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Raumakustik verbessern: Top-Sound für jeden Raum per App
Aus dem Arbeitszimmer soll ein Tonstudio werden und das Wohnzimmer wird zum Heimkino: Gründe, die Raumakustik zu verbessern, gibt es zur Genüge. Nicht immer musst Du einen Akustiker beauftragen, um das Optimum aus den Gegebenheiten herauszuholen. In vielen Fällen genügt eine passende App – und eventuell ein Messmikrofon samt Vorstufe.
Im Bereich der Raumakustik wird unter anderem zwischen Direktschall, erster Reflexion und Diffusschall unterschieden. Klar ist, dass nicht nur Boden und Wände, sondern auch sämtliche im Raum vorhandenen Gegenstände sowie das verwendete Material die Akustik mehr oder weniger stark beeinflussen. Mit den richtigen Apps minimierst Du die Störeinflüsse und gelangst so zu beeindruckenden Hörerlebnissen.
Der akustisch optimale Raum
In einem akustisch optimal isolierten Raum ist idealerweise nur der Direktschall zu hören. Jegliche Reflexion wird mehr oder weniger komplett verschluckt und durch fehlende glatte Oberflächen und Gegenstände im Raum gibt es auch keinen Diffusschall. Wenn Du Dich schon mal in einer Schallkabine (beispielsweise beim Hörtest) aufgehalten hast, konntest Du sicher feststellen, dass Dein gesprochenes Wort so gut wie gar kein Echo erzeugt – während dies in normalen geschlossenen Räumen eher normal als ungewöhnlich ist.
Für den Heimbereich ist ein solcher Raum natürlich kaum zu realisieren und klingt unnatürlich. Dennoch sollten Raumreflexionen eher kontrolliert als unkontrolliert und in einem möglichst breiten Spektrum erfolgen, was entsprechendes, schallschluckendes Material an Wänden, Boden und Decke und möglichst wenige Gegenstände im Raum erfordert. Insbesondere Mehrfachreflexionen (verantwortlich für den Diffusschall) durch einander gegenüberliegende, glatte Oberflächen gilt es zu vermeiden.
So beeinflusst der Nachhall Deine Raumakustik
Die wichtigste Information für den Klang in Deinem Raum ist der sogenannte Nachhall. Er gibt an, wie lange ein Ton in Deinem Raum benötigt, um „abzuklingen”. Je länger also die Nachhallzeit ausfällt, umso mehr Reflexionen erfährt der Schall in Deinem Raum. Hierbei gibt es echte „Schallschlucker” wie Akustikmatten, Teppichflächen und Sofas, aber auch sogenannte Reflektoren wie PVC-Böden, glatte Decken oder Fliesen an der Wand. Natürlich tragen auch im Raum vorhandene Gegenstände dazu bei, den Schall zu reflektieren, was wiederum für mehr Diffusschall sorgt.
Video: YouTube/delamartv
Die Frequenzanalyse liefert weitere wertvolle Informationen
Bei der sogenannten Frequenzanalyse wird Dein Raum über einen breitbandig ausgelegten Echtzeit-Pegelmesser analysiert. Er untersucht, wie laut ein bestimmter Frequenzbereich an Deinem Messgerät ankommt. So erhältst Du wertvolle Hinweise darauf, ob es im Raum beispielsweise Resonanzen oder Frequenzen gibt, die durch Mobiliar oder das verwendete Material (zu) stark abgedämpft oder verstärkt werden.
Zur Messung derartiger Einflüsse werden Testsignale in Form von sogenanntem rosa oder weißem Rauschen eingesetzt, die dann entsprechend analysiert werden. Eine Korrektur solcher Schwierigkeiten lässt sich neben der Verwendung anderer Materialien und dem Umstellen von Mobiliar auch durch Einsatz eines sogenannten Equalizers bewerkstelligen. Dieser ist in der Lage, bestimmte Frequenzbereiche in gewissem Umfang zu verstärken oder abzusenken.
So misst Du die Raumakustik kostenlos via Smartphone und App
Um Deine Raumakustik zumindest einschätzen zu können, brauchst Du kein teures Equipment. Mit der kostenlosen ClapIR-App bekommst Du bereits einen ersten Eindruck. Nimm Dein Smartphone mit installierter App zunächst in einen Raum mit, dessen Akustik als optimal eingestuft werden kann (beispielsweise das Heimkino eines Freundes). Dort führst Du den in der App beschriebenen Klatschtest durch, indem Du einmal oder mehrmals nach Aufforderung in die Hände klatscht. Du erhältst eine detaillierte Analyse über Faktoren wie Hintergrundgeräusche, Nachhallzeit, Abklingverhalten und Geräuschspektrum. Je näher nun Dein zu optimierender Raum dem Referenzergebnis kommt, umso näher bist Du an Deinem Ziel.
Testsignale in Form des genannten rosa oder weißen Rauschens kannst Du Dir über YouTube oder über bestimmte Musikdienste besorgen. Diese spielst Du dann via Smartphone, mp3- oder CD-Player ab und installierst Dir die passende Mess-App auf Deinem Smartphone. Es gibt sogar Apps wie Spectroid für Android, die das entsprechende Geräusch gleich mit erzeugen können. Lade Dir die ClapIR-App kostenlos für Android oder für iOS herunter. Die Spectroid-App erhältst Du hier gratis für Android-Smartphones.
Video: YouTube/MONSTERTECH
Die Vorteile von kostenpflichtigen Apps und Messmikrofonen
Das in Deinem Smartphone eingebaute Mikrofon liefert bereits aussagekräftige Anhaltspunkte für Deine Raumakustik. Noch zuverlässiger funktioniert das Einmessen natürlich mit einer umfangreichen Frequenzanalyse und einem sogenannten Messmikrofon mit Vorstufe. Viele dieser Mikrofone sind in der Lage, ein viel breiteres Frequenzspektrum zu erfassen und auch feinste Lautstärkeunterschiede zu erkennen. Außerdem bieten kostenpflichtige Apps wie AudioTool für Android oder iAudioTool die Möglichkeit, nicht nur das Mikrofon umfangreich zu kalibrieren, sondern auch das oben erwähnte rosa und weiße Rauschen abzuspielen. Die Analysemöglichkeiten gehen ebenfalls weit über den Funktionsumfang der meisten kostenlosen Apps hinaus. Lade Dir AudioTool für Android oder iAudioTool für iOS kostenpflichtig herunter.
Zusammenfassung
- Für Tonstudios und professionelle Heimkinos ist eine optimale Raumakustik von besonderer Bedeutung.
- Der Klang eines Raumes wird unter anderem in Faktoren wie Direktschall, erste Reflexion und Diffusschall gemessen.
- Für eine erste Einschätzung Deiner Raumakustik gibt es kostenlose Apps, die das eingebaute Mikrofon Deines Smartphones verwenden.
- Einige dieser Apps sind auch in der Lage, Messgeräusche zu erzeugen.
- Mit teils kostenpflichtigen Apps und einem Messmikrofon kannst Du Deinen Raum unter fast schon professionellen Bedingungen optimieren.
In welchen Situationen ist Dir eine besonders gute Raumakustik wichtig? Was hast Du getan, um Reflexionen und Störeinflüsse zu minimieren? Wir freuen uns auf Deinen Kommentar.