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Poparazzi-App: Echte Social-Media-Momente als Alternative zu Instagram
Mehr social, weniger Selbstdarstellung – das verspricht die neue Foto-Sharing-App Poparazzi. Die neue Social-Media-Plattform will Momente aus dem echten Leben abbilden und könnte damit Abwechslung zu Instagram bieten. Was Dich bei Poparazzi erwartet und ob die App nach dem ersten Hype Erfolgspotential hat, erfährst Du jetzt.
Noch kurz ein Selfie im neuen Outfit, ein bisschen vor dem Spiegel posen oder mit Knutsch-Mund in die Handykamera lächeln: Solche Fotos wirst Du bei Poparazzi selten entdecken. Denn die neue Social-Media-App möchte der gekünstelten Selbstinszenierung einen Riegel vorschieben und soll echte Schnappschüsse aus dem Leben zeigen. Dafür setzt die Foto-Sharing-App nicht etwa auf ein völlig neues Konzept oder innovative Funktionen, sondern vor allem auf Verzicht.
Keine Selfies, keine Filter: Was kann die Poparazzi-App?
Vergleichbar ist die Poparazzi-App mit einer Light-Version von Instagram: Du kannst Fotos machen und diese teilen, bis zu neun Bilder gleichzeitig hochladen und aus den Serienaufnahmen GIFs generieren. Die Crux liegt darin, dass Du auf Deinem Profil keine Selfies posten kannst, sondern nur Fotos von anderen Personen. Damit Bilder von Dir auf Deinem Profil erscheinen, müssen diese von anderen Nutzer:innen hochgeladen werden. Das erklärt auch, warum Du in der Poparazzi-App nur die Hauptkamera nutzen kannst und der Selfie-Modus deaktiviert ist. Auch Filter suchst Du vergeblich, so dass Du die Aufnahmen nicht direkt bearbeiten kannst. Wer partout nicht auf Schönheitskorrekturen verzichten möchte, kann aber eine Hintertür nutzen: Gespeicherte und bereits bearbeitete Fotos von Deinem Smartphone lassen sich nämlich ebenfalls hochladen. Auf diese Weise könntest Du theoretisch auch Selfies posten. Aber: Um den Upload abzuschließen, muss auf jedem Bild mindestens eine weitere Person zu sehen und markiert sein.
Liken ja, chatten nein: Wie viel „social” steckt in der Poparazzi-App?
Das Konzept erklärt auch den Namen der Poparazzi-App: Die Schnappschüsse sollen wirken, als wären sie von Paparazzi geschossen und veröffentlicht worden. Die Absicht dahinter klingt zunächst gut: Poparazzi soll User:innen den Druck nehmen, nur perfekte Momente zu teilen und sich mit teils völlig verfremdeten Hochglanzbildern zu messen. Statt Perfektion, Inszenierung und Selbstdarstellung wünschen sich die Macherinnen eine Rückbesinnung auf das „social” in Social Media. Diesem Ansatz widerspricht jedoch die Tatsache, dass Du Dich über Poparazzi nicht direkt mit Freund:innen und Follower:innen austauschen kannst. Im Gegensatz zu Instagram bietet die App keine Direkt-Nachrichten, keine Kommentarfunktion und auch keine Hashtags. Likes und Views der Posts sind hingegen sichtbar. Außerdem kannst Du aus einer Palette unterschiedlicher Reactions auswählen, wie Deine Bilder gefunden werden sollen.
Die Sache mit der Privatsphäre: Jede:r Follower:in ist ein Vertrauensbeweis
Nochmal zum Mitschreiben: Andere Personen machen Fotos von Dir und veröffentlichen diese in einem sozialen Netzwerk? Das klingt für die meisten Menschen eher abschreckend und nach Situationen, die sie sonst mit entsprechenden Privatsphäre-Einstellungen versuchen zu vermeiden. Tatsächlich ist das Ganze auch rechtlich kritisch. Deshalb haben die Poparazzi-Erfinder die Grundidee ein wenig abgemildert. Mit der App kann zwar jeder Fotos von Dir machen, aber nur Nutzer:innen, denen du folgst, können diese direkt in Deinem Profil posten. Wirst Du von Personen markiert, denen Du nicht folgst, musst Du dem Upload des Bildes erst zustimmen, bevor es in Deinem Profil erscheint. Wenn Du mit einem Schnappschuss nicht einverstanden bist, kann es auch nachträglich wieder entfernt werden. Außerdem lassen sich Nutzer:innen blockieren, damit diese keine Fotos auf Deinem Profil posten können. Bist Du auf einem Gruppenbild mit anderen markierten Personen abgelichtet, kann dieses dann aber trotzdem auf der Plattform erscheinen, ohne dass Du es siehst oder benachrichtigt wirst.
Poparazzi-App setzt auf Netzwerk-Effekte und echte Freundschaften
Du merkst schon: Die Schnappschuss-Sharing-Idee von Poparazzi gleicht einem Vertrauenstest. Bei der Überlegung, wem Du folgen möchtest, stellt sich immer auch die Frage, wem Du vertraust, dass er oder sie keine allzu peinlichen oder unangemessenen Bilder von Dir hochlädt. Spaß machen und funktionieren kann die App also nur, wenn Du sie gemeinsam mit guten Freunden und Bekannten nutzt. Darauf wirst Du bei der Anmeldung auch mit einem Pop-up-Fenster hingewiesen, wenn Du den Vorschlag, weitere Freund:innen einzuladen, überspringen möchtest. An dieser Stelle zeigt sich ein weiteres Manko in Sachen Datenschutz: Um einen Account erstellen zu können, fordert die Poparazzo-App nicht nur Deine Telefonnummer, sondern auch die Freigabe aller gespeicherten Kontakte auf Deinem Handy. Selbst wenn der Download der iOS-App bislang kostenfrei ist, bezahlst Du am Ende also mit Deinen Daten.
Nicht ganz aus dem Nichts: Poparazzi startet in den App-Charts durch
Hinter Poparazzi stehen die Brüder Alex und Austin Ma, die bereits 2019 ihre Social-Audio App TTYL („Talk to you later“) im App Store platziert haben. Da der große Durchbruch ausblieb, sind sie bei ihrer neuen Foto-Sharing-App strategisch durchdachter vorgegangen. Laut der Online-Marketing-Agentur OMR stieg Poparazzi kurz nach dem Launch in 53 Ländern in die Top 10 der App-Charts ein, darunter auch in Deutschland. Ob der Hype um die App wieder wie ein Strohfeuer erlischt oder sich als echter Social-Media-Trend durchsetzen kann, ist aktuell schwer absehbar. Fest steht aber, dass es klassische Influencer mit Poparazzi schwer haben werden. Schließlich können sie das eigene Profil nur mit Inhalten füllen, die andere von ihnen hochladen. Zudem ist die Zahl der Follower nicht einsehbar.
Echte Social-Media-Momente: Kurzer Hype und zukunftsweisender Trend?
Foto-Sharing kennen wir von Instagram, Freunde markieren von Facebook und den Reality-Charakter von interaktiven Livestreaming-Portalen wie Twitch. Poparazzi mischt mehrere Social-App-Konzepte, die erfolgversprechend scheinen. Wie schnell der Hype um eine vermeintlich zukunftsweisende App wieder abebben kann, zeigt jedoch das jüngste Beispiel von Clubhouse. Nach großem, medialem Wirbel und dem Interesse prominenter Nutzer:innen ist es in den virtuellen Talk-Rooms der Live-Audio-App wieder still geworden.
Was die Poparazzi-App mit Clubhouse gemeinsam hat, ist, dass sie bislang nur für iOS verfügbar ist. Eine Android-Version ist jedoch laut der Macher bereits in Arbeit. In jedem Fall ist das Timing für den Launch zum aktuellen Abflachen der Pandemie clever gewählt. Gelegenheiten, uns mit und von Freund:innen ablichten zu lassen, wird es diesen Sommer hoffentlich viele geben, und der Wunsch, diese Momente ungefiltert mit der Welt zu teilen, ist vielleicht größer als je zuvor. Vorausgesetzt, dass sich in Deinem Freundeskreis genug Leute von bisherigen Eitelkeiten frei machen können, könnte die Poparazzi-App eine interessante Alternative zu Instagram sein.
Hast Du die Poparazzi-App schon ausprobiert oder möchtest sie bald herunterladen? Schreib uns, ob die neue Social-App für Dich Potenzial zur echten Instagram-Alternative hat!