wurde im Rahmen des internationalen Software-Wettbewerbs „ENABLE Hackathon” von vier 16-17-jährigen Schülern kreiert.
Dacher Keltner gibt Antwort
Kinder und Jugendliche, die sowieso schon in einem schwierigen Alter sind, fühlen sich oft hilflos, teilen ihre Sorgen aber auch nicht immer mit ihren Eltern. Wie Du erkennen kannst, ob Dein Kind von Cyberbullying betroffen ist, und wie Du es dabei unterstützen kannst, diese Zeit möglichst unbeschadet zu überstehen, erfährst Du von Dacher Keltner, Professor für Psychologie an der UC Berkeley. Im Rahmen der #BeStrong-Kampagne gibt er hier Antworten auf die Fragen vieler besorgter Eltern.
Dacher, was genau ist Cyberbullying?
Unter Cyberbullying versteht man die Tatsache, dass eine Person einer anderen online das Leben schwer macht, indem sie diese verhöhnt und bedroht. Dies kann in Form einer Flut von Kommentaren geschehen oder indem die Mobbing-Attacken online mit anderen geteilt werden.
Wie finde ich heraus, ob mein Kind im Internet gemobbt wird?
Vor allem in der Entwicklungsphase der jungen Erwachsenen, in der Mobbing am häufigsten auftritt – ungefähr vom 11. bis 16. Lebensjahr –, kann das schwierig werden. Die Kinder haben Angst und fühlen sich beschämt, wenn sie gemobbt werden. Sehr oft möchten sie nicht, dass ihre Eltern etwas davon mitbekommen. Es ist auch der Beginn des Erwachsenwerdens, die Zeit, in der Kinder von ihren Eltern und anderen erwachsenen Bezugspersonen unabhängiger werden.
Wenn Du also mit Deinen Kindern sprichst, ist es wichtig, ruhig und indirekt zu bleiben, da es sein kann, dass sie bei aufdringlichen Fragen abblocken. Versuche regelmäßig, mit ihnen über ihren Alltag zu sprechen, über lustige Dinge, die an der Schule oder im Freundeskreis vorgefallen sind, über gute und schlechte Vorkommnisse des Tages. Redet zum Beispiel bei regelmäßigen Spaziergängen am Abend miteinander oder während des Herumtollens. Der Schlüssel liegt darin, nicht aufdringlich zu sein. Stelle offene Fragen, die Deinem Kind die Möglichkeit geben, nur so ausführlich darauf zu antworten, wie es ihm lieb ist. Während dieser lockereren und regelmäßigen gemeinsamen Zeit hast Du auch die Gelegenheit, über die schwierigeren Themen sprechen.
Sei ein aufmerksamer Zuhörer, wenn sich Dein Kind mit seinen Geschwistern oder Freunden austauscht. Während gemeinsamer Unternehmungen kann es gut sein, dass sie untereinander über Mobbing sprechen – oder sich Anzeichen dafür zeigen.
Wenn Du mit den Freunden Deines Kindes gut auskommst und Du den Verdacht hast, dass Dein Kind gemobbt wird, dann ist es auch in Ordnung, mit diesen Freunden über mögliche Mobbing-Vorkommnisse zu sprechen.
Auf welche Anzeichen sollte ich achten?
Es gibt spezifische Anzeichen, die auf Cyberbullying hindeuten könnten. Wenn sich zum Beispiel der Freundeskreis Deines Kindes stark verändert. Es kann auch sein, dass es nicht mehr gerne an Klassenveranstaltungen wie Tanzabenden oder an gemeinsamen Unternehmungen teilnimmt. Vielleicht hat Dein Kind auch plötzlich Angst davor, zur Schule zu gehen? Das alles könnte darauf hindeuten, dass es gemobbt wird.
Weil Cyberbullying und Mobbing nachhaltig der Verfassung Deines Kindes schaden kann, ist es ebenfalls wichtig, darauf zu achten, ob Dein Kind Anzeichen von Angst und Depression zeigt. Leidet es zum Beispiel an Schlaf-, Ess- oder Konzentrationsstörungen? Verbringt es viel Zeit allein? Hat es weit weniger Interesse an Hobbys, denen es für gewöhnlich gerne nachgeht?
Wie kann ich mein Kind in diesen schweren Zeiten unterstützen?
Das Wichtigste ist, dass Dein Kind spürt, dass Du für es da bist. Denke auch daran, dass ein Heranwachsender erst noch lernen muss, sich in sozialen Geflechten zurecht zu finden. In dieser Phase verändern Kinder ihren Freundeskreis und geraten auch oft in Konflikte. Mit diesem Wissen im Hinterkopf kannst Du für Deine Liebsten eine Quelle der Ruhe und der Stärke sein. Es gibt viele Situationen, aus denen Teenager schließlich einfach herauswachsen.
Versuche, Deinem Kind einen guten Umgang mit Stress nahezubringen. Schaffe Möglichkeiten, über diese Stressfaktoren zu sprechen. Plane Aktivitäten, die es zur Ruhe kommen lassen und ihm Humor und Leichtigkeit vermittelt. Biete ihm aber auch genug Möglichkeiten, Zeit mit seinen Freunden zu verbringen. Versichere ihm, dass Stress und Konflikte oft nur vorübergehend sind.
Versuche außerdem, eine gütige Kommunikation zu fördern und erkläre Deinem Kind, dass es immer besser ist, sich nicht an anderen zu rächen, sondern die Versöhnung anzustreben. Wenn es nötig sein sollte, gib Deinem Kind die Gelegenheit, sich zu entschuldigen – zum Beispiel, wenn es selber Cyberbullying betrieben hat.
Was Du nicht tun solltest: Entmündige Dein Kind nicht, indem Du zum Beispiel zu schnell ein Gespräch mit dem Lehrer oder den Eltern des Bullying-Opfers suchst. Dein Kind soll zuerst die Möglichkeit bekommen, sein Verhalten zu korrigieren.
Was kann mein Kind aktiv tun, um das Bullying zu beenden?
Erkläre Deinem Kind, dass Cyberbullying passieren kann, und gib ihm das richtige Werkzeug an die Hand, um mit Stress konstruktiv umzugehen. So ist es zum Beispiel wichtig, mit Freunden stark verbunden zu sein. Lehre Dein Kind, über seinen Unmut zu sprechen, ohne zu urteilen. Vergiss nicht, dass viele Probleme von Teenagern und ebenso ihre Ängste nur eine vorübergehende Angelegenheit sind. Dein Kind sollte einer Leidenschaft nachgehen und nicht zu viel Zeit alleine verbringen. Sollten die Ängste oder Depressionen doch länger anhalten, scheue Dich nicht, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Was sind die ersten Schritte, die ich unternehmen sollte, um den Bullying-„Schaden“ gering zu halten?
Indem Du Dein Kind auf sanfte Weise wissen lässt, dass Du vom Bullying weißt und es jederzeit mit Dir darüber reden kann. Zeig Deinem Kind, dass Du Dich für seine Themen interessierst. Sollte das Mobbing sehr schlimm sein – so zum Beispiel, wenn auch Drohungen ausgesprochen werden, dann mach Deinem Kind klar, dass Du jederzeit eingreifen und mit seinen Lehrern und anderen Eltern sprechen würdest.
Bringe Deinem Kind außerdem folgende Stressbewältigungstechniken bei:
- Über Gefühle zu sprechen, ohne über diese zu urteilen
- Körperliche Stressbewältigungstechniken wie Atemübungen, Sport und frische Luft
- Starke Freundschaften aufzubauen und pflegen
- Ein wenig Perspektive: Erinnere Dein Kind daran, dass die Schwierigkeiten mit der Pubertät zusammenhängen