Digital Life
Blockchain-Potential: Was die Bitcoin-Technologie möglich macht
Bei dem Begriff Blockchain denkst Du als erstes an Kryptowährungen? Dann wirst Du vielleicht überrascht sein, in welchen anderen Anwendungsbereichen die Blockchain Potential bietet. Von sozialen Netzwerken, der Musik- und Gaming-Industrie bis hin zu smarten Verträgen: Die Technologie hinter dem Bitcoin begegnet Dir auch im Alltag.
Token, Hash-Wert und kryptografische Zahlenketten: Einige Schlagwörter der Digitalisierung sind vielen Menschen noch immer ein Rätsel. Mehr als die Hälfte der Deutschen (52 Prozent) hat 2021 laut einer Bitkom-Umfrage noch nie den Begriff Blockchain gehört. Dabei hat die digitale Datenbank-Technologie das Potential, Prozesse in alltäglichen Anwendungsbereichen zu verändern.
Was ist Blockchain?
Vereinfacht gesagt ist die Blockchain-Technologie ein Werkzeug, mit dem Informationen gespeichert und verwaltet werden können. Anders als bei einer zentralen Datenbank werden die Informationen auf einer Blockchain dezentral hinterlegt, das heißt, sie liegen verteilt auf vielen Computern. Dabei wird jeder neue Eintrag als einzelner Block in einer Kette (Englisch „chain”) gespeichert. Da jeder Computer im Blockchain-Netzwerk eine exakte Kopie aller Daten besitzt, ist das System besonders manipulations- und fälschungssicher. Letztendlich liegen die Vorteile der Blockchain-Technologie überall dort, wo eine hohe Zahl an Beteiligten involviert und ein vertrauenswürdiges System mit Echtheitszertifikaten gefragt ist. Das betrifft zum Beispiel bürokratische Prozesse rund um Verträge, Versicherungen und persönliche Nachweisdokumente.
Digitale Identitäten und smarte Verträge: Vorteile der Blockchain für die Bürokratie
Ein Vorteil der Blockchain-Technologie ist, dass durch eine kryptografische Verschlüsselung der einzelnen Blöcke jede Aktion exakt nachverfolgt werden kann. So lässt sich mit einer Blockchain zum Beispiel Besitz eindeutig nachweisen, etwa von Kunstwerken, Musik, Immobilien oder von Identitäten. Bürger:innen der Schweizer Stadt Zug können bereits mit der Zug ID eine digitale Identität nutzen. Auch die Bundesregierung setzt bei dem Projekt Digitale Identitäten auf die dezentrale Datenbank-Technologie. Dabei arbeiten Blockchain-Unternehmen unter anderem an einer Art digitalen Brieftasche, die Nachweise wie Führerschein, Personalausweis und Geburtsurkunde enthalten kann. Mit diesen fälschungs- und verlustsicheren Dokumenten könnten wir uns künftig ausweisen.
Ebenso lassen sich mit der Blockchain abgesicherte Transaktionen für smarte Verträge (sogenannte Smart Contracts) umsetzen, etwa bei Immobilienverkäufen oder bei der Abwicklung von Versicherungen. In Schweden und Georgien sollen zum Beispiel Live-Transaktionen bei dem Projekt Blockchain Land Registry Grundstücksübertragungen effizienter machen.
Digitale Zeugnisse: Blockchain vereinfacht die Schulverwaltung
Die Blockchain-Technologie ist auch hierzulande im Einsatz, unter anderem in der Schule. Gemeinsam mit der Bundesdruckerei hat Govdigital, ein Zusammenschluss öffentlicher IT-Dienstleister, eine Blockchain-Lösung entwickelt, die Zeugnisse fälschungssicher, datenschutzkonform und leicht überprüfbar machen soll. Digitale Zeugnisse könnten Schüler:innen künftig bei Bewerbungen unnötige Rennerei, Zeit und Geld für Kopien und Beglaubigungen ersparen.
In diesem Sommer haben bereits die ersten Abiturient:innen in Nordrhein-Westfalen, Berlin und Rheinland-Pfalz bei einem Testdurchlauf ein digitales Abschlusszeugnis erhalten. Eine Prüfsumme, der sogenannte Hash-Wert, dient dabei als digitaler Fingerabdruck der speziellen PDF-Datei und garantiert, dass die Daten unveränderbar gespeichert sind. Ziel des Pilotprojekts ist eine bundesweite Nutzung, um mit Blockchain die Verwaltung, Ausstellung und Überprüfung von Zeugnissen zu vereinfachen.
Steemit: Soziales Netzwerk entlohnt Nutzer:innen mit Token-Währung
Das Social Network Steemit basiert auf der Idee, Publizierende und Content Creators zu entlohnen – und zwar mit der eigens geschaffenen STEEM-Währung, sogenannten Token. Token sind Bausteine für die Transaktion von Krypto-Vermögenswerten in einer festgelegten Blockchain-Umwelt. Das heißt: Steemit-Nutzende erhalten Token, die nur auf der Steemit-eigenen Blockchain übertragen werden, aber nicht außerhalb. Token geben an, wie hoch der digitale Kontostand von Teilnehmenden der Blockchain ist. Sie sind auf andere Teilnehmende übertragbar. Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum und auch STEEM lassen sich über Tauschbörsen in reale Landeswährungen umtauschen.
Blockchain beim Musikstreaming: Faire Bezahlung von Künstler:innen
In der Musikindustrie hat die Digitalisierung bereits Veränderungen angestoßen – denken wir nur an MP3, Napster und Streamingdienste. Auch die Blockchain-Technologie ist für die Branche interessant. Denn die Musikproduktion umfasst viele Akteur:innen und Mittelspersonen für den Vertrieb, die Rechteverwaltung und Geldverteilung. Dieser komplexe Apparat könnte durch die Blockchain verkürzt und deutlich transparenter werden.
Das Start-up Peertracks möchte das weltweite Chaos rund um Lizenzen, Rechte und Bezahlvorgänge beenden. Mit der Online-Plattform kannst Du wie bei Spotify und Co. Musik von registrierten Kunstschaffenden streamen. Peertracks nutzt die Blockchain-Technologie, um Streams zu analysieren und Lizenzzahlungen direkt zu verteilen. Musiker:innen verdienen an der Wiedergabe ihrer Songs sogenannte RYLT-Token. Da Umwege über Mittelsleute, Verwertungsgesellschaften wie die GEMA, Agenturen oder Label entfallen, bedeutet das eine fairere Bezahlung. Auch Streamingriese Spotify setzt auf Blockchain und erwarb 2017 den Spezialisten Mediachain dafür.
Krypto-Games: Spielewährungen bekommen mit Blockchain echten Wert
Token und Kryptowerte spielen in der Gaming-Branche längst eine Rolle. Denn mit Krypto-Spielen gewinnen Items und Spielewährungen auch außerhalb der Games an Wert. Ein Vorreiter ist das Spiel Cryptokitties, in dem Du virtuell Katzen züchtest und diese verkaufen kannst. Neben kleinen Blockchain-Unternehmen beschäftigen sich mittlerweile bekannte Player der Gaming-Industrie mit der Zukunftstechnologie. Der französische Gaming-Konzern Ubisoft hat zum Beispiel erst 2020 ein Krypto-Sammelspiel auf Basis des Franchise Rabbids veröffentlicht. Ubisoft unterstützt außerdem Start-ups aus dem Krypto-Bereich, beispielsweise die Blockchain-Plattformen Flow und Xaya.
Mittlerweile arbeitet die Industrie an grafisch aufwendigeren Spielen, die sich der Blockchain-Technologie bedienen. Items des Science-Fiction-Game Age of Rust, das auf der Blockchain-Plattform Enjin basiert, können außerhalb des Games als Token verkauft werden. Noch mehr Möglichkeiten soll das Spiel Decentraland bieten, in dem Du auf Krypto-Basis smarte Verträge abschließen und Items, virtuellen Baugrund oder sogar Namen kaufen kannst.
Schneller und effizienter: Blockchain-Technologie optimiert Lieferketten
Blockchain-Netzwerke könnten Lieferketten in vielerlei Hinsicht verbessern. Schnellere und günstigere Transporte, die Herkunft und den Weg von Waren besser nachzuverfolgen und einfachere Abstimmungen zwischen Geschäftspartnern sind denkbare Vorteile. Mehrere große Konzerne wie IBM und Maersk testen aktuell, wie sie die Blockchain-Technologie sinnvoll einsetzen können und die globale Logistik digitalisieren.
Seit der Geburtsstunde des Bitcoins im Jahr 2008 hat sich viel getan, nicht nur im Finanzsektor und im Bereich der Kryptowährungen. Viele Ideen für Blockchain-Anwendungen sind noch weit entfernt vom Alltagseinsatz. Allerdings macht die Technologie rasante Fortschritte und baut immer mehr Hindernisse ab – wie den hohen Energie- und CO2-Verbrauch, den Blockchain-Netzwerke verursachen können. Um Dateien und Transaktionen durch komplizierte Rechen-Mechanismen auf allen beteiligten Computern abzusichern, gibt es mittlerweile energieschonende Alternativen. Damit steigt das Blockchain-Potential und die Wahrscheinlichkeit, dass Dir die Technologie künftig in neuen Anwendungsbereichen begegnet.
Hast Du die Blockchain-Technologie schon in anderen Anwendungsbereichen abseits von Bitcoin, Token und Kryptowährungen kennengelernt? Schreib uns, was Du mit der Technologie verbindest!