Gadgets & Wearables
Abgefahren: Die besten Helfer für Rollstuhlfahrer
Treppensteigen, Wintersport, Fitness: Schlaue Köpfe rund um den Globus entwickeln spannende fahrbare Untersätze und clevere Gadgets, um Rollstühle zu pimpen und damit noch mobiler zu machen. Wir zeigen Dir die besten Helfer für Rollstuhlfahrer – von nützlich bis fast schon übertrieben.
Rauf aufs Treppchen – mit Scalevo
Mit dem Rollstuhl eine Treppe zu bezwingen, ginge aus eigener Kraft höchstens abwärts und wäre – je nach Anzahl der Stufen – mit einigen Blessuren verbunden. Im Alltag ist das also keine Option. Um ein paar Stufen überwinden zu können, gibt es meist mobile Rampen. Doch längere Treppen lassen sich damit auch nicht bewältigen. Ein Team aus zehn Studenten der Schweizer Hochschulen ETH Zürich und Zürcher Hochschule der Künste hat es nun geschafft, einen funktionierenden Prototypen eines treppensteigenden Rollstuhls fertigzustellen – den Scavelo. Um Treppen zu bezwingen, fahren die normalen Räder hoch und es wird auf Kettenbetrieb umgeschaltet, ähnlich wie bei einem Raupenfahrzeug. Im Video siehst Du, wie das funktioniert:
Quelle: Youtube Scalevo
Der Scavelo soll nicht nur gerade Stufen schaffen, sondern auch mit spiralförmigen Treppen mühelos zurechtkommen. Er ist 65 Zentimeter breit und 105 Zentimeter lang, fährt 10 km/h schnell und steigt mit einer Stufe pro Sekunde auf. Und keine Sorge: Scavelo-Fahrer werden sich nicht irgendwann von den Dächern dieser Welt zuwinken müssen, denn selbstverständlich klappt auch der Abstieg reibungslos. Bislang ist der Scavelo ein Prototyp. Das Studententeam tritt damit im nächsten Jahr beim Cybathlon an – einem internationalen Wettkampf für Sportler, die Robotertechnik und Assistenzsysteme benutzen dürfen. Wenn im Anschluss genug Sponsorengelder zusammenkommen, soll der Scavelo weiterentwickelt werden und dann in Serie gehen.
Freewheel – der Fitness-Tracker für Rollstuhlfahrer
Noch ein Prototyp, diesmal aber kein Rollstuhl-Modell, sondern ein Gadget, das am Rollstuhl befestigt wird: Freewheel, der weltweit erste Fitness-Tracker für Rollstuhlfahrer. Entwickelt von Chaotic Moon, einer texanischen Design-Schmiede. Freewheel besteht aus einem Haufen Sensoren, der unterschiedlichste Daten misst. Mit an Bord sind ein Drehzahlmesser, ein Bewegungssensor, ein Barometer, ein Tacho, ein Beschleunigungssensor, ein Streckenmesser sowie Sensoren zur Bestimmung von Höhe und Steigung. Damit erkennt der Fitness-Tracker die Bodenbeschaffenheit und kann berechnen, wie viel Kraftaufwand das Fortbewegen des Rollstuhls fordert. Ganz nebenbei sollen mit den aufgezeichneten Daten von Freewheel Geländekarten erstellt werden, die dann auch anderen Menschen von Nutzen sein können. Ein genaues Startdatum steht bislang nicht fest, aber „in ein paar Monaten“ soll es Freewheel zu kaufen geben. Hier stellt Dir das Team von Chaotic Moon Freewheel noch einmal ganz genau vor:
Quelle: Youtube Chaotic Moon Studios
Von Schnee bis Strand: Der Ziesel macht überall Spaß
Der Ziesel sieht schon ein wenig nach Panzer aus mit seinen breiten Ketten. Wir denken, das hat schon seine Richtigkeit, denn das Teil ist ein echtes Offroad-Geschoss. Zwei Elektromotoren mit einer Spitzenleistung von jeweils bis zu 18kW (ca. 24,5 PS), einem Drehmoment von über 500 Nm und einer Höchstgeschwindigkeit von bis zu 35 km/h sorgen für maximalen Fahrspaß auf fast allen Untergründen. Schnee, Glatteis, Sand, Asphalt, Gras oder Kies – alles meistert das Elektro-Monster völlig problemlos. Dabei bleibt er präzise per Joystick steuerbar. Abseits vom Fahrspaß kann die Kraft des Ziesels natürlich auch brav und pflichtbewusst eingesetzt werden. Zum Beispiel, um Güter zu transportieren (Anhängerkupplung vorhanden) oder ein Auto abzuschleppen. Du findest viele Videos über den Ziesel aus Österreich auf dem Youtubekanal der Herstellerfirma Mattro. Einen super Überblick über die absurde Power liefert Dir dieser Clip:
Quelle: Youtube Mattro Mobility Revolutions GmbH
Wheelmap: Barrierefreie Orte finden und selbst markieren
Die Wheelmap der Sozialhelden aus Berlin ist fast schon ein Klassiker. Seit mittlerweile fünf Jahren existiert die Karte schon und enthält aktuell fast 600.000 Einträge. Bestimmt hast Du schon einmal davon gehört, oder? Falls nicht: Die Wheelmap zeigt Dir sofort an, wie rollstuhlgerecht ein Ort ist. Du selbst kannst Einträge vornehmen und Orte nach dem Ampelprinzip bewerten. Unterwegs greifst Du per iOS- bzw. Android-App auf die Wheelmap zu. Praktisch: Die integrierte Streetview-Ansicht von Google gibt Dir direkt einen Überblick. Stufen oder andere Unwägbarkeiten sind so leicht erkennbar. Vorausgesetzt natürlich, das Bildmaterial ist 1. überhaupt vorhanden und 2. aktuell. Wer sich nicht auf Googles Straßenansicht verlassen möchte bzw. anderen ein aktuelles Bild des jeweiligen Ortes zukommen lassen möchte, lädt einfach ein selbst aufgenommenes Foto hoch.
Viele weitere Tipps und Bestandteile des „Survival-Kits“ für Rollstuhlfahrer hat der Berliner Autor und Aktivist Raul Krauthausen in seinem Blog für Dich zusammengestellt. Dort erfährst Du unter anderem, wie Du Dein Smartphone am Elektrorollstuhl aufladen kannst.
Du kennst noch weitere nützliche Gadgets oder Tools für Rollstuhlfahrer, die uns vielleicht entgangen sind? Schreib sie uns in die Kommentare – wir freuen uns drauf.