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Bridge of Spies – Tom Hanks zwischen den Fronten des Kalten Kriegs
1993 spielte Tom Hanks in „Philadelphia“ einen an HIV erkrankten homosexuellen Mann – ein Engagement, das dem damals 37-Jährigen seinen ersten Oscar und den schauspielerischen Durchbruch in Hollywood einbrachte. 22 Jahre später sehen wir ihn in der Rolle des Rechtsanwalts James B. Donovan, der im Kalten Krieg zwischen die politischen Fronten von USA und Sowjetunion gerät. Mit der Verkörperung der einfühlsamen Leitfigur in einer von harten Strukturen dominierten Welt, ist Hanks auf dem besten Weg, sich einmal mehr die Herzen des weltweiten Kinopublikums zu erspielen.
„Jeder Mensch ist wichtig.“ Eine Meinung, mit der der US-amerikanische Rechtsanwalt James B. Donovan (Tom Hanks) zur Zeit des Kalten Kriegs alleine auf weiter Flur steht. Dementsprechend stößt sein aktueller Fall auf wenig Verständnis in der Öffentlichkeit. Donovan übernimmt vor Gericht die Verteidigung des enttarnten Sowjet-Spions Rudolf Iwanowitsch Abel (Mark Rylance). Doch die Frage nach Schuld und patriotischen Vergeltungsgelüsten kommt ihm dabei nicht in den Sinn. Als verfassungstreuer Staatsbürger fühlt sich Donovan dazu verpflichtet, dem geächteten Abel einen fairen Prozess zu ermöglichen.
Mit voller juristischer Hingabe gelingt es ihm schließlich, eine mögliche Todesstrafe für Abel abzuwenden. Doch Donovan verliert zunehmend sein Ansehen als Anwalt. Die CIA hingegen zeigt sich schließlich beeindruckt vom Verhandlungsgeschick des Einzelgängers. Plötzlich soll der ehrgeizige Jurist zwischen den politischen Fronten des Kalten Kriegs vermitteln. Seine Aufgabe: Den Austausch seines ehemaligen Mandanten gegen einen US-amerikanischen Spionagepiloten erwirken. Kurzerhand macht sich Donovan auf ins zerstörte Berlin. Doch neben den USA und der Sowjetunion möchte plötzlich auch die DDR noch ein Wörtchen mitreden.
Emotionales Schauspiel vor großer politischer Kulisse
Die Vereinigten Staaten von Amerika 1957 – ein Imperium, geprägt von beißendem Patriotismus und strenger politischer Ablehnung gegenüber der Sowjetunion. Wie passt ein einfühlsamer Charakterdarsteller wie Tom Hanks in diese Welt hinein? Scheinbar gar nicht. Denn im kalten Krieg werden Menschen zu reinen politischen Objekten degradiert. Ein Umstand, den der aufrichtige Donovan nicht für sich akzeptieren kann und will.
Imposante amerikanische Gerichtssäle, kalte sowjetische Gefängnisse und ein zerbombtes Ost-Berlin – „Bridge of Spies“ geizt nicht mit abwechslungsreichen Schauplätzen. Doch Kult-Regisseur Steven Spielberg setzt nicht bloß auf große Bilder, sondern auch auf tiefgründige Charaktere. So zeichnen die Coen-Brüder als Drehbuchautoren die Figuren Donovan und Abel als ungleiches Paar, in deren Verhältnis sich die gesamte Problematik des Kalten Kriegs widerspiegelt.
Neben Hanks glänzt auch Mark Rylance in seiner Rolle als Sowjet-Spion Rudolf Iwanowitsch Abel und haucht dem Verurteilten die gleichgültige, vom Schicksal gezeichnete Resignation eines treuen Landesdieners ein. Kein Wunder, dass bei solchen schauspielerischen Leistungen der Fokus gelegentlich eher auf persönliche Beziehungen als auf politische Entwicklungen gelegt wird. Der emotionale Schluss unterstreicht zugleich, um was für einen ausgeklügelten Streifen es sich hier wirklich handelt. Insgesamt also ein zeitgenössisch ausgeschmücktes Polit-Drama, das sich verhältnismäßig streng an seine historische Vorlage hält, aber in puncto Dramaturgie auch auf cineastische Nachhilfe setzt. Natürlich weiß Spielberg als alter Hase, den Bogen hierbei nie zu überspannen. Denn wenngleich jeder Mensch wichtig ist: Die apokalyptische Drohatmosphäre des Kalten Krieges atmet „Bridge of Spies“ in jedem Atemzug.
Tom Hanks auf Promo-Tour bei Jimmy Fallon
Dass das ganz große Kino auch auf wirklich humorvolle Art und Weise interpretiert werden kann, zeigt der Besuch von Tom Hanks in der Show von Komiker Jimmy Fallon. Hier müssen er und Fallon eine von Grundschülern interpretierte Version von „Bridge of Spies“ nachspielen:
Filmstart in Deutschland
„Bridge of Spies - Der Unterhändler“ kannst Du ab dem 26. November 2015 im Kino Deines Vertrauens sehen. Auf der Vodafone TV/Select Video Plattform erscheint das packende Polit-Drama voraussichtlich im April 2016.