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Threads vs. Twitter: Welches ist der freundlichere Kurznachrichtendienst?
Twitter hat Konkurrenz bekommen: Mit Threads schickte der Facebook-Konzern Meta im Sommer 2023 einen eigenen Kurznachrichtendienst ins Rennen. In unserem Vergleich Threads vs. Twitter erfährst Du, was die beiden Social-Media-Plattformen unterscheidet – und welche Gemeinsamkeiten sie haben.
Accounts: Achtungserfolg für den Herausforderer
Twitter hat spätestens mit der Übernahme durch Elon Musk 2022 eine bewegte Zeit hinter sich. Da das Unternehmen seitdem keine aktuellen Zahlen zu seinen Nutzer:innen mehr veröffentlicht hat, ist fraglich, wie sich etwa die Diskussionen um Hate Speech darauf ausgewirkt haben. Einst hatte der Kurznachrichtendienst mehr als 300 Millionen User:innen und galt als schnellste Nachrichtenquelle der Welt.
Instagram-App Threads startet: Was kann die Twitter-Alternative von Meta?
Verglichen mit Twitter geht Threads deutlich offensiver mit den Zahlen zu den Accounts um. Kein Wunder: Bereits fünf Tage nach dem Release am 7. Juli 2023 gab es nach Unternehmensangaben bereits über 100 Millionen Nutzer:innen. Diese Zahlen sind zwar beachtlich, aber auch dadurch erklärbar, dass Threads eng mit Instagram gekoppelt ist – und sich die Anmeldung so mit nur wenigen Klicks erledigen lässt.
Threads: Seit Dezember 2023 endlich auch in der EU
Für Europäer:innen war Threads lange Zeit allerdings keine Option. Die App war zum Start zwar weltweit in über 100 Ländern verfügbar, nicht aber in der Europäischen Union. Der Grund lag in der Rechtslage in der EU, Meta verwies dazu auf entsprechende Auflagen.
Der Dienst sollte nach Aussage von Metas Datenschutzchef Rob Sherman zwar die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) der EU erfüllen. Seit 2022 ist aber auch der sogenannte Digital Markets Act in Kraft, mit dem die EU die digitalen Märkte regelt. Dabei geht es vornehmlich um strengere Regeln für marktbeherrschende Plattformen. Wohl um einer strengeren Marktaufsicht aus dem Wege zu gehen, mied Meta den europäischen Markt.
Die Bedenken des Unternehmens sind mittlerweile offenbar vom Tisch, denn am 14. Dezember 2023 ist Meta offiziell in der EU und damit auch in Deutschland gestartet.
Die Funktionen: Twitter und Threads im Vergleich
Dass Threads und Twitter so einiges gemeinsam haben, ist offensichtlich. Bei der neuen App gibt es eine Timeline, die der des Platzhirschen optisch ähnelt; zudem ein Zeichenlimit (bis zu 500 Zeichen sind möglich) und die Möglichkeit, zu posten, zu liken, zu kommentieren oder zu teilen.
In dieser Hinsicht wirkt Threads also wie eine textlastige Ergänzung zur Bilder-Plattform Instagram. Dennoch gibt es auch einige gravierende Unterschiede zu Twitter: Threads verzichtet auf Hashtags, zeigt keine Trends an und ermöglicht auch keine Suche nach bestimmten Themen.
Dazu gibt es keine Direktnachrichten oder GIFs. Laut der offiziellen Website soll Threads aber in der Lage sein, auch mit anderen Netzwerken außerhalb des Meta-Kosmos zu interagieren.
So unterscheiden sich Threads und Twitter bei den wichtigsten Funktionen und Features:
- Threads:
- Anmeldung nur über ein Instagram-Konto möglich
- komplett kostenlos
- Posts auf 500 Zeichen beschränkt
- keine Liste der Follower:innen im Profil
- werbefrei
- Suche begrenzt auf Konten
- Videos begrenzt auf 5 Minuten
- Apps nur für iOS und Android verfügbar
- stark eingeschränkte Web-Version
Twitter:
- kostenlos, aber Extras nur über kostenpflichtiges Abo verfügbar
- Tweets auf 280 Zeichen beschränkt
- Schnellverbindung zu aktuellen Themen über den Tab „Trending”
- mit Werbeeinblendungen
- Suche per Hashtags, Tweets oder Konto möglich
- Videos begrenzt auf 2:20 Minuten
- Apps auch für PC und Mac verfügbar
- mit Messaging-Funktion
- geplante Tweets lassen sich als Entwurf sichern
Was kosten die Apps?
Der berühmte blaue Haken war in den letzten Monaten immer wieder ein Streitthema bei Twitter und seinen Nutzer:innen. Ursprünglich stand dieses Symbol für verifizierte Nutzer:innen. Seit April 2023 ist es nur noch gegen Bezahlung erhältlich und hat seine Bedeutung geändert. Umgerechnet 9,52 Euro kostet das Abo Twitter Blue, das grundsätzlich jede Person nutzen kann.
Die Echtheit eines Accounts ist damit aber nicht mehr gesichert, denn Twitter überprüft die Anmeldedaten nicht mehr. Die Grundfunktionen der App sind nach wie vor kostenlos und ohne Abo verfügbar.
Threads ist hingegen komplett kostenlos und soll es wohl auch bleiben. Überraschend ist, dass es zum Start keine Werbung auf der Plattform gab. Dies wird allerdings sehr wahrscheinlich nur während der Anfangsphase der Fall sein. Danach könnte Threads wie Facebook oder Instagram auf personalisierte Werbenanzeigen setzen.
Fazit: Wer überzeugt im Vergleich Threads vs. Twitter?
Threads vs. Twitter: Welches ist die freundlichere Plattform? Meta gab sich in den ersten Wochen sehr viel Mühe, diesen Titel für sich zu beanspruchen. Viele Aussagen der Verantwortlichen waren gespickt mit Andeutungen über Twitter und dessen jüngste Probleme mit Hate Speech und Fake News. Im Vergleich dazu soll Threads der nettere Kurznachrichtendienst werden: Der Fokus lag bisher eher auf der Konversation und weniger (politischen) News liegt.
Der Threads-Start ist zwar weitestgehend geglückt, viele Fragen bleiben allerdings dennoch offen. Nicht nur die Probleme mit den EU-Regeln sind nach wie vor ungelöst. Auch zahlreiche Bugs und die oben angesprochenen Kritikpunkte schmälern den ersten Eindruck. Meta betont, dass sich Threads noch in der Entwicklung befinde.
Twitter hat auf den Neuling zunächst mit der Androhung juristischer Schritte reagiert – Ausgang ungewiss. Ob der Dienst den Konkurrenzkampf auch an anderer Stelle aufnimmt, also etwa Neuerungen einführt, ist bislang nicht bekannt. Das Duell Twitter vs. Threads könnte also noch deutlich heißer werden, als es bereits ist.
Erste Kritik auch an Threads
Während sich Elon Musk und sein Netzwerk Twitter seit der Übernahme harscher Kritik ausgesetzt sahen, gibt es auch Vorbehalte gegen den Herausforderer Threads. Insbesondere die enge Verknüpfung mit Instagram ist Datenschützer:innen und Nutzer:innen ein Dorn im Auge.
Threads funktioniert nur mit einem Instagram-Account, Kontakte beider Plattformen werden automatisch übertragen. Möchtest Du die neue App löschen, musst Du gleichzeitig auch Dein Instagram-Konto aufgeben.
Neben den oben bereits angesprochenen Einschränkungen gibt es weitere Kritikpunkte. Diese betreffen insbesondere die limitierte Nutzung über die Web-Version. Diese eignet sich zwar zum Lesen, bietet ansonsten aber keine Funktionen. Möchtest Du selbst posten oder mit anderen Threads interagieren, ist dies nur über die App möglich. Nutzer:innen beschwerten sich außerdem bereits, dass ihre Timeline mit fremdem Content überflutet war.
Twitter drohte Threads beziehungsweise dem Mutterkonzern Meta nach Medienberichten auch bereits mit einer Klagewelle. Der Vorwurf: Meta habe internes Wissen aus der Twitter-Entwicklung für seinen neuen Dienst genutzt.